Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
betrachtete er den Dunkelstab und die glühenden Runen. Schließlich wurde Pen wieder schläfrig. Kurz machte er sich Sorgen darüber, was der Stab tun würde, wenn er die Augen schlösse, dann ließ er diesen Gedanken fallen. Vermutlich würde der Stab weiterglühen, so wie er es in der vergangenen Nacht getan haben musste, als der Drache angelockt worden war, oder zu den Zeiten, als Pen ein wenig gedöst hatte. Sonst hätte der Drache Pen wohl längst aufgefressen. Erneut fragte er sich, wie der Stab unabhängig von seinen Gedanken funktionieren konnte, obwohl es zuvor so ausgesehen hatte, als würde der Talisman dafür Pens Magie brauchen. Da übersah er anscheinend etwas, das ihm vermutlich sofort aufgefallen wäre, wenn ihn nicht Hunger und Erschöpfung so sehr geplagt hätten. Er wünschte, seine Gedanken wären klarer und sein Verstand würde schärfer arbeiten.
Also schloss er die Augen und dachte an sein Zuhause und seine Eltern, daran, wie sein Leben noch vor zwei Monaten gewesen war. Pen hatte sich so sehr ein Abenteuer gewünscht, eine Abwechslung in seinem Alltagstrott. Auf diese Chance, sich mit Tagwen und den anderen auf die Suche nach dem Tanequil zu machen, hatte er sich freudig gestürzt. Die damit verbundenen Aufregungen hatte er willkommen geheißen.
Jetzt wünschte er sich, nichts von alledem wäre je passiert. Wäre doch nur alles so wie früher geblieben.
Er schlief ein, und seine Wünsche verflüchtigten sich.
Zwölf
Träume, Fetzen unvollständiger Gedanken und unbeendeter Geschichten kamen und gingen mit dem raschen Wechsel von Schatten und Licht in einem wolkenverhangenen Wald. Sie waren hell und verwegen und verheißungsvoll, und Bek Ohmsford ritt auf ihnen wie auf einem Vogel über die sich unendlich dahinziehende Landschaft. Manchmal blieb er für die Dauer eines Traumes im Flug, ohne auch nur einmal die Erde zu berühren. Manchmal spürte er festen Boden gerade lange genug, um zu wissen, dass dieser noch da war, ehe er sich wieder in die Lüfte aufschwang. Nichts von dem, was er sah, war ihm vertraut. Auf seinen Reisen begegneten ihm Menschen und verschwanden wieder, doch wusste er nicht, wer sie waren oder warum sie da waren. Sein Wachleben hatte er hinter sich gelassen; er war allem davongeeilt, was er einst gewusst hatte.
Es hätte eine Zeit des Friedens und der Zufriedenheit sein können, doch die Träume waren durchsetzt mit Albträumen -entsetzlichen Albträumen. In manchen tauchten Erinnerungen an Wesen der Vergangenheit auf, an Kreaturen und Ereignisse, die er niemals vergessen würde. Andere stellten düstere Prophezeiungen dessen dar, was vor ihnen lag, wenn er nicht rasch genug handelte. In allen wurde er gnadenlos von Raubtieren verfolgt, Jägern, bei denen er weder Ziel noch Absicht erkennen konnte. Sie fielen immer wieder über ihn her, und gleichgültig, wohin er floh und wo er sich zu verbergen suchte, sie drängten ihm hinterher.
Träume, Albträume. Zwischen beidem ließ sich keine rechte Verbindung erkennen, und so wechselte er in einer beunruhigenden Unvorhersagbarkeit zwischen Licht und Dunkelheit. Er schlief, aber nicht tief und nicht erholsam. Die eigenartige Mischung plagte ihn mit Sorgen darüber, was als Nächstes folgen und wie er damit umgehen würde. Er kämpfte gegen die Träume an, indem er versuchte, die Kontrolle zu erlangen, doch gelang ihm das nicht. Er versuchte auch aufzuwachen, durch die Gewässer des Schlafes zur hellen Oberfläche des Wachseins zu gelangen, doch die Entfernung war zu groß. Jedes Mal, wenn er in Reichweite kam, zerrten ihn die Albträume wieder nach unten.
Wie lange diese Tortur dauerte, wusste er nicht zu sagen, doch musste es sich um eine beträchtliche Zeitspanne handeln. Manchmal hätte er fast geschrien, weil er die Ketten nicht brechen konnte, die ihn an den Schlaf fesselten, aus dem es kein Aufwachen zu geben schien. Vielleicht schrie er sogar. Er konnte nicht sicher sein. Aber niemand kam zu Hilfe. Niemand ergriff seine Hand und holte ihn heraus. Er kämpfte allein und stritt dagegen, dass die Dunkelheit das Licht überschattete.
Dann stellte sich eine Veränderung ein. Er wusste nicht, wie das passierte, doch plötzlich zogen sich die Träume und Albträume zurück und verstreuten sich wie Staub im Wind. Er lag in warmer Stille da, in einer Ruhe, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Diese Isolation spendete ihm Trost. Nun konnte er normal atmen, und tief und friedlich schlafen, was ihm endlich die gewünschte
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