Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Stadt auf und machte sich mit seiner neuen Umgebung vertraut. Nachdem es aus der Verfemung gekommen war, hatte es rasch den Menschen getötet, der ihm den Übertritt aus der Verfemung erleichtert hatte, hatte ihn aufgesaugt wie ein Schwamm das Wasser, hatte Fleisch und Knochen und Blut verzehrt, aber seine Erinnerungen und Eigenschaften und die Haut aufbewahrt, um sich tarnen zu können. Das Moric war ein Dämon und zugleich ein Gestaltwandler. Während die meisten Gestaltwandler nur vortäuschen konnten, ein anderes Wesen zu sein, vermochte das Moric einen anderen zu verschlingen und zu ihm zu werden. Diese Fähigkeit war ausgesprochen nützlich, besonders in dieser Welt, in der es sonst sofort aufgefallen wäre.
Durch den Tod der Frau hatte es sein Geheimnis bewahrt, und ihre Haut hatte es ihm ermöglicht, die Festung der Druiden zu verlassen. Dort wohnten zu viele Anwender von Magie, weshalb das Moric sich an diesem Ort nicht wohl fühlte. Denn obwohl es über große Macht verfügte, konnte es gegen eine solche Anhäufung von Magie nicht ankommen. Außerdem hatte es sich von den Druiden genommen, was es brauchte. Fehlgeleitet und korrupt wie sie waren, hatten sie den angebotenen Verführungen nachgegeben und unwissentlich die Tür zu seinem Gefängnis aufgestoßen. In ihrer verzweifelten Bemühung, die eigene Gier zu befriedigen, hatten sie nicht darüber nachgedacht, was sie eigentlich taten. Wie leicht sie zu beeinflussen waren! Zuerst die Frau, deren Haut es nun bewohnte, dann diejenige, die ihren Hass auf diesen anderen Menschen teilte, den das Moric als Einzigen fürchtete. Wäre diese Menschenfrau nicht verraten und in die Verfemung geschickt worden, um dort seinen Platz einzunehmen, befände er sich noch immer in der Welt von Jarka Ruus. Doch mit seiner Hinterlist und seinen Trugbildern hatte der Straken-Lord sie alle getäuscht, und zum ersten Mal seit Jahrhunderten befand sich ein Dämon auf freiem Fuß.
Dennoch würde seine Befreiung vergeblich sein, wenn das Moric nicht erreichte, wozu man es gesandt hatte. Dieser Mensch Dunsidan war der Schlüssel. Als das Moric in diese Stadt gekommen war, hatte es das nicht geahnt, da sein Plan noch nicht zu Ende gedacht war und es zunächst nur beabsichtigt hatte, eine Möglichkeit zu finden, seine menschliche Tarnung einzusetzen.
Gestern jedoch hatte es das Vorhaben entdeckt, welches der Mensch Dunsidan um jeden Preis geheim halten wollte. Es hatte die Waffe gesehen, die er bauen ließ, und die Hoffnungen, die er damit für den Kampf gegen andere Menschen verband. Das Moric hatte zugeschaut, wie der für den Bau verantwortliche Mann mit den Kristallen spielte. Es hatte Dunsidan beobachtet, während er die Waffe ausprobierte und binnen Sekunden Löcher durch dicke Metallplatten brannte. Das war ausgesprochen interessant. Die Menschen betrachteten diese Waffe als Werkzeug des Krieges. So kurzsichtig war das Moric nicht.
Die Stadt lag im Schlafe, und das Moric konnte frei durch die Straßen und Gassen ziehen. Die wenigen Menschen, denen es begegnete, bemerkten es gar nicht. Es kletterte Wände hinauf oder verbarg sich in der Dunkelheit und wartete, bis die Passanten vorüber waren. Leicht hätte es sie töten können, und das hätte es auch genossen, aber es war aus einem anderen Grunde hier und durfte sich solche Abschweifungen nicht erlauben. Sein besonderer Wert lag nicht nur in seiner Anpassungsfähigkeit, sondern auch in seiner zielstrebigen Entschlossenheit. Später würde genug Zeit sein, Menschen zu töten, wenn es seine Aufgabe erledigt hätte. Als es den Eingang zu seinem Versteck erreichte, schaute es sich um, ehe es durch das Gitter nach unten kroch. Der Kanal hieß ihn mit seinem süßen Geruch willkommen, und eilig machte es sich auf zu den kalten, düsteren Katakomben. Es war der einzige Ort in dieser erbärmlichen Welt, der es ein wenig an die eigene erinnerte. Hier fand es Frieden und Behaglichkeit. Eines Tages, so versprach es sich, würde diese ganze Welt so sein.
In den Tunneln unter der Erde herrschte undurchdringliche Dunkelheit, und das Moric fand einen Platz, der einige Zoll im stinkenden Wasser und in den Fäkalien lag, und hier ließ es sich zum Schlafen nieder.
Zehn
Bereits aus einer Entfernung von mehreren Meilen sah Grianne die Festung zum ersten Mal. Die Burg stand auf einem Plateau hunderte Fuß hoch auf einem großen Berg. Die Silhouette zeichnete sich schwarz gegen den leeren Horizont ab, zwischen grauem Dunst und tief
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