Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Versuchstier, das beobachtet wird, um herauszufinden, ob das Ergebnis stimmt.“ Eine Träne rollte über ihre Wange. „Erst als du mir diese Kette umlegtest, fand der Horror ein Ende. Ich habe sie noch nicht einmal richtig angesehen.“ Sie fasste nach dem silbernen Kleinod.
„Versprich mir, dass du sie immer tragen wirst“, bat Horus. „Dieses kleine Etwas ist der Replikator, von dem ich dir erzählt habe. Dass er doch etwas mehr kann, als geplant, erfreut mich umso mehr.“
Versonnen betrachte Neri das Kunstwerk. Es stellte einen kleinen Lebensschlüssel dar, der von zwei Lotosblüten eingerahmt war. Wenn man nicht genau hinsah, konnte man meinen, der Schlüssel würde von zwei Flügeln getragen. Von Flügeln, wie sie Isis immer schmückten. Genau bei diesem Gedanken sprach Horus: „Dieses Schmuckstück hatte mir Isis einst geschenkt, als sie noch meine Mutter war. Lotosblüten sind ihre Lieblingsblumen.“ Er schaute in zwei fragende Augen. „Lass dir am besten von Imset mehr über unsere verworrenen Familienbande auf Tarronn erzählen.“
Neri lächelte. „Lieber verworrene, als gar keine Familienbande. Du hast es ja gestern gehört. Ich weiß überhaupt nicht, wer meine Erzeuger sind.“
Imset hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Dafür haben sie aber gute Arbeit geleistet.“
Mit dem Sonnenuntergang traf der Magische Rat bei Horus am Raumgleiter ein. Er hatte darum gebeten, die Verabschiedung im kleinen Kreise zu machen. Ihm fiel der Abschied schwer genug, zumal er noch nicht einmal eine Antwort auf seine Anfrage aus Tarronn bekommen hatte. „Ich möchte euch für alles danken. Ihr habt mir mehr gegeben, als ihr euch vorstellen könnt. Passt auf euch auf und bleibt gesund, bis wir uns wiedersehen. Er umarmte die Freunde innig und voller Dankbarkeit. Neri und Imset hatten Tränen in den Augen. Horus stieg in den Gleiter und schloss die Kanzel. Seine Tränen sollten die anderen nicht sehen. Langsam hob das Gefährt ab, schwebte lautlos auf das Meer hinaus, um plötzlich in einem Lichtblitz zu verschwinden.
Horus hatte bald die Atmosphäre des kleinen blauen Planeten verlassen. Er programmierte den Kurs, ging auf zehnfache Lichtgeschwindigkeit und schaltete den Autopiloten ein. Ankunft in etwa vier Tagen auf der Außenbasis Taris am Rande der Caiphas-Galaxie. Aus einem der Wandfächer nahm er mehrere Titanwürfel. Er aktivierte einen nach dem anderen und schloss seine Erinnerungen darin ein. Das zufriedene, glückliche Lächeln zeigte, dass es wunderschöne Erinnerungen waren. Für den letzten kleinen Quader nahm er sich besonders viel Zeit. Immer wieder änderte er Details, die er aus seinem Gedächtnis abrief. Nach Stunden war er mit seinem Werk zufrieden. Er drückte die Speichertaste und codierte den Zugriff auf diesen Würfel personenbezogen und mit mehrfachen Sperren, die nur er wieder lösen konnte. Dann legte er ihn vorsichtig, zusammen mit einem anderen winzigen Gegenstand, in eine gepolsterte Box, die er zusätzlich noch vor fremdem Zugriff absicherte. Schließlich kontrollierte er noch einmal alle Instrumente, bevor er sich für zwei volle Tage in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen ließ.
Der Landeanflug auf die Basis verlief, wie der bisherige Flug, ohne Komplikationen. Er nahm sein Handgepäck und überließ den kleinen Gleiter dem Servicepersonal.
„Willkommen zurück auf Taris, Commander.“
„Danke. Gibt es Neuigkeiten?“
„Nein. Alles in Ordnung. Keine besonderen Vorkommnisse.“
„Das ist doch mal eine gute Neuigkeit.“ Horus verließ das Servicedeck. In einem der kleinen Sessel vor den gläsernen Aufzügen saß ein Mann, der sich, als Horus näher kam, erhob.
„Hapi! Ich habe gerade überlegt, wie ich dich am schnellsten finde. Wie geht es dir?“
„Nicht schlecht. Alles wieder dran und funktioniert auch“, strahlte der Angesprochene. „Und wie geht es dir? Deine Aura hat sich verändert.“
„Ist das so offensichtlich? Mir geht es gut. Sehen wir uns dann?“
„Ja. Übrigens haben Kebechsenef und Duamutef auch gewartet, bis du endlich da bist. Sie müssen heute Abend wieder los.“
„Schön, dann treffen wir uns alle in einer Stunde bei mir.“ Horus freute sich aufrichtig. „Sag bitte den anderen Bescheid!“, rief er Hapi noch nach. Der gläserne Aufzug brachte ihn in den Wohntrakt. Auf dem Gang begegnete ihm Sachmet.
„Ah – hallo, Horus! Bist du auch mal wieder da?“ Das katzenhaft Schleichende an ihr, hatte ihn früher einmal sehr
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