Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
sehen war.
»Dieser Stab«, sagte Khyber zu dem Dämonen, der den Talisman gebannt anstarrte, »hat einen besonderen Nutzen.«
Sie nickte Pen zu, der seine Gedanken auf die Verfemung und deren Kreaturen konzentrierte. Sofort stellte sich die Verbindung her, und die Runen flammten grell auf und blendeten rot leuchtend, stärker als die helle Morgensonne. Pen sah, wie sich dieses Glühen heiß und lebhaft in den Augen des Dämonen spiegelte.
Khyber trat näher an den Dämonen heran, so dass nur er sie hören konnte. »Der Stab verleiht dem Besitzer die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken, die in seiner Nähe sind. Ihr seht es ja selbst. Außerdem gibt er dem Besitzer Einsicht in das Denken derjenigen, mit denen er verhandelt, stellt ein Fenster dar zu ihren Meinungen und Sorgen. Er ist sehr nützlich, wenn man erfahren möchte, wie man jemanden am besten überreden kann.« Inzwischen tanzten Bilder der Runen in wilden Mustern über den Stab und schwirrten um Pen herum durch die Luft. Unter den Föderationssoldaten machte sich aufgeregtes Gemurmel breit. Der Dämon blinzelte, und sein Blick drückte nun Gier und Vorfreude aus. Er wollte den Stab; er musste ihn haben.
»Nehmt Ihr das Geschenk meiner Herrin an?«, drängte Khyber vorsichtig.
Sen Dunsidans besorgtes Gesicht zog sich glatt, und die Augen des Dämonen glänzten. »Es ist mir eine Ehre.«
Khyber sah erneut Pen an, und er trat gehorsam vor, senkte den Blick gleichermaßen aus Furcht vor dem, was nun geschehen würde, als auch aus Angst vor dem Dämonen selbst. Als er bis auf drei Fuß an ihn herangekommen war, streckte er den Arm aus und neigte den Stab in Richtung des Premierministers. Der Dämon griff danach und zögerte plötzlich. Pen glaubte, ihm stocke das Herz.
Dann begann Sen Dunsidan breit zu lächeln und schloss die Hand um den Stab.
Von dem Augenblick an, in dem er den Stab gesehen hatte, wusste der Dämon, dass er ihn besitzen wollte. Es war kein rationales Verlangen. Vielmehr handelte es sich um einen Zwang, der sich jeder Erklärung entzog und über jede Vernunft erhaben war. Dieser Drang war überwältigend, und der Dämon konnte den Worten der Druidin kaum folgen, als sie den Nutzen des Stabes erklärte. Und als der Junge ihm den Stab hinhielt und die Runen auf der polierten Oberfläche mit hypnotischem Leuchten aufflammten, konnte der Dämon nicht mehr widerstehen. Der Stab musste ihm gehören. Der Dämon war der rechtmäßige Eigentümer und musste ihn besitzen. Alles andere war gleichgültig. Die Zerstörung des Ellcrys. Die Pläne, die Mauer der Verfemung einzureißen. Alles.
Trotzdem zögerte er eine Sekunde, als ihm der Stab gereicht wurde, und ein schwacher Verdacht regte sich angesichts der Intensität der unerklärlichen Anziehungskraft.
Dennoch ergriff er den Stab, und in diesem Moment erkannte er seinen Fehler. Die Runen brannten wie kleine Flammen, als der Dämon die Hand um das beschnitzte Holz legte, und eine Art von Feuer loderte als Reaktion in dem Dämonen auf. Es war das Feuer des Besitzes, der Übertragung und der Magie, ein Feuer, das reinigen und läutern sollte. Sofort spürte es der Dämon und wollte zurückweichen. Doch seine Finger ließen nicht los. Sie hatten begonnen, von ihm losgelöst zu existieren, und egal, wie sehr der Dämon den Stab fallen lassen wollte, es gelang ihm nicht. Dann schrie er, ein Laut, der die Luft zerriss und selbst die hartgesottensten Föderationssoldaten zurückweichen ließ. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte seinen Trotz und seinen Zorn heraus. Einige Männer der Besatzung, darunter auch der Kapitän, rannten herbei, um ihm zu helfen. Doch der Dämon schlug mit der freien Hand nach ihnen, und seine Krallen durchschnitten dabei die tarnende menschliche Haut über seinen Fingern und zerfetzten die Männer, die blutüberströmt auf dem Deck zusammenbrachen. Der Junge hielt das andere Ende des Dunkelstabs fest und starrte den Dämon mit aufgerissenen Augen an. Er wusste, was hier passierte, erkannte der Dämon. Voller Wut schnappte er nach ihm und wollte ihn zu sich heranziehen. Doch der Junge duckte sich, und eine der Druidinnen rief ihm zu, er solle den Stab loslassen. Auch sie begriffen, was vor sich ging, bemerkte der Dämon. Er taumelte mit bleiernen Gliedern auf sie zu, erfüllt vom Feuer der Magie, durchwogt von der schmelzenden Hitze ihres Wirkens. Der Junge wich zurück, hielt den Stab jedoch stur fest, und schließlich warf sich die größere
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