Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
sicher fühlen. Hatik konnte nicht die Spur einer Waffe entdecken. Der Mann, soviel stand erst einmal fest, steckte in einer eng anliegenden Kombination aus einem hellen, sehr elastischen Material. So sehr sich Hatik auch bemühte, die Person selber gab keinerlei Energie an seine Umgebung ab. Dann drehte sich der Ankömmling langsam um. Hatik stockte der Atem. Mit einem Satz sprang er aus seiner Deckung und flog dem Mann förmlich entgegen. „Vater!“
Horus fuhr herum. Freude und Verblüffung spiegelten sich in seinem Gesicht. Er streckte Hatik die Arme entgegen. „Mein Sohn!“ Dann fügte er lächelnd hinzu: „Vor dir kann man wirklich nichts verbergen. Das liegt wohl in der Familie.“
„Muss wohl so sein“, antwortete Hatik lachend. „Du hast dir aber ein komisches Wetter für deine Reise ausgesucht. Ich dachte immer, wenn Engel reisen, lacht der Himmel.“
„Alles Quatsch, der weint, wenn die Engel den Himmel verlassen“, erwiderte Horus schlagfertig. „Du siehst es ja ganz deutlich. Aber ich glaube, wir sollten uns schleunigst ein trockenes Plätzchen suchen.“
„Daran soll es nicht mangeln.“ Hatik fasste Horus’ Hand und teleportierte sich mit ihm gemeinsam nach Hause, wo die besorgten Freunde sehnsüchtig auf Nachricht warteten.
Mara war gerade dabei, heißen Kräutertee auszuschenken, als genau vor ihr zwei Gestalten auftauchten. Vor Schreck fiel ihr der Krug aus der Hand und zerschellte mit lautem Klirren. Neri zuckte zusammen, Merit stieß einen Schreckenslaut aus, während die Männer von ihren Stühlen sprangen und sich schützend vor die Frauen stellten. Dann nahmen die beiden Körper feste Konturen an und die Wartenden erkannten Hatik, der einen Gast mitgebracht hatte. Die Atlan atmeten auf. Die beiden Männer hatten die Situation sofort erfasst. Horus lächelte entschuldigend, während Hatik verlegen grinste. „Äh, da hat mich doch der Sturm ein bisschen verweht.“
Safi feixte. „Oh, der war gut. Hätte glatt von mir stammen können.“
Die Freunde lachten. „Schön, dass du wieder da bist. Aber wen hast du da mitgebracht?“
Hatik holte tief Luft. „Darf ich vorstellen – Horus – mein Vater.“
„Wa – wa – was?“ Solon blieb der Mund offen stehen. Kaum hatten die Atlan ihre erste Überraschung verdaut, verneigten sie sich ehrfürchtig vor dem Gast aus einer anderen Welt. Er erhielt den Ehrenplatz am oberen Ende des Tisches. Flugs brachte Neri ein Gedeck herbei und Mara füllte die Becher mit Palmwein. Hatik hob den seinen: „Auf die glückliche Ankunft meines Vaters, auf, dass der Kontakt niemals mehr abreißen möge.“ Die Atlan prosteten Horus zu, der dankend erwiderte. Nach dem Willkommenstrunk schaute Horus in die Runde. Hatik erhob sich und stellte ihm die Anwesenden vor.
„Dir gegenüber, am unteren Ende des Tisches, sitzt Solon. Er ist der Älteste der irdischen Atlan, ein weiser Magier und überdies mein Ersatzvater auf Atla. Zu seiner Rechten – Talos, ebenfalls einer der Ältesten und weiser Magier, dazu der beste Freund von Solon. Daneben Aron, ein Magier, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann. Die junge Dame hier ist Mara, Magierin und einzige Kriegerin der Atlan. Sie ist die Gefährtin von Aron. Auf der anderen Seite des Tisches sitzt Safi – Magier und mein allerbester Freund aus ägyptischen Tagen. Neben ihm Merit-Amun …“
„DIE Merit-Amun?“ Horus horchte auf.
„Ja, die Merit-Amun. Tochter von Nefertari und Ramses II., ägyptische Prinzessin und Priesterin, eine unserer Magierinnen und Gefährtin von Safi.“
Horus nickte ihr zu. Merit-Amun errötete vor Freude.
„Und dann“, fuhr Hatik fort, „zu deiner Rechten unsere Seherin Neri, die du als Nefertari kennst, Mutter von Merit-Amun und ganz nebenbei bemerkt, meine über alles geliebte Gefährtin.“ Liebevoll nahm er ihre Hand.
Jetzt war es an Horus, erstaunt zu sein. Das Glück strahlte förmlich aus den Gesichtern der drei Frauen. Er hob seinen Becher. „Auf die Liebe, die euch alle so stark macht. Das ist einfach beneidenswert.“
„Ach, da hätte ich doch beinahe einen vergessen bei der Vorstellung.“ Hatik pfiff kurz aus dem Fenster. Wenige Augenblicke später schob sich ein großer schwarzer Kopf durch die Öffnung. „Hier ist Binti-Amun – mein Streitross und großer Beschützer aus ägyptischen Tagen.“ Hatik reichte dem treuen Tier eine Mohrrübe.
Horus war aufgesprungen. Er trat nahe an das Fenster, weil er seinen Augen nicht trauen wollte. Vor
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