Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
kleine Bucht, in der so selten einmal die Schiffe der Menschen vor Anker gingen, war in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein tiefer Graben lief quer durch die Bucht und verschwand als feiner Riss auf dem Land. Horus’ Miene verfinsterte sich zusehends. Hatik saß mit versteinertem Blick neben ihm und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Das kleine Gefährt wendete und die Männer folgten dem Bruch in tiefere Regionen. Regelrechte Sandströme rieselten die Kanten hinab und verloren sich in unauslotbarer Tiefe. Die Tarronn sahen sich wortlos an und kehrten auf die Insel zurück. Horus ging mit dem Gleiter zur Verwunderung der Magier direkt am Bergsee nieder.
„So, wie es aussieht, habt ihr keine guten Nachrichten“, stellte Solon fest. „Ich glaube, darüber sollten wir in ruhigerer Umgebung sprechen“, erwiderte Hatik und deutete mit den Augen auf die vielen Helfer in der Nähe des Gewässers.
„Okay, dann heute Abend bei mir, falls es denn noch so lange Zeit hat.“
Horus nickte. „Ich muss noch ein paar seismische Daten sammeln, ehe ich hier für Panik sorge.“
Er holte mit Hatik noch einige handliche Scanner aus dem Laderaum, die er an die Männer des Magischen Rates verteilte. „Wir müssen den gesamten Abschnitt von der Abbruchkante bis auf den Grat des Gebirges scannen. Bleibt in zirka einhundert Metern Abstand nebeneinander und arbeitet in der gleichen Geschwindigkeit. Schafft ihr das, wenn ihr in der Schwebe bleiben müsst?“
Die Atlan nickten. Dann teleportierten sie sich an den Strand. Zurück blieben viele erstaunte und beeindruckte Insulaner, die ihre Magier noch nie wirklich in Aktion gesehen hatten. Die Lage musste also wirklich ernst sein, wenn offen die magischen Kräfte eingesetzt wurden. Horus erklärte vor Beginn der Aktion kurz und mit einfachen Worten die Arbeitsweise der Scanner. Safi und Aron, die beiden Techniker der Atlan, hörten besonders genau zu. Die sechs Männer nahmen ihre Positionen ein und warteten auf das telepathische Kommando von Horus. Gleichmäßig zogen sie, einige Meter über dem Boden schwebend, ihre Bahnen. Kurz vor dem Gebirge gab Horus die neue Höhe exakt vor. Dann näherten sich die sechs sternförmig dem gemeinsamen Treffpunkt auf dem höchsten Punkt des Grates. Horus war sehr zufrieden. Er bat die Männer, die Geräte zum Gleiter zu bringen, damit er die Daten dem Bordcomputer zur Berechnung einspeisen konnte, dann begann das lange Warten auf die Ergebnisse. Als die Männer am späten Nachmittag in die Siedlung zurückkehrten, hatten die Frauen bereits alle Gärten in Ordnung gebracht, die Wege und Plätze gekehrt und einen großen Teil der Wasserzisternen gesäubert. Binti war bereits wieder in seinem Element und naschte fremdes Gemüse. Niemand störte sich daran, der Schaden, den er verursachte, war gering. Er stibitzte nur hier und da mal eine Möhre oder ein paar Kräuter. Solons Vorgarten war von Mara wieder in ein kleines Paradies verwandelt worden. Auf der Dachkante saßen auch schon die ersten Finken und stritten sich um eine Handvoll halb reife Samen. Die Männer quittierten Maras Leistung mit einem anerkennenden Kopfnicken. Horus war immer wieder erstaunt, mit welchem Gleichmut die Atlan alle Hürden meisterten. Er fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft. Bald trafen auch Neri und Merit ein. Sie hatten frische Kräuter und Obst mitgebracht. Kaum hatte Hatik die Mitbringsel erspäht, als ihm auch schon gewaltig der Magen knurrte. So schnell hatte er wohl noch nie das Wasser erwärmt, mit dem sich alle vom Schmutz des Tages befreien konnten.
Trotz der allgemeinen Neugier sprach Solon ein Machtwort. „Jetzt wird erst einmal das Hauptgericht eingenommen und dann werden Fragen beantwortet. Sonst kommt vielleicht noch der Anschein auf, dass es bei uns immer so chaotisch zugeht.“
Seit dem Unwetter waren die Speisen zwar rein vegetarisch, aber deshalb nicht minder schmackhaft und fantasievoll. Auch ohne synthetische Nahrungsproduktion waren die Atlan durchaus in der Lage, ihren Gast immer wieder zu überraschen. Horus ließ nicht zweimal bitten. Er kostete gern die leckeren Kreationen seiner Gastgeber.
Dann kam der Augenblick, die bittere Wahrheit zu präsentieren. Er legte seinen Titanwürfel bereit und übertrug die Daten seines Bordcomputers in ein Hologramm. Die Zuschauer konnten die Erkundungstour quasi noch einmal miterleben. Neri schlug entsetzt die Hände vor das Gesicht, während sich Solons und Talos’ Miene von überrascht zu
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