Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
zurückgekehrt war. Bis zu diesem Zeitpunkt war seine Lebensspanne nicht viel länger als sein Arm. Er musste seine Tante finden, und zwar schnell, ehe ihm das Glück den Rücken zukehrte.
Er ging weiter, wollte nicht zurückschauen, und schlug ungefähr die Richtung ein, die er für die richtige hielt. Den Dunkelstab hielt er gesenkt und benutzte ihn nicht, weil er fürchtete, die Runen zum Leben zu erwecken.
Erst nach einer halben Meile konnte er das Krachen der Knochen nicht mehr hören.
Zweiundzwanzig
Gleichgültig, wie böse sie ihn anstarrte, er hörte einfach nicht damit auf.
»Solche Macht, Straken-Königin! Solch unglaubliche Macht! Niemand kann dir das Wasser reichen - niemand, der lebt oder je lebte! Ich habe sofort gespürt, dass du etwas Besonderes bist, Grianne von den Bäumen! Als ich dich aus meinem Versteck sah und erkannte, wer du bist, wusste ich auch,
was
du bist! Es stand dir in den Augen geschrieben, man konnte es sehen an der Art, wie du dich bewegst. Ich hörte es in deiner Stimme, als du das erste Mal mit mir gesprochen hast. Du bist in einem Gefängnis erwacht, in das dich deine Feinde geschickt haben, um dich zu vernichten, und dennoch zeigst du keine Angst!
Das
ist der Beweis wahrer Macht!« Sie ließ ihn plappern, vor allem, weil sie nicht wusste, wie sie ihn zum Schweigen bringen sollte. Weka Dart war ein Energiebündel, das von einer Höhlenwand zur anderen pendelte und über unebenen Boden huschte, hierhin und dorthin lief, voranstürmte und wieder umkehrte, ein wildes Wesen, das versuchte, sich Luft zu machen. Vermutlich konnte er selbst nichts daran ändern; so war er eben, eine Kreatur unbeherrschbarer Launen und Bedürfnisse. Schon auf der Reise zum Gegenstück des Hadeshorns in der Verfemung hatte er sich so benommen, und demnach überraschte sein Überschäumen sie nicht.
Auf jeden Fall war sie zu müde, um mehr zu tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzen und weiterzumarschieren.
»Wie weit ist es noch?«, fragte sie irgendwann.
»Nicht mehr weit, nicht mehr weit«, versprach er, rannte herbei und ergriff ihre Hand, die sie ihm gereizt entzog. »Die Tunnel vor uns führen direkt auf den Pashanon, und dann sind wir wieder draußen in der frischen Luft und im Licht!«
Alles war relativ, nahm sie an, und stellte sich diese Welt vor, die sie mit ihrer stinkenden Luft und dem schmuddeligen Himmel erwartete. Sie würde keine frische Luft und kein helles Licht erleben, bis sie nicht in ihre eigene Welt zurückgekehrt war. Erneut dachte sie an den Jungen, der kommen sollte, um sie zu finden, an die Rettung, die ihr der Dämonenlord versprochen hatte. Das alles erschien ihr so unmöglich, und sie konnte es kaum als Wahrheit akzeptieren. Aber wenn es nicht stimmte, wäre sie hier für immer gefangen. Also nährte sie die schwache Hoffnung, dass der Junge irgendwann auftauchen würde, ob nun genau den Worten des Versprechens entsprechend oder auf eine eher übertragene Weise. Allerdings musste es bald geschehen, sonst wäre sie am Ende ihrer Kräfte. Sie ließ sich einen Moment Zeit, um die Richtigkeit dieser Erkenntnis einzuschätzen, und fand sie bestätigt. Es geschah auf ganz subtile Weise - die sie kaum rückgängig machen konnte, solange sie in der Verfemung eingesperrt wäre. Ihre Körperkraft war erschöpft, was an der schlechten Ernährung lag, am Schlafmangel und an den schwächenden Auseinandersetzungen, die sie mit Tael Riverine geführt hatte. Aber auch seelisch und emotional war sie entkräftet, und das viel direkter und schonungsloser. Mehrfach war sie gezwungen gewesen, Magie einzusetzen, und jedes Mal hatte sie gespürt, wie sich in ihr etwas veränderte. Schlimm genug, dass sie die Magie überhaupt anwenden musste übler war die entsetzliche Art und Weise. Die Anpassung an die Furien hatte in ihrer Seele etwas brechen lassen. Der Widerstand gegen das Zauberband hatte ihr fast jeglichen Antrieb geraubt. Doch die Konfrontation mit dem Graumth hatte sie auf eine neue Ebene der Verzweiflung geführt, auf der ihr so viele üble Gefühle entgegengeschlagen waren, dass sie sich regelrecht davor fürchtete, erneut Magie zu beschwören. Es war die Art, wie das Wunschlied reagiert hatte. Sie sollte dankbar sein, dass sie nach allem, was sie durchgemacht hatte, überhaupt noch darauf zurückgreifen konnte. Deshalb hätte sie seine Erscheinung begrüßen sollen. Die Wucht seiner Reaktion hatte sie hingegen erschreckt. Das Wunschlied war nicht nur stärker gewesen als
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