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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Metallbügel, dessen zwei Enden an der Tür befestigt waren. Keine Hilfe. Aber als sie die Angeln begutachtete, fand sie an der unteren Haspe einen eisernen Nagel, der sich gerade weit genug aus der Wand gelöst hatte, um ihr als Haken dienen zu können.
    Die nächste Stunde beschäftigte sie sich damit, die Zunge des Gurts durch die Schnalle zu ziehen. Währenddessen lauschte sie nach Geräuschen, die ihre Gefängniswärter verursachten, nach Schritten oder nach dem Quietschen einer Tür, die geöffnet wurde. Sie hörte nichts.
    Am Ende der Stunde hatte sie die Zunge durch die Schnalle gezogen und nahm sich nun den Dorn vor. Das war schwieriger, denn das Leder musste weiter zurück und mit größerer Kraft angezurrt werden. Sie mühte sich ab, bis sie erschöpft war, ruhte sich aus, dann versuchte sie es wieder. Irgendwann ging ihr die Kraft aus, und sie schlief ein.
    Sie wachte auf, als ihre Zellentür geöffnet wurde. Hobstull trat mit ausdrucksleerer Miene ein, sein Haarknoten wippte leicht bei seinen gemächlichen Bewegungen. Er trug ein Tablett mit einem Becher Wasser und unidentifizierbarem Essen. Das stellte er an der Tür ab, warf Grianne einen beiläufigen Blick zu, ging wieder hinaus und verschloss die Tür hinter sich.
    Nachdem er fort war, erhob sie sich und ging zu dem Tablett. Da ihre Hände gefesselt waren, war es ihr nicht möglich, sie zum Essen zu Hilfe zu nehmen. Also war sie gezwungen, sich hinzuknien, um zu essen und zu trinken wie ein Tier. Ihr Zorn flammte von neuem auf, doch verzehrte sie alles. Sie brauchte Kraft für das, was vor ihr lag, und vor ihr lag die Freiheit.
    Als sie fertig war, setzte sie die Arbeit an der Schnalle fort. Sie war körperlich und emotional gestärkt, und sie mühte sich noch lange, nachdem ihr der Verstand gesagt hatte, dass es keinen Zweck habe. Allerdings fiel ihr nichts Besseres ein, was sie versuchen oder planen konnte. Manchmal, das wusste sie aus Erfahrung, war es das Beste, einfach weiterzumachen, anstatt eine neue Richtung einzuschlagen. Erfolgsaussichten entzogen sich meist der genauen Einschätzung. Ausdauer im Angesicht des Scheiterns hingegen brachte immer etwas ein.
    Am Ende wurde sie belohnt. Viele Stunden später löste sich der Dorn aus dem Loch und der Schnalle, und der Gurt fiel ihr vom Bauch. Plötzlich hielt sie ihn in der Hand und starrte ihn schockiert einen Moment lang an, ehe Erleichterung und Befriedigung sie erfüllten. Die Handgelenke waren zwar noch durch die Ketten gebunden, daher konnte sie sich nicht komplett befreien, aber ihre Reichweite hatte sich enorm vergrößert, und sie war in der Lage, das verhasste Zauberband abzunehmen.
    Doch noch bevor sie die Suche nach dem Verschluss begann, zögerte sie. Möglicherweise würde das Halsband auf ähnliche Weise reagieren wie zuvor. Außerdem würde der Straken-Lord vielleicht alarmiert, wenn sie sich daran zu schaffen machte. Beides konnte sie nicht riskieren, ehe sie die Festung weit hinter sich gelassen hatte. Ließ sie das Zauberband jedoch am Hals, konnte sie ihre Magie nicht einsetzen, um sich zu beschützen oder um sich ihre Flucht überhaupt zu ermöglichen. Damit erschwerte sich die Situation, ehe Grianne noch einen Weg aus der Zelle gefunden hatte.
    Das war viel verlangt. Womöglich zu viel.
    Widerwillig senkte sie die Hände. Sie würde das Band zunächst weiter tragen und alles andere auf sich zukommen lassen. Sie untersuchte also die Verschlüsse und die Ketten, mit denen ihre Hände an den Gürtel gefesselt waren. Das Eisen, aus dem sie gefertigt waren, würde sich nicht leicht verbiegen lassen, und ihr fehlte das richtige Werkzeug für diese Arbeit. Sie würde die Ketten erst loswerden, nachdem sie die Zelle verlassen und ein Hilfsmittel gefunden hätte.
    Dann hörte sie lautes Scharren von Stiefeln vor ihrer Tür. Sofort trat sie zur Seite, schloss die Hände um den schweren Gurt und zog ihn vor die Brust. Ein Schlüssel wurde umgedreht, und das Schloss öffnete sich mit leisem Klicken. Dann ging die Tür auf und ließ das Fackellicht ein. Ein Goblin trat ein und bückte sich, um das Tablett aufzuheben, das Hobstull ihr gebracht hatte. Grianne nahm ihre letzte Kraft zusammen und schlug dem Goblin den Gurt ins Gesicht. Der Goblin brach lautlos zusammen. Sie dachte darüber nach, ob sie ihn getötet hatte, aber deswegen konnte sie sich jetzt keine Sorgen machen. Sie zerrte den Gefängniswärter zur Seite, wo man ihn von der Tür aus nicht gleich sah, nahm ihm die Schlüssel

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