Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
an.
Horus nickte. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie das Schicksal zu Imset geführt hat. Denn dort gehört sie wirklich hin. Und jedem, der auch nur versuchen will, diesen Zustand zu ändern, werde ich höchstpersönlich das Leben zu einer immer währenden Qual machen. Diese Frau ist doppelt tabu.“
Ein langes Schweigen war entstanden.
„Ich habe sie nicht aufgegeben weil ich Angst habe, mich mit einem Drakonat anzulegen, sondern aus Überzeugung. Das Haus des Horus wird Horus nie gehören, aber er wird es beschützen, gegen alles und jeden.“
„Dann ist es also keine Einbildung, dass du dich verändert hast“, sprach Hapi. „Du bist nachdenklicher und verschlossener geworden.“
„Mag sein. Ich hab nur einfach ein Volk kennen gelernt, das warmherziger gar nicht sein kann, das sich jeden Tag neu erkämpft und trotzdem glücklich in Harmonie mit der Natur lebt. Sie haben nur sich und ihre Insel und eine Aufgabe, die kaum grausamer sein könnte. Imset ist einer von ihnen geworden. Er hat ihnen Mut und eine Zukunft gegeben. Und ich werde alles tun, um sie vor der Katastrophe da wegzuholen. Außerdem hatte ich dort Erlebnisse, die ich erst selber begreifen muss, ehe ich darüber sprechen kann.“
Kebechsenef sah seine Brüder an. Dann wandte er sich an Horus. „Was brauchst du?“
„Einen Evakuierungstransporter für zirka eintausendfünfhundert Personen, eine Basis, die sie vorübergehend aufnehmen und versorgen kann und ein Areal auf Tarronn, wo sie nach ihren Gesetzen leben können.“ Leise fügte er hinzu: „Sie wissen ja noch nicht einmal, dass sie die letzten Atlan überhaupt sind.“
Die Söhne nickten. „Im Jahr des Drachen wird alles bereit sein.“
„Im Jahr des Drachen“, murmelte Horus, „Wenn das kein Omen ist. Das sind dann noch etwa fünf Erdenjahre – hoffentlich halten sie so lange durch.“
Am Abend inspizierte Horus mit seinem ersten Offizier die Basis. Überall wurde er herzlich willkommen geheißen. Sachmets Beobachtung schien sich schon, wie ein Lauffeuer, verbreitet zu haben, denn die ledigen Damen hielten sich auffällig zurück. Abends saß er in einer stillen Nische im großen Speisesaal. Er wählte das Menü und ließ sich überraschen. Aber schon nach den ersten Happen, begann er lustlos im Salat zu stochern. Wehmütig rührte er in dem, was Kräutertee darstellen sollte. Zwischen dem synthetischen Zeug da und den liebevoll zubereiten Mahlzeiten aus Wildkräutern auf Atla lagen ganze Galaxien. Er musste lächeln. Es war ja tatsächlich so und nicht nur geschmacklich. Grässlich! Dachte er.
So schlimm? Fragte eine Stimme in seinen Gedanken.
Seschat? Wo steckst du? Er schaute sich um.
Genau hinter dir. Du bist heute so kopfhängerisch, dass ich mich nicht traute, mit an deinen Tisch zu kommen. Eine blonde Frau mit strahlend blauen Augen trat näher.
„Komm, setz dich.“ Horus’ Miene hatte sich gleich ein paar Grad aufgehellt.
Sie nahm direkt ihm gegenüber Platz. „Du hast dich verändert, seit du auf der Erde warst“, stellte sie fest.
Horus verdrehte die Augen. „Nicht du auch noch!“, stöhnte er.
„Es fällt schwer, das Offensichtliche nicht zu sehen.“ Sie lächelte. „Du hast Sachmet übrigens gründlich den Triumph verdorben.“
Horus horchte auf. „Wieso denn das? Und welchen Triumph?“
„Nun, sie hatte sich einige Chancen ausgemalt, dich nach deiner Rückkehr als Trophäe vorzeigen zu können. Die Atlan sollen ja recht prüde sein.“
Horus sah Seschat nachdenklich an. „Es hat tatsächlich keinerlei derartige Abenteuer gegeben, aber das lag sicher nicht an den Atlan. Das wird mich aber genau so wenig davon abhalten, heute weder mit ihr, noch mit dir, noch mit einer anderen Frau zu schlafen.“
„Wirst du abstinent?“
Horus lachte. „Ganz bestimmt nicht. Aber es gibt wichtigere Dinge, als das.“
Seschat schaute ihn ungläubig an. „Es hat sich die Reihenfolge verschoben?“
„Und das gebe ich sogar gerne zu.“ Horus weidete sich an ihrem entsetzten Blick. Er fühlte förmlich ihre Augen auf dem Rücken, als er den Saal verließ. Heute hatten eben mal die rangniedrigen Männer eine Chance, eine der Frauen abzubekommen. Er stellte sich lebhaft den Ansturm auf beiden Seiten vor, wenn erst die Atlan kamen. Unangefochten erreichte er seine Räume. Lange lag er wach und dachte über die letzten Tage nach. Am liebsten wäre er nach Atla zurück geflogen. Doch mit einem Mal hatte er das Gefühl, ihm würde etwas die
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