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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erzeugten einen dicken rauchigen Dunst im Gang. Von irgendwo drang durch Lüftungsschächte frische Luft ein, doch nicht genug, um den Dunst aufzulösen. Die Flammen flackerten, das Pech zischte, und Grianne warf einen Schatten an die Steinwände, wenn sie durch das Licht ging.
Kein Ort, von dem viele entkommen,
dachte sie.
    Sie betrachtete die Ketten, die sie trug, und sah sich, wie ihre Häscher sie sahen - ein Tier an der Leine, ein Wesen, gedacht, um zur Schau gestellt zu werden, eine Kreatur, die den Besitzer amüsieren sollte, ein Sammelstück. In ihren eigenen Augen war sie auf die niedrigste Stufe der Existenz reduziert worden, doch ihre Häscher waren der Ansicht, sie wurde behandelt, wie sie es verdiente. In der Welt von Jarka Ruus zählten Menschen weniger als Tiere. Dämonen und Dämonenartige standen an der Spitze der Nahrungskette; Menschen waren höchstens eine Kuriosität. Lustig, doch so hatte sie die Sache noch nie betrachtet. Überhaupt hatte sie wenig über die Verfemung nachgedacht. Sie gehörte zu den Tatsachen des Lebens, war jedoch vom täglichen Einerlei so weit entfernt, dass man ihr kaum Beachtung schenkte.
    Bis jetzt. Denn plötzlich war sie der Mittelpunkt ihres Lebens. Hobstull blieb vor einer der Türen stehen, steckte einen Schlüssel ins Schloss und öffnete. An der Kette zog er sie hinein, drehte sie um, löste die Kette und ging wieder hinaus. Einen Moment schaute er sie noch auf diese Weise an, die ihr mittlerweile vertraut war, dann schlug er die Tür zu und schloss ab.
    Grianne Ohmsford, Ard Rhys des Druidenordens, starrte hilflos in die Dunkelheit, die sie umfangen hatte.

Elf
    Starr vor Unentschlossenheit und gelähmt von dem Gefühl, verloren zu sein, stand sie lange Zeit reglos da. Die Dunkelheit und die Einsamkeit schienen nur noch zu bestätigen, wie verzweifelt ihre Lage geworden war. Alles, was ihr vertraut war und worauf sie sich verlassen hatte, hatte man ihr genommen - ihre Freunde und ihre Familie, ihr Heim und ihr Eigentum, ihre gesamte Welt. Der Schmerz und die Demütigung, die sie durch die Hand des Straken-Lords erlitten hatte, erschütterten ihr Selbstvertrauen. Alles, worauf sie sich gestützt hatte, sogar ihr Begriff davon, wie die Welt im Innersten funktionierte, war so komplett verschwunden, dass es unvorstellbar schien, es jemals wieder zu finden.
    Schließlich sank sie auf die Knie, hockte auf dem Steinboden der Zelle und weinte. Seit langer Zeit hatte sie nicht mehr geweint, und sie hätte es auch jetzt nicht getan, wäre sie fähig gewesen, die Tränen zu unterdrücken. Vielleicht würde es jemand hören und damit verstehen, wie sehr sie am Boden zerstört war. Jahrelang hatte sie jedes Gefühl der Schwäche verborgen - zunächst als Ilse-Hexe und später als Ard Rhys. Seit sie ein kleines Kind gewesen war, hatte sie sich geschützt, indem sie ihre Gefühle versteckte. Doch diese Methode des Selbstschutzes hatte sie zusammen mit all dem anderen verloren.
    Nachdem sie sich ausgeweint hatte, wischte sie sich das Gesicht an der Schulter ab, trocknete die Tränen und starrte leeren Blicks in die Dunkelheit. Der Schlitz in der schweren Zellentür ließ ein wenig Licht ein, und nach einer Weile hatten sich ihre Augen der Düsternis angepasst, so dass sie ihre Umgebung vage erkennen konnte. Ihre Zelle maß ungefähr drei Meter im Quadrat, enthielt ein Bett mit Stroh, einen Eimer und einen Abfluss in der Mitte. Zu essen oder zu trinken fand sie nichts. Das Bett hatte keine Decke. Außer dem Bett gab es keine Sitzgelegenheit.
    Sie prüfte die Handschellen an den Unterarmen, die mit dem Ledergurt an ihren Bauch gebunden waren, und dann prüfte sie auch den Gurt. Weder das eine noch das andere gab nach. Sie rollte den Kopf hin und her, um ein Gefühl für die Dicke des Zauberbands zu bekommen, aber ohne es zu sehen oder mit den Händen zu ertasten, konnte sie nichts erkennen. Die Verschlüsse von beidem befanden sich in ihrem Rücken, unsichtbar und unerreichbar. In der Zelle gab es nichts, worin sie sich spiegeln konnte. Sie holte tief Luft, um sich innerlich aufzurichten, und atmete aus. An dieser Stelle würde sie keine Hilfe finden.
    Sie erhob sich, ging zur Tür und spähte durch den Schlitz in den Gang. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte sie weitere Zellentüren sehen. Die Fackeln flackerten und erzeugten Licht und Schatten, doch gab es kein erkennbares Muster. Sie hörte schwache Geräusche von Bewegungen und leises Reden, vermochte jedoch die Quellen

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