Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
die Tiere aus, Talos fädelte sie auf einen Stock und wachte mit Argusaugen darüber, dass sie nicht anbrannten. Solon und Horus wetteiferten derweil um den größten Fang und legten einen kleinen Vorrat an. Bald duftete der ganze Strand lecker nach gegrilltem Fisch und die vier Spaziergänger hatten wieder einen Haufen Kokosnüsse mitgebracht. Imset bohrte mit einem dünnen Energiestrahl jeweils zwei kleine Löcher oben hinein, sodass die Nüsse bequem leer getrunken werden konnten. Dann saßen sie im Kreis um das Feuer herum und ließen es sich schmecken.
Den Abend verbrachten sie bei Solon, der frisches Fladenbrot buk und mit Talos ein paar Schwänke aus der Jugendzeit zum Besten gab. Safi hatte zwar immer vermutet, dass die beiden einmal Schwerenöter gewesen waren, aber nie den Punkt gefunden, an dem sie freiwillig mit der Sprache heraus rückten. Merit-Amun und Mara schüttelten fassungslos die Köpfe, die Männer hatten vor Lachen Tränen in den Augen und Neri lächelte still in sich hinein.
„Dann hat man euch beide sozusagen auf die Erde abgeschoben“, stellte Horus augenzwinkernd fest.
„Ganz so schlimm waren wir wohl doch nicht“, schmunzelte Talos. „Wir waren die Ersten, die sich freiwillig gemeldet hatten. Abenteuerurlaub im All, lag ganz auf unserer Wellenlänge. Dann kam der Abschuss, den uns Letan verpasste. Damit ging das Chaos richtig los. Es herrschte pure Anarchie. Jeder hatte nur das Vergnügen im Kopf, da es ja keine Kontrolle durch die Senatoren mehr gab.“
Solon spann den Faden weiter: „Imset hat sich sicher schon oft gefragt, warum die meisten hier kein komplettes Elternpaar haben, wie es auf Atla eigentlich üblich war. Die Erklärung ist ganz einfach, jede Biene hat an jedem Blümchen geschnüffelt. Die kleinen Ergebnisse wurden meist mit Freude anderen überlassen, weil keiner Verantwortung übernehmen wollte. Ich selbst, habe Rami damals auf meiner Türschwelle gefunden und weiß bis heute nicht, mit wem ich ihn gezeugt habe. Das war genau der Punkt, an dem ich nachzudenken begann. Mit Talos und ein paar Gleichgesinnten bildeten wir einen Senat und stellten die alte Ordnung wieder her. Wir hatten begriffen, dass ein Volk nur mit klaren Regeln existieren kann. Und ich denke, wir haben gut daran getan.“ Er schaute zufrieden in die Runde.
„Dann müssen wir euch also doppelt danken“, sprach Neri. „Erstens dafür, dass ihr uns heute über die wahren Gründe unserer Existenz aufgeklärt habt und zweitens, weil ihr uns allen eine wunderbare Kindheit gegeben habt. Wir haben Vater und Mutter nicht vermisst, weil wir nicht wussten, dass es so etwas gibt. Für uns war es normal und gut, so wie es war. Ich habe auch erst in Ägypten begriffen, was es heißt, Mutter zu werden und Kinder groß zu ziehen.“
„Dafür warst du uns aber die beste Mutter der Welt“, lobte Merit-Amun.
„Uns?“, Aron sah sie fragend an.
„Ja natürlich, mir und meinen Geschwistern“, erklärte Merit irritiert.
„Sie können es nicht wissen, dass du noch vier Geschwister hast. Ich habe nie darüber gesprochen. Nur Safi, Imset, und vielleicht Horus kennen die wahre Geschichte“, sprach Neri leise an Merit gewandt.
Talos bekam große Augen. „Du hattest noch vier Kinder mit Ramses?“
Neri nickte stumm. Solon legte seinem Freund die Hand auf den Arm. „Ich weiß auch davon und wäre heute nicht die Sprache darauf gekommen, so wäre es für immer unser Geheimnis geblieben.“
Je mehr Facetten Horus aus dem Leben der irdischen Atlan erfuhr, umso mehr Achtung hatte er vor ihnen. Die halbe Nacht lag er wach und grübelte. Schließlich stand er auf und setzte sich auf die kleine Bank vor dem Häuschen. Lange blieb er dort nicht allein. Imset erschien als Drakonat und setzte sich seufzend zu ihm. Erschrocken sah ihn Horus an. „Was ist passiert?“
„Lass dir bitte irgendetwas einfallen, bevor etwas passiert. Ich bin fast am Ende meiner Kräfte.“ Imset seufzte noch einmal. „Falls noch eine Steigerung eintritt, dann reicht ihr auch ein Drakonat nicht mehr aus.“
Horus sprang auf. „Das ist ja furchtbar! Ich muss sofort handeln. Bin gleich wieder da.“ So schnell es ging, teleportierte er sich zu seinem Raumgleiter. Er nahm einen kleinen versiegelten Behälter aus einem der Wandfächer und kehrte zu Imset zurück. Der hatte inzwischen seinen Schuppenpanzer abgelegt und war völlig erschöpft auf der Bank eingeschlafen. Horus weckte ihn vorsichtig. „Ich habe den kleinen Replikator
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