Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
eigene Stimme einsetzen und hoffen, der Drache würde antworten.
Er begann mit der Imitation des Atmens, langsam und schwer und rau. Seine Bemühungen verstärkte er mit seiner Magie und hauchte ihnen Leben ein, dennoch dauerte es eine Weile, bis er es richtig hinbekam. Schließlich klang er exakt wie eine Miniaturausgabe des großen Wesens. Der Drache blinzelte - einmal, zweimal. Als er anfing, den Atem mit einem verstimmten Zischen zu variieren, hob der Drache den Kopf von den Vorderfüßen und sah Pen an. Aber zu mehr als Starren war er anscheinend nicht bereit. Pen ließ sich nicht beirren und hoffte auf weitere Reaktionen.
Nichts geschah. Dann verlor der Drache das Interesse, senkte den Kopf wieder und beobachtete weiter das Glühen der tanzenden Runen.
Pen ließ sich erschöpft zurücksinken. Das brachte ihn nicht weiter. Schlimmer noch, es strengte ihn an, und er verschwendete seine Kräfte. Seit seiner Ankunft hier hatte er weder gegessen noch getrunken, und er konnte sich nicht erinnern, wann er in seiner eigenen Welt die letzte Mahlzeit bekommen hatte. Es musste länger als einen Tag her sein. Seine Kehle war ausgetrocknet, Schwindelgefühle befielen ihn. Wenn er nicht bald von hier fortkam, würde er noch ohnmächtig werden.
Aber was in aller Welt sollte er tun?
Es vergingen mehrere Stunden, in denen er das herauszufinden versuchte. Er setzte seine kleine Magie in jeder Weise ein, um den Drachen zu einer Unterhaltung zu bringen, doch das Ungeheuer ignorierte ihn einfach. Es lag vor seinem Unterschlupf, ein riesiger schuppenbesetzter Berg, der sich nicht bewegte. Mit einem Auge beobachtete es unentwegt den Dunkelstab und die faszinierenden Runen und lag wie eine Riesenkatze vor einem Mauseloch, gebannt von der Bewegung des Lichts. Der Drache bewegte sich kaum, und wenn, dann nur um ein wenig zurechtzurutschen.
Nach einer Weile begann Pen zu dösen. Er war nicht sicher, wie lange er schlief, denn das graue Licht der Verfemung veränderte sich von morgens bis abends so gut wie nicht. Aber als er aufwachte, traf er eine Entscheidung. Anstatt weiter mit seiner Magie zu experimentieren, würde er einfach den Aufbruch wagen. Ob der Drache es gestatten würde, wusste er nicht. Aber es war besser, als untätig herumzusitzen.
Er hielt den Dunkelstab vor sich, um das Lichtspiel der Runen nicht zu stören oder zu verdecken, erhob sich und sammelte seine ganze Kraft. Inzwischen war er so geschwächt, dass es eine Weile dauerte, bis er so weit war. Dann trat er einen Schritt aus seinem Unterschlupf.
Der Drache blinzelte langsam.
Ein weiterer Schritt. Und noch einer.
Der Drache hob den Kopf, die hornverkrustete Schnauze schwang auf ihn zu, und den riesigen Nüstern entwich ein scharfes Zischen. Pen blieb stehen, wich nicht zurück und wartete. Der Drache beobachtete ihn mit erhobenem Kopf und starren gelben Augen. Einen Moment lang blickten sich Pen und das Untier an, jeder wollte wissen, was der andere tun würde. Pen lauschte dem Atem des Drachen und roch den üblen Gestank. Er unterdrückte den Drang zu würgen und konzentrierte sich darauf weiterzugehen.
Als er das Gefühl hatte, lange genug gewartet zu haben, machte er den nächsten Schritt.
Dieses Mal streckte der Drache ein großes, mit Stacheln bewehrtes Vorderbein aus, wie eine Katze, die mit einer Maus spielen will. Er nahm sich Zeit, bewegte sich langsam und gemächlich, bis das Vorderbein Pen den eingeschlagenen Weg versperrte.
Pen starrte den Drachen bestürzt an und wich wieder zurück zwischen die Felsen.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, auf ein Wunder zu warten. Wenn dem Drachen die Sache nur endlich langweilig werden würde. Wenn er wenigstens hungrig würde. Wenn er nur für ein paar Minuten verschwinden würde. Hatte er nicht etwas anderes zu tun, musste er nicht irgendwo anders hin? Drachen müssten doch ein Leben haben wie andere Wesen, Gewohnheiten und Verhaltensmuster, die auch diesen irgendwann dazu bringen würden, sich von hier fortzubewegen. Wenn sich Pen in Geduld übte, wenn er nur wartete, würde das Ungetüm weiterziehen müssen.
Das Tageslicht schwand, die Nacht brach an. Es begann zu regnen, ein stetes Nieseln ging nieder. Pen steckte den Kopf weit genug aus seinem Unterschlupf, um ein paar Tropfen mit dem offenen Mund aufzufangen, dann benutzte er dafür seinen Mantel und saugte das Wasser aus dem Stoff. Währenddessen lag der Drache dort, seine Schuppenhaut glänzte, die Lider waren halb gesenkt, und unentwegt
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