Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
nickte.
„Und dann möchte ich dich bitten“, sprach er Horus an, „uns deinen Gleiter zu leihen. Noch besser wäre, wenn wir alle drei nach dem Drachenreif suchen könnten.“
„Ich glaube, das lässt sich einrichten. Es wird zwar etwas eng, aber es dürfte keine Probleme geben.“ Horus war zuversichtlich. „Wenn ihr mich fragt, dann sollten wir wohl zuerst nach dem Reif suchen und dann in den Kristall gehen.“
Hatik und die Atlan stimmten zu.
„Eine Frage habe ich aber doch noch. Wo ist denn die geheimnisvolle Grotte mit dem Kristall?“
„Äh – wie meinst du das? Wir haben doch nur die eine Grotte – die hinter dem Wasserfall.“
Jetzt war es an Horus, erstaunt zu sein. „Hinter dem Wasserfall ist eine Grotte? Habt ihr euch die Bilder vorhin angesehen? Da ist nichts.“
Talos begann herzlich zu lachen. „Es ist doch ein erhebendes Gefühl, wenn die Magie wenigstens einmal so richtig über die Technik triumphiert. Dann weiß ich, dass unsere Mühe dort oben nicht umsonst war. Du kannst es ruhig glauben – im Berg hinter dem See ist unser heiliger Bezirk.“
Am nächsten Morgen waren Merit und die beiden Tarronn schon vor Sonnenaufgang zum See unterwegs. Begleitet wurden sie von Binti, der es sich nicht nehmen ließ, seine Freundin da hin zu tragen. Die Spuren des Unwetters waren kaum noch zu sehen und überall spross frisches Grün. Horus klappte an der Rückwand der Pilotenkanzel eine schmale Verkleidung herunter. „Kommst du damit einigermaßen klar?“, fragte er, als Hatik Probe gesessen hatte.
„Wird schon gehen.“ Er verwandelte sich in den Drakonat und reichte Merit-Amun, die auf dem zweiten Sitz neben Horus Platz genommen hatte, die Siri-Figur. Merit setzte den Drachen auf ihren Schoß und umfasste ihn mit den gespreizten Fingern beider Hände. Dann nickte sie Horus zu. Solon hatte Horus genau erklärt, wie und wo das Totenritual für Rami stattgefunden hatte. An ebendieser Stelle tauchten sie ins Meer. Merit schlug das Herz bis zum Hals, teils aus Angst, teils aus Freude und auch ein bisschen aus allgemeiner Aufregung. Dann schloss sie die Augen und rief im Geiste nach Siri, Uräus und dem Drachenreif. Schließlich war die heilige Kobra zu Füßen der Drakon dargestellt. Der Drakonat hingegen konzentrierte sich auf alle Spuren, die Drakon oder Drachen hier hinterlassen haben könnten und auf jede Art fremder Magie. Horus hatte sich vom Bordcomputer die Strömungsverhältnisse seit dem Tag des Totenrituals ausrechnen lassen. Selbst die Orkantage eingerechnet, musste das magische Schmuckstück im Umkreis von fünf Quadratkilometern zu finden sein. Stunde um Stunde verging, ohne dass auch nur eine Spur von Drachenmagie zu spüren war. Weder der Metalldetektor schlug an, noch die atlanischen oder Tarronnsensoren.
„Ich denke, wir sollten die Taktik ändern.“ Hatik kniete sich neben Merit und legte vorsichtig seine Drachenhände mit um die Statue. „Ah! Schau nur! Jetzt leuchten die Augen der Kobra. Jetzt, so glaube ich, wird sie uns den Weg zeigen.“
Tatsächlich, wenn die Richtung stimmte, dann wurde das Leuchten intensiver, kamen sie vom Kurs ab, erlosch es. Als die Sterne schon über dem Meer funkelten, hatten sie endlich die Stelle gefunden, an der das Kleinod liegen sollte.
„Wie tief ist es hier eigentlich?“, wollte Hatik wissen.
„Rund 186 Meter“, antwortete Horus mit einem kurzen Blick auf die Messinstrumente.
„Kannst du mich hier rauslassen?“
„Leider nicht, das geht nur an der Oberfläche.“
„Na, dann los, senkrecht nach oben.“ Hatik nickte Merit zu. „Ich versuche mein Glück im Blindfischen.“
„Bist du sicher, dass das gut geht? Hier unten herrscht ein gewaltiger Druck.“ Horus war besorgt.
„Keine Angst, das hält mein Drachenpanzer aus.“
„Pass bitte auf dich auf, Hatik.“ Merit drückte seine Hand.
Kaum hatte Horus die Kanzel geöffnet, war der Drakonat im Wasser verschwunden und tauchte pfeilschnell zum Grund. Gebannt verfolgte Merit die Geschehnisse am Monitor und schon bald war von dem kühnen Schwimmer nichts mehr zu sehen.
„Viel Glück“, flüsterte sie, sich schutzsuchend an Siri klammernd. Einige Zeit war vergangen, als Hatik der Oberfläche entgegenstrebte. Hast du was gefunden? , hörte er die telepathischen Stimmen von Merit und Horus. Er schüttelte mit dem Kopf, atmete tief ein und schoss wieder in die Tiefe. Nach zwanzig Minuten wurde Horus langsam unruhig. Er wusste, dass der Sauerstoffvorrat in Hatiks Lungen
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