Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
ihm stand in Lebensgröße und bester Verfassung der Rappe, der so eine unverwechselbare Aura besaß, dass in Horus die Ehrfurcht aufstieg. Kopfschüttelnd drehte er sich um. „Das ist doch eigentlich völlig unmöglich – wenn ich es nicht selber sehen würde, dann – ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Er setzte sich sprachlos auf seinen Platz.
„Binti ist hier so eine Art Maskottchen und zudem Lieferant der begehrten Pferdeäpfel für die Kräutergärten“, schmunzelte Hatik.
Horus hatte sich von der Überraschung erholt. „Wie habt ihr denn das angestellt, dass Binti heil hier angekommen ist?“
Hatik zeigte auf Merit. „Frag am besten die junge Dame. Mir haben sie auch nur das Nötigste verraten. Sie haben ihn mir sozusagen geschenkt. Ich wache auf und sehe Binti. Ich habe mindestens genauso ungläubig geschaut, wie du gerade eben.“
Merit lachte. Sie erzählte Horus, wie sehr sie sich vor den gefangenen Erdgeistern gefürchtet und mit Mara in den alten Schriften nach einer Möglichkeit gesucht hatte, sie schnell wieder loszuwerden. Dann fanden sie die Beschreibung vom Ritual des Austausches, bei dem mehr gegeben, als genommen wird. Schnell hatten sie das Lebendgewicht eines großen Pferdes gegen das Gewicht der hässlichen Geister ausgerechnet. Alle Freunde stimmten dem Tausch zu. Dann musste nur noch gewartet werden, bis Hatik wieder einmal für ein paar Tage verschwand. Merit würdigte auch die schnelle und präzise Arbeit der Steinmetze, die einen Hohlraum schaffen mussten, in den das Pferd teleportiert werden konnte und der sicher genug war, die Geister zu halten. „Der Rest ist schnell erzählt. Safi hat Binti fachgerecht aufgehalftert und heimlich vor dem Haus an eine Palme gebunden. Ich bin ganz stolz auf unsere gelungene Überraschung. Endlich konnten wir uns einmal alle gebührend bei Hatik bedanken, der immer und überall für uns da ist.“
Horus nickte. „Wer solche Freunde hat, muss wohl eines der glücklichsten Wesen im ganzen Universum sein. Jetzt kann ich endlich verstehen, warum mir Imset bei unserem ersten Kontakt nicht folgen wollte. Er hat in euch gefunden, was nur ganz wenigen vergönnt ist – eine große Liebe und Freundschaft ohne Bedingungen.“
„Weil du gerade von Bedingungen sprichst – wir hätten dich gern unter günstigeren Umständen willkommen geheißen. Unser kleines Problemchen da draußen hat sicher auch dir bei der Landung eine Menge Ungemach eingebracht. Wir leben seit drei Tagen sozusagen auf Sparflamme.“
Horus lächelte. „Dieses kleine Problemchen, wie du es nennst, ist der Grund, weshalb ich meine Ankunft ein paar Monde vorverlegt habe. Ich habe so einiges an Technik dabei, um den Schaden etwas zu begrenzen.“
Hatik rieb sich die Hände. „Wir nehmen jede Hilfe dankbar an.“
„Ich glaube, dass du uns schon sehr geholfen hast. Die Kuppel“, Neri deutete aus dem Fenster, „stammt doch sicher aus deiner Trickkiste.“
„Stimmt. Ich kann nicht einfach erscheinen – guten Tag, ich bin da – und nun macht mal, während ich zuschaue. Ich hätte auch gern ein paar Tage am Strand gelegen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Erst einmal müssen wir euern Strand wieder finden. Aber da beginnen wir ganz oben im Gebirge.“
Talos und Solon nickten sich zu. „Das nennen wir klare Arbeitsanweisung. Wenn alle mit anpacken, bleiben vielleicht doch noch ein paar Tage, die du mit Hatik richtig genießen kannst“, meinte Talos.
Solon winkte ab. „So, wie ich Hatik kenne, werden die beiden wohl eher die Zusammenarbeit genießen, als die Ruhe danach.“
„Oh, da könnte viel Wahrheit drin stecken“, pflichtete Safi bei, während sich Hatik und Horus amüsiert und fast synchron zunickten. Neri stellte noch einige andere Gemeinsamkeiten fest. Wären da nicht Hatiks bernsteingelbe Augen gewesen, man hätte sie glatt für Brüder halten können. Die Größe war etwa gleich, nur war Hatik um einiges muskulöser. Sein ständiges Training hatte deutliche Spuren hinterlassen. Beide hatten dieses zeitlos Schöne an sich, was auch die ursprünglichen Atlan auszeichnete. Auch in dem, wie sie sich bewegten, waren sich die beiden Tarronn unheimlich ähnlich.
„Ich bin froh, dass du heil hier bei uns angekommen bist. Mir war vor ein paar Tagen, als ob ich einen Hilferuf empfangen hätte.“ Hatik sah seinen Vater fragend an.
„Was, das hast du bis hierher gespürt?“, fragte Horus verblüfft.
Hatik nickte.
„Ja, wir hatten da ein Problem im
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