Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Verstecken? Warum sollten wir uns verstecken, Straken-Königin? Wenn wir in deine Welt wechseln wollen, sollten wir dort sofort hingehen.«
Sie seufzte. Ihr war entfallen, dass sie ihm nichts von dem Jungen erzählt hatte, von der Notwendigkeit, diesen Jungen zu finden, ehe sie irgendwohin gehen konnte. »Vielleicht gelingt uns das nicht«, sagte sie.
Er fuhr zu ihr herum, die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was meinst du mit:
Vielleicht gelingt uns das nicht?
Was meinst du damit, Grianne von den gebrochenen Versprechen?«
Sie durfte seine Frechheit oder seine Aufsässigkeit nicht tolerieren, nicht jetzt und nicht angesichts dessen, was auf dem Spiel stand. Daher packte sie ihn vorn am Hemd und zog ihn zu sich heran. »Du stellst hier nicht die Fragen, kleiner Ulk Bog!«, zischte sie. »Ich habe dir kein Versprechen gegeben, wie das geschehen soll. Oder dass es geschehen wird. Ich habe dir auch gesagt, es bestehe die Chance, dass ich möglicherweise weder dir noch mir selbst helfen kann!«
Daraufhin zischte er sie an, ließ den Kopf sinken und schmollte. »Ich habe es doch gar nicht so gemeint. Du hast mich nur aufgeregt. Und verängstigt. Ich dachte, du hättest einen Plan.«
Sie ließ ihn los. »Ich habe einen, aber dafür brauche ich Hilfe aus meiner eigenen Welt. Jemand ist unterwegs auf der Suche nach mir, jemand, der ohne Hilfe von Tael Riverine in die Verfemung gelangen kann. Wir müssen warten, bis derjenige auftaucht. Ich weiß nicht, wann das der Fall sein wird. Aber falls es nicht passiert, ehe wir die Drachenkette erreichen, könnte es notwendig werden, dass wir uns für eine Weile verstecken. Verstehst du?«
Er nickte mürrisch. »Ich verstehe.«
»Dann denke darüber nach, wo wir unterschlüpfen können, und spar dir dein Misstrauen!«
Sie versetzte ihm einen Stoß, und er lief los und huschte durch das hohe Gras. Es hatte keinen Sinn, ihm alles zu erzählen. Bestimmt nicht, dass sie auf einen geheimnisvollen Jungen wartete, auf etwas, das sie selbst kaum glauben konnte, auf ein Wunder. Auch gefiel es ihr nicht, dass sie ihm gesagt hatte, sie würde versuchen, ihn aus der Verfemung mitzunehmen. Das hätte sie nicht getan, wenn sie sich auf andere Weise seiner Hilfe hätte versichern können. Dabei hatte sie keine Ahnung, ob es überhaupt eine Möglichkeit gab, ihn zu befreien. Oder ob es eine gute Idee war. Eigentlich hielt sie nichts davon. Andererseits hätte sie alles gesagt oder getan, um Tael Riverine zu entfliehen und seinen Plan zu durchkreuzen, ihm Nachwuchs zu gebären. Bei diesem Gedanken erschauerte sie. Lieber würde sie sterben, als erneut in seine Gefangenschaft zu geraten.
Sie schleppten sich durch das schwindende Tageslicht weiter, und die Nacht folgte ihnen westwärts, legte sich langsam über das Flachland und überholte sie. Sie ließen das Sumpfgebiet hinter sich und erreichten dahinter trockenes Gelände, eine raue Ebene, auf der das Gras so trocken wie alte Knochen war und unter ihren Füßen knisterte. Vor ihnen dehnte sich das Land kahl und leer aus und war von tiefen Schluchten durchzogen, während an anderen Stellen Hügel aufragten.
Nach einer Weile kam Weka Dart zu ihr und ging neben ihr. »Ich habe das nicht so gemeint, was ich vorhin gesagt habe.« Er sah sie aus den scharfen, ruhelosen Augen an und wandte den Blick rasch ab. »Ich weiß, du wirst deine Versprechen einhalten. Du hast mich nicht angelogen. Wenn jemand gelogen hat…« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann auch nichts dagegen tun. Ich habe mein ganzes Leben lang immer gelogen, aber so sind Ulk Bogs eben. So leben wir. So überleben wir. Wir lügen, damit andere keinen Vorteil erringen.«
»Ich glaube, Lügen ist gar nicht so gut wie du denkst«, erwiderte sie. »Weißt du, was man über Lügen sagt? Es heißt, Lügen würden sich irgendwann gegen einen selbst wenden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte nur sagen, dass ich mich bestimmt ändere, wenn du mich in dein Land mitnimmst. Ich werde nie wieder lügen. Oder zumindest werde ich mir sehr viel Mühe geben. Ich werde ein guter Gefährte für dich sein, Grianne mit den sanften Augen. Ich werde dir bei deiner Arbeit helfen, worin die auch bestehen mag. Du wirst sehen, ich werde dir immer zur Verfügung stehen. Hier würde ich den Befehlen eines Straken folgen, um am Leben zu bleiben. Ich würde es tun, weil ich keine andere Wahl habe. Doch bei dir wird das anders sein.
Ich werde deinen Befehlen gehorchen, weil ich es will. Weil
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