Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
beschnuppern konnte. Vorsichtig ging er einen Schritt näher. Binti hob den Kopf und tupfte auch ihm das weiche Maul ins Gesicht.
„Er mag dich“, flüsterte Merit. „Er fühlt es, dass deine Aura der von Hatik ähnelt.“ Sie gab dem Tarronn eine Möhre. Binti schnupperte hingebungsvoll und zupfte vorsichtig das Gemüse aus Horus’ Hand. Deutlich war ihm die Freude über das Geschenk anzusehen und er duldete sogar, dass der Fremde seinen Hals streichelte.
„Du bist ein gutes Tier. Ich verspreche dir, dass du noch heute frisches Gras und sauberes Wasser bekommst“, sagte Horus.
„Oh ja, das brauchen wir alle, glaube ich.“ Merit-Amun schaute betrübt auf die schlammige Wiese. „Solon und Talos können gar nicht so viel reinigen, wie wirklich benötigt wird.“
„Die Sache mit dem Wasser ist relativ einfach, nur der Rest macht mich etwas nervös, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Aber für jedes Problem gibt es eine Lösung.“
Merit lauschte kurz in sich hinein, dann lächelte sie. „Oh, wir werden schon vermisst. Nun aber schnell, sonst frühstücken die anderen ohne uns.“
Tatsächlich war schon der ganze Magische Rat vollzählig versammelt, als sie ins Zimmer traten. Zur Feier des Tages hatte Safi seinen Spezial gemixt und so duftete es im ganzen Haus nach Kokos, Vanille und Gebirgskräutern. Horus hob die Nase. „Oh, das duftet ja verführerisch.“
Hatik und die Atlan begannen zu lachen.
„Wie der Sohn, so der Vater. Das Lockmittel scheint bei allen Tarronn zu wirken“, stellte Safi mit breitem Grinsen fest und klärte Horus über den Grund der allgemeinen Heiterkeit auf.
„Ist das ein altes Familienrezept?“, fragte Horus.
„Ach i wo, der Trank ist aus reiner Experimentierfreude entstanden. Kräutertee war mir auf Dauer zu eintönig, Palmwein zu anstrengend und so habe ich alles Mögliche und Unmögliche gemixt und so lange getestet, bis die Mischung stimmte. Ein bisschen von den Ägyptern, ein bisschen von Atla und ein bisschen Neugier auf Neues.“
Inzwischen hatte Solon seinen Beutel geöffnet und die frischen Fladenbrote heraus genommen. In Hatiks Gesicht ging die Sonne auf, was die Atlan zu neuen Lachsalven reizte. Aron erklärte: „Solon ist nämlich der beste Bäcker auf der ganzen Insel. Und da Hatik wohl der größte Feinschmecker ist, strahlt er jedes Mal, wenn Solon und Safi zur Höchstform auflaufen. Er ist dann ganz Gaumen und lässt sich auch durch fast nichts ablenken. Und dann gibt es da noch die schwarzen Beeren …“ Aron und Mara stellten zwei Körbchen davon auf den Tisch. Neri glaubte zu träumen. „Wo habt ihr denn die gefunden?“
„Wir haben heute früh im Gebirge trainiert und da stand ein einsamer Strauch unter einem Felsen. Die anderen stecken wohl metertief im Matsch. Jedenfalls haben wir im Eiltempo gesammelt, was noch zu verwenden war.“ Mara freute sich über die verblüfften Gesichter. „Horus’ Schutzglocke hat so einigen Pflanzen das Leben gerettet. Mit ein bisschen Liebe haben wir in ein paar Wochen doch noch eine zweite Ernte.“
„Nur gut, dass wir zeitig genug die Depots angelegt haben, sonst hätten wir bis dahin ein echtes Problem.“ Talos rieb sich die Hände. „Hatik ist ja nicht der Einzige, der gerne mal was Gutes isst. Nur der arme Binti muss im Moment auf einiges verzichten und das, wo er doch so gern in fremden Gärten nascht.“
Nach dem Frühstück brachen die Männer ins Gebirge auf. Treffpunkt –
das Plateau, auf dem der kleine Raumgleiter stand. Das Unwetter war inzwischen abgezogen und eine goldene Sonne beleuchtete das Chaos, was es auf seinem Weg zurück gelassen hatte. Horus öffnete die Schutzglocke. Kaum trafen die Sonnenstrahlen auf die feuchte Erde bildeten sich dicke feuchte Schwaden, die träge im Wind davon zogen. Aus dem Laderaum des Gleiters kamen Pumpen, Aggregate und diverse, den Atlan unbekannte, Werkzeuge und Maschinen zum Vorschein. Schwer bepackt zog die kleine Schar zur Quelle oberhalb des Wasserfalls. Aron und Safi bekamen Schwerkraftverstärker an die Handgelenke geschnallt, die ihre eigenen Kräfte verstärken und schonen sollten. Ihre Aufgabe war es, Geröll und Schlamm aus den beiden Bachbetten zu entfernen, die sich später zum Wasserfall über der Grotte vereinten. Die anderen zogen weiter zum See, der jetzt eher dunkelbraun, als kristallklar war. Horus installierte mit wenigen Handgriffen ein Filtersystem und einen Sauerstoffgenerator, der den verbliebenen Wassertieren das Leben etwas
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