Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
hochgradig besorgt änderte.
„Jetzt kommen noch die seismografischen Daten“, fügte Horus hinzu und ließ den gesamten Aufbau der Insel im Bild erscheinen. „Ich nehme an, dass es sich bei dem Hohlraum, tief im Inneren, um das Verlies des Letan handelt.“
Solon sah ihn erschüttert an und nickte. „Wenn ich mir da eine Verlängerung des Grabens vorstelle, dann trifft er genau auf die Verbannungszone.“
„So ist es. Hat es in diesem Gebiet in den letzten Jahren Seebeben gegeben oder andere tektonische Veränderungen?“
„Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Talos, „Nur die Erschütterungen, die der Letan verursacht hat, aber ich glaube, das liefe in diesem Fall wohl auf dasselbe Problem hinaus.“
Horus schaute in die Runde. „Das ist leider wahr. Wie lange die Insel noch standhalten kann, weiß auch ich nicht zu sagen. Es können Jahre, aber auch noch Jahrhunderte sein. Nun kommt es darauf an, den Schwarzen da unten in absoluter Ruhe zu halten. Es sei denn, wir finden einen Weg, ihn ein für alle Mal loszuwerden.“
„Wäre mir das Liebste, fragt sich nur, ob die Verborgenen da mitspielen“, warf Safi ein.
Horus warf Hatik einen raschen Blick zu. Ihm war der Satz vom Langzeitexperiment wieder eingefallen. Dieser schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen, womit er andeutete, dass er darüber mit den Atlan noch nicht gesprochen hatte. Horus konnte es in der momentanen Situation nur Recht sein.
„Ich habe nicht einmal einen Funken Ahnung, was die Insel an Gegenmagie überhaupt noch aushalten kann.“ Neri sah hilflos in die Runde.
Aron zupfte schon eine ganze Weile nervös an seiner Unterlippe. „Hat es Sinn, über unseren Altarkristall nachzudenken und das Gedächtnis der Grotte?“
Talos sprang auf. „Das könnte die Lösung sein! Mit der Technik, die Horus hat, könnte man vielleicht ein paar Informationen gewinnen. Mit bloßer Magie ist hier nichts zu machen. In den Kristallen dürfte so beinahe jeder Augenblick unserer irdischen Existenz festgehalten sein.“
Horus hatte stille Zwiesprache mit Hatik gehalten. „Dann sollten wir morgen früh gleich ans Werk gehen. Ich hätte nur gern vorab schon einige Informationen, damit wir keine böse Überraschung erleben. Bei diesen Worten überlief Merit-Amun das Grauen. Zu nah waren noch die Albträume, in denen Imset getötet werden sollte. Horus registrierte ihre Gedanken sehr wohl. Er beschloss, sich besonders vorzusehen und keinen Schritt ohne Imset, wie sein Sohn ja eigentlich hieß, zu gehen. Safi wollte gerade einen entsprechenden Einwand bringen, als ihn Horus Stimme in Gedanken um Schweigen bat. Zeitgleich geschah noch etwas anderes. Merit-Amun, die gerade nach ihrem Becher fassen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung. Ihr Blick schien in weite Ferne gerichtet.
„Was ist passiert?“, fragte Solon beunruhigt, erhielt aber keine Antwort. Stattdessen schoben sich, wie ein Schleier, fremde Züge über die ganze Gestalt der jungen Frau. Horus umklammerte die Tischkante, um nicht plötzlich aufzuspringen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich nur mühsam in den Griff bekam. Die Atlan wagten nicht, auch nur ein Geräusch zu machen. Vor ihnen saß plötzlich eine fremde Frau, mit gebräunter Haut und außergewöhnlich grünen, strahlenden Augen. Das blauschwarze, lockige Haar war kunstvoll zusammengebunden und schillerte in allen Farben, wenn sie den Kopf bewegte.
„Uräus“, flüsterte Horus und verneigte sich mit zusammengelegten Handflächen. Die Atlan taten es ihm gleich. Als sie zu sprechen begann, war noch kurz die Stimme von Merit zu hören, die ganz langsam ihren Klang veränderte und endlich völlig von der Stimme der Fremden überlagert wurde.
„Ich bin gekommen, um euch zu warnen.“ Sie sah Hatik und Horus eindringlich an. „Macht ihr auch nur den kleinsten Fehler, beschwört ihr eine Katastrophe für die ganze Erde herauf. Gleichzeitig ist es wirklich die einzige Chance für die Atlan. Was ihr sehen werdet, ist nicht real, es ist nur ein Abbild der Vergangenheit. Merkt euch meine Worte – es ist nicht real – es ist nicht real – es ist nicht real …“ Die Stimme wurde leiser und verhallte. Uräus war, so plötzlich, wie sie erschienen war, wieder verschwunden. Merit-Amun führte ihre begonnene Bewegung aus, als habe sie sie nie unterbrochen. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb ihre Freunde mit erstaunt-versteinerten Mienen am Tisch saßen und Totenstille herrschte. Verunsichert stellte
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