Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Erholung verschaffte.
Denn er war verwundet worden, so viel wusste er. Er hatte eine Verletzung erlitten, obwohl er nicht genau sagen konnte, was für eine. Er schlief, weil sein Körper sich in einem Heilungsprozess befand, doch handelte es sich um schwere Wunden, und es war nicht sicher, ob er gesunden würde. Über dieses Wissen verfügte er, wenn er auch nicht sagen konnte, wieso. Er konnte sich auch nicht mehr an die näheren Umstände dessen erinnern, was ihm passiert war. So wusste er lediglich, dass er ums Überleben kämpfte und dass die Sache nicht gut stand.
Aber das Blatt wendete sich, der Sturm schwächte ab, und sein geschundener Körper heilte. Bek zog sich an einen Ort zurück, an dem tiefe Ruhe herrschte und zu dem dunkle Dinge keinen Zugang erhielten. Vor Erleichterung und Glück hätte er fast geweint, so dankbar war er. Ihm dämmerte der Gedanke, dass er gestorben sein könnte, doch schob er diesen Gedanken beiseite. Sein körperlicher Zustand fühlte sich nicht wie Tod an, es sei denn, der Tod wäre vollkommen anders, als er ihn sich bislang vorgestellt hatte. Im Gegenteil, er fühlte sich lebendig, so, als habe das Leben zu ihm zurückgefunden.
Die Zeit verstrich, sein Schlaf dehnte sich aus wie ein tiefblauer Ozean, die Welt um ihn herum nahm langsam wieder Gestalt an. Sie bekam die Farbe und die Umrisse einer Landschaft, über der sich der Nebel lichtet. So fand er sich in den schönsten Gärten wieder, die er je gesehen hatte. Diese Gärten wechselten sich in ihrer Art ab, hatten verschiedene Formen und Größen und Anordnungen. Bei manchen waren die Beete sorgfältig kultiviert und jeweils einer Blume und einem Thema gewidmet. Manche hingen - Ranken und Moosdecken, die von Mauern und Spalieren wallten. Andere lagen am Berg, wiederum andere waren Wiesen. Es gab blühende Pflanzen und Büsche und Gräser. Große, uralte Bäume breiteten ihre Äste über die schattigen Bereiche der Gärten aus, während in den übrigen Teilen hell die Sonne schien. Die prächtigen Farben leuchteten wie die Streifen eines Regenbogens nach einem Sturm, mal als große Fläche einer einzigen Farbe, mal als Flickenteppich vieler. Aus dem strahlenden Licht erhob sich das Summen von Bienen, die Blumen bestäubten, und das helle Zwitschern und Pfeifen von Vögeln, die das taten, was alle Vögel tun. Wolkenfetzen huschten vorüber, und wenn sie vor die Sonne zogen, warfen sie flüchtige Schatten auf die Erde.
Es war eine Vision des Paradieses. Bek Ohmsford stand im Zentrum und bestaunte es. Die Gärten waren nicht real; das konnte nicht sein. Er erträumte sie nur. Dennoch erschienen sie ihm im Traum so wirklich wie das Fleisch seines Körpers.
»Willkommen, Bek Ohmsford«, flüsterte eine leise Stimme hinter ihm.
Er drehte sich um und sah einen alten Mann, der ihn anschaute, eine weiße Robe und einen langen, ausgebleichten Holzstab trug. Weißes Haar wallte vom Kopf auf die Schultern, vom Kinn auf die Brust. Das Gesicht war zerfurcht und besorgt, als habe er einen langen, harten Kampf hinter sich. Doch die blauen Augen hätten einem Kind gehören mögen, hell und neugierig und voller Erwartung. »Dies ist mein Zuhause«, sagte der alte Mann, und ein Lächeln vertiefte die Runzeln in seinem Gesicht.
Bek blickte sich verwirrt um. Er schlief, er träumte. Dennoch fühlte er sich, als wäre er wach. War er wach?
»Du bist noch nie hier gewesen«, fuhr der alte Mann fort, als könne er Beks Gedanken lesen. »Dennoch sind wir uns schon einmal begegnet, vor langer, langer Zeit. Erinnerst du dich?«
Bek nickte, als ihm die Erkenntnis dämmerte. »Du bist der König vom Silberfluss.«
Der alte Mann nickte. »Ich bin der letzte meiner Art, das letzte Kind des Wortes. Ich bin der Hüter dieser Gärten, der Wächter des Silberflusses, und der Wächter über die Rassen. Auch bin ich ein Freund der Ohmsfords. Erinnerst du dich, wie ich dir geholfen habe?«
Bek erinnerte sich. Er war noch ein Junge gewesen und war auf eine Suche geschickt worden, deren Bedeutung er kaum verstehen konnte, in ein Land, das er nie zuvor gesehen hatte. Damals hatte er noch den Namen Bek Rowe getragen, und er hatte von seinem Ohmsford-Erbe nichts geahnt. Während seine Gefährten schliefen, war der König vom Silberfluss zu ihm gekommen und hatte ihm Einblicke in die Wahrheit über Bek und seine Schwester gewährt, die damals noch die Ilse-Hexe und nicht die Ard Rhys des Dritten Druidenordens gewesen war. Damit hatte eine Reise begonnen, die
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