Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
zog in die Berge. Es war schon ein paar Monate her, dass er das zuletzt getan hatte. Als er das Hochplateau erreichte, stellte er fest, dass er nicht allein unterwegs war.
„Sei gegrüßt, Talos“, sprach eine Frauenstimme zwischen den Büschen.
„Lara? Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?“
Die blonde Frau war auf Talos zugekommen. Sie trug, trotz der Wärme, ein dicht gewebtes Gewand und einen langen Umhang. Ihren kleinen Kräuterkorb hielt sie sonderbar vor sich in den Armen. Talos’ fragenden Blick erwiderte sie mit einem schüchternen Lächeln. Als ein leichter Windhauch den Umhang flattern ließ, hielt sie ihn mit hastigen Bewegungen am Kragen zusammen, doch Talos hatte genug gesehen. Er nahm ihr das Körbchen aus der Hand und fand seine Beobachtung bestätigt. Unter dem Gewand war deutlich eine Wölbung zu erkennen. Wieder lächelte sie schüchtern. „Das ist wohl das Ergebnis unserer letzten Kräutersuche.“
Talos schüttelte fassungslos den Kopf. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Ich wollte dir damit nicht zur Last fallen. Du hast doch ganz andere Sorgen.“
„Hier ist ein kleines Wunder geschehen und du redest so einen Unsinn. Ich werde dich noch heute Abend meinen Freunden vorstellen.“
Lara hob abwehrend die Hände. „Nein, nein, das ist doch eine ganz andere Welt. Ich kann doch nicht … Das sind doch alles ganz besondere Leute.“
„Schluss jetzt. Ab sofort werde ich mich um euch beide kümmern. Am Rande bemerkt: Du bist auch eine ganz besondere Frau – du trägst unser gemeinsames Kind in dir und das ist das erste Kind hier auf Atla seit zehn vollen Jahren. Du solltest diesen wundervollen Bauch nicht verstecken, sondern mit Stolz allen zeigen, dass es noch Hoffnung für uns gibt.“
„Aber du bist unsterblich und ich …“
Talos schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
Irgendwie hatte es sich ergeben, dass alle, unabhängig von einander, fragen wollten, wie es Neri ginge. Schließlich war fast der ganze Magische Rat bei ihr versammelt. Nur Talos fehlte. Neri stellte trotzdem ein Gedeck bereit. Sie kannte seinen Herdentrieb und sie behielt Recht. Der Gesuchte tauchte doch noch auf und er hatte einen Gast mitgebracht. Die junge Frau versteckte sich förmlich hinter seinem Rücken.
„Hallo, Freunde, ich möchte euch Lara vorstellen. Und das, was sie so schamhaft zu verstecken versucht, beherbergt unser gemeinsames Kind.“ Lara wurde puterrot.
„Warum hast du uns nie etwas davon erzählt?“, fragte Solon.
„Ich habe es doch selber gerade erst erfahren, dass ich Vater werde!“
„Hey, das muss gefeiert werden!“ Safi sprang auf und eilte in die Küche.
„Macht es euch bequem.“ Neri holte noch ein Gedeck. „Komm, setz dich. Die Stehplätze sind gestrichen worden.“ Sie zwinkerte Lara zu. Imset nahm ihr den Umhang ab. Erstaunt sah sie ihn an. Sie hatte schon viel von seinen bernsteingelben Drachenaugen gehört, ihn selber aber noch nie aus der Nähe gesehen. Safi kam mit zwei Kannen Spezial-Mix zurück und Lara atmete tief den Duft ein. Imset lachte. „Safi, du musst doch mit der Großproduktion beginnen, ich glaube, du hast soeben einen neuen Feinschmecker dazu bekommen.“
Solon hatte Imset telepathisch kontaktiert. Was die beiden ausgeheckt hatten, war nicht ersichtlich. Imset verschwand und kam Augenblicke später wieder.
„Wo habe ihr beide euch denn kennen gelernt?“, wollte Solon wissen.
„Beim Kräutersammeln“, antworteten Lara und Talos gleichzeitig.
„Ah, jetzt verstehe ich, dann bist du die geheimnisvolle Kräuterfrau!“ Neri lachte. „Wir haben uns das Gehirn zermartet, wer es sein könnte. Aber keine, von denen, die uns eingefallen waren, hätte zu Talos gepasst. Dieser Geheimniskrämer hat uns einfach im Dunkeln tappen lassen.“
„Er kann nichts dafür“, versuchte ihn Lara zu verteidigen. „Ich hatte ihn gebeten, niemandem von unseren Treffen zu erzählen. Schließlich ist er ein Unsterblicher, ein großer Magier und sehr angesehener Mann. Ich bin nur eine einfache Atlan.“
Die Freunde sahen sich an.
„Wenn dich Talos auserwählt hat, seine Gefährtin zu sein, ist es dann nicht völlig egal, wer oder was du bist?“, fragte Solon und setzte telepathisch für Talos hinzu: „Sie ist wohl noch etwas unerfahren und scheint recht jung zu sein.“
„Du hast Recht, wie immer. Sie ist keine neunzig Jahre alt und noch etwas schüchtern“, gab Talos im Geiste zurück.
Lara sah alle Blicke auf sich gerichtet. Wieder
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