Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
dazwischen verkeilt. Ein Rachen, schwarz schimmernd wie feuchte Asche, klaffte auf, und der Gestank von Aas warf den Jungen an die hintere Felswand seines Unterschlupfs. Pen würgte, fast wäre er ohnmächtig geworden, doch hatte er die Geistesgegenwart, den Dunkelstab zu enthüllen. Als die Runen wieder mit ihrem komplizierten Lichtspiel auf der polierten Oberfläche des Holzes begannen, beruhigte sich der Drache langsam, schloss das Maul, senkte die Lider und war zufrieden.
Das war eine schlechte Idee,
dachte Pen und holte tief Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Einen Augenblick blieb er, wo er war, lehnte sich an die Wand und hielt den Dunkelstab vor sich, der ihm als Talisman gegen ein Ungeheuer diente, das mit seinem Atem Eisen schmelzen konnte. Er ließ den Kopf hängen, fürchtete, er müsse sich übergeben, doch nachdem sich die Übelkeit gelegt hatte, richtete er sich auf, betrachtete erneut den Drachen und überlegte, was zu tun sei. Noch immer war er nicht sicher, was mit dem Dunkelstab passierte, von dem er bislang angenommen hatte, er würde lediglich auf seine Gedanken an die Ard Rhys reagieren. Aber anscheinend hatte er schon geglüht, ehe Pen aufgewacht war, und er wusste offensichtlich sogar, was in seiner Umgebung vor sich ging. Wie konnte das sein? Pen richtete seine Aufmerksamkeit auf den Drachen, sah, wie dessen Blick auf die glühenden Runen fixiert war, hörte, wie das Ungeheuer langsam und gleichmäßig atmete, während es dalag und wartete. Wartete worauf? Pen wusste es nicht. Wie lange würde ein Drache auf etwas warten? Plötzlich fragte er sich, ob er hier in der Falle saß. Daran hatte er bislang nicht gedacht, aber genauso, wie der Drache es nicht zuließ, das Licht zu verdecken, würde er Pen vielleicht daran hindern, es fortzutragen. Dann säße er zwischen diesen Felsen fest, bis es dem Drachen langweilig würde und er weiterzog.
Was eine ganze Weile dauern könnte, erkannte Pen. So viel Zeit hatte er nicht.
Er nahm sich einen Moment, um seine Möglichkeiten zu überdenken. Viele boten sich ihm nicht. Entweder blieb er, bis den Drachen die Langeweile vertrieb, oder er versuchte fortzugehen in der Hoffnung, das Ungetüm würde ihm nicht folgen - oder, falls es ihm folgte, wenigstens nicht lange. Und dass der Drache ihn nicht fressen würde.
Es gefiel ihm nicht, wohin ihn seine Gedanken führten, also wandte er sich lieber den Dingen zu, die ihm helfen könnten. Das lange Messer war jedenfalls nutzlos gegen einen solchen Gegner, darauf konnte er sich nicht verlassen. Natürlich war jede Waffe nutzlos gegen einen Gegner von derartiger Größe. Vermutlich konnte da nicht einmal eine ganze Armee etwas ausrichten.
Also musste er seine Magie einsetzen.
Das war einen Versuch wert. Zwar wusste er nicht, ob seine Magie in der Verfemung überhaupt funktionierte, aber sonst hatte er nichts, was ihm helfen könnte, außer herumzusitzen und zu warten, bis der Drache sich entschloss, ihn zu fressen. Seine Magie hatte ihm auch bei der Moorkatze geholfen, die ihnen in den Schlacken begegnet war, hatte ihm dort das Leben gerettet. Demnach war es vorstellbar, dass sie auch hier funktionieren würde.
Aber wie sollte er sie einsetzen?
Er entschied, zunächst herauszufinden, ob sich das Ungetüm davon gestört fühlte, denn in diesem Fall konnte er es gleich aufgeben. Er ließ seine fünf Sinne schweifen und nahm alles auf, was er über das Wesen in Erfahrung bringen konnte, vom Geräusch seines Atems bis zu dem unheilvollen Blick der verschlafenen Augen. Er musterte das Ungeheuer von Kopf bis Schwanz und wieder zurück, suchte nach einer Verbindung, nach einem Hinweis darauf, was der Drache fühlte. Es war harte Arbeit, die am Ende praktisch nichts einbrachte.
Drachen, so schien es, gaben nicht viel von sich preis.
Er musste seine Magie also auf die einzige Art und Weise einsetzen, die ihm hier anwendbar schien - als Mittel der Kommunikation. Wie Drachen sich jedoch untereinander verständlich machten, war ihm ein Rätsel. Bis jetzt wusste er nur, wie sie atmeten und auf Ärgernisse reagierten. Vielleicht konnte er hier anfangen, bis sich ihm ein Weg offenbarte. Was die Sache so schwierig machte, war die Tatsache, dass der Drache eigentlich gar nicht an ihm interessiert war, sondern nur an dem Dunkelstab. Wenn es der Dunkelstab wäre, der versuchte, eine Verbindung aufzunehmen, würde er sicherlich bessere Fortschritte machen. Allerdings war das unmöglich, und deshalb musste er seine
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