Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Luft abschnüren. Sein Ankh hatte sich an einer Stelle stark erwärmt. „Auch das noch!“, stöhnte er und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. In der ganzen Hektik um Neri hatte er vergessen, nach der Programmierung, ihren Replikator von seinem Lebensschlüssel abzukoppeln. Das war nun leider erst mal nicht zu ändern. Dumm nur, dass er jetzt immer ein Signal erhielt, wenn auf Atla Zweisamkeit angesagt war. „Mir bleibt auch nichts erspart.“ Da verzehrte er sich nach dieser einen Frau und nun musste er auch noch ständig daran erinnert werden, dass ein anderer sie glücklich machte. Das tat dann doch verdammt weh. Wie hatte ihm Imset beim Abschied noch zugeflüstert: „Träumen ist erlaubt.“ Horus nahm den kleinen Würfel aus seinem Versteck. Ein paar Mal drehte er ihn zwischen den Fingern, ehe er sich entschloss, das Hologramm zu öffnen. Es hatte den Augenblick für die Ewigkeit bewahrt, als er an Neris Bett gestanden hatte, bevor er ihr den Replikator umlegte. Er stellte das Hologramm so ein, dass Neri auf seinem Bett zu liegen schien. An der Videowand ließ er Öllämpchen aufleuchten, wie er sie auf Atla gesehen hatte. Stundenlang hätte er so sitzen und einfach nur schauen mögen. Schließlich verstaute er den Hologrammwürfel wieder sicher in der Box. Seine Finger berührten den kleinen Gegenstand, der sich noch darin befand. Es war die rosafarbene Perle, die ihm Neri zum Abschied gegeben hatte. Die Träne der Hathor , wie er das Kleinod bezeichnete. Wie hatte er Imset genannt? Einen hoffnungslosen Romantiker? Er war wohl noch viel schlimmer, wenn er es genau betrachtete. Dabei hatte er das nie für möglich gehalten. Und wieder seufzte Horus. Um sich etwas abzulenken, vertiefte er sich in die Messdaten, die er auf Atla gesammelt hatte. An einer Stelle kam er einfach nicht weiter. Entweder begann an dieser Stelle bereits das Verließ des Letan oder aber … Er begann noch einmal von vorn. Mit dem gleichen Ergebnis. Trotz der vorgerückten Stunde nahm er Kontakt zu Kebechsenef auf.
„Du kannst wohl auch nicht schlafen?“, fragte dieser.
„Nicht wirklich. Ich habe gerade die Messdaten gesichtet. Siehst du eine Möglichkeit den Transporter eher zu bekommen? Da braut sich etwas zusammen, was die Atlan nicht beherrschen können.“
„Was ist es denn? Und vor allem, wann ist es denn?“, fragte Kebechsenef. Er lauschte gespannt auf die Antwort, die Horus gab.
„Ach du große Galaxie! In zwei Erdenjahren schon?“
„Ja, verdammt! In zwei Jahren schon! Treib wenigstens einen Frachter auf, von mir aus auch einen Klapperkasten aus dem Atomzeitalter. Nur mach um Himmels willen schnell!“
„Ich versuche mein Bestes.“ Der Horussohn unterbrach den Kontakt. Er hatte seinen Vater noch nie so auf 180 erlebt. Die Atlan schienen ja wirklich etwas Besonderes zu sein. Dem Aussehen nach, waren sie das auf jeden Fall. Die Tarronn konnten da nicht ganz mithalten.
Kebechsenef ließ seine Beziehungen spielen. Das kostete ihn allerdings eine Nacht mit der nervtötenden Gefährtin seines alten Freundes Chons. Was tat man nicht alles für den Clan. Am Morgen danach war ein Evakuierungstransporter mit zweifacher Lichtgeschwindigkeit und kompletter Mannschaft in Richtung Erde unterwegs. Er erstattete umgehend Bericht und Horus atmete auf. „Was hast du dafür bezahlt?“ „Oh, das tut mir Leid. Ich versuche, es wieder gut zu machen.“ Der Preis war verdammt hoch gewesen, den Kebechsenef beglichen hatte. Horus kannte Tia. Er wäre auf diese Nacht auch nicht besonders scharf gewesen. Jetzt konnte er seinem Sohn nur helfen, indem er jedes Gerede über diese Nacht im Keim erstickte. Er musste sich keine besondere Mühe geben. Kebechsenef schien Tia völlig überzeugt haben, sie gab ihn nicht mal als Geheimtipp an ihre beste Freundin preis.
Horus hatte in den letzten Minuten intensiv nachgerechnet. Wenn es keine Komplikationen gab, dann war der Transporter wenige Tage vor dem Inferno auf Atla. Zeit genug, um die letzten Atlan in Sicherheit zu bringen. Horus trug seinen Gleiter in den Flugplan ein und markierte ihn als höchste Dringlichkeit. Seschat sah ihm dabei über die Schulter. „Urlaubsplanung?“
„Nicht ganz – Notfalleinsatz außerhalb unserer Galaxie.“
„Wirst du lange weg bleiben?“
„Ich hoffe nicht.“
„Kann ich dich begleiten?“ Seschat sah ihn mit großen flehenden Augen an. „Nein.“
„Immer noch so abweisend wie gestern?“, fragte sie vorsichtig.
Horus schaute hoch.
Weitere Kostenlose Bücher