Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
da oben, muss geprüft werden.“
Aron hob den Kopf. In einigen Metern Entfernung über ihm leuchtete ein bläulicher Stein, der etwa die Größe einer Kokosnuss hatte. Mehr im Scherz, als im Ernst, murmelte Talos: „Die Levitation wirst du ja wohl nicht beherrschen.“
Aron wandte sich verblüfft um. Hier, im Heiligtum, herrschten andere Gesetze als draußen, hier konnte man durchaus die Kristalle nutzen. Sein Gesicht musste die Gedanken deutlich gezeigt haben, denn mehrere der Magier kamen neugierig näher. Solon nickte aufmunternd. „Versuche es!“
Der junge Mann trat nahe an den schwarzen Stein, er streckte seine Arme nach vorn, spreizte die Finger und konzentrierte sich auf den Mittelpunkt des hängenden Zentralkristalls. Leuchtende Linien stiegen empor, trafen den gewünschten Punkt, erstrahlten immer heller und heller. Als ein leichtes Knistern einsetzte, wurde Aron tatsächlich in die Höhe getragen. Nicht viel, aber ein bis zwei Meter schaffte er schon. Es gelang ihm nicht, diese Kraft auf Dauer zu kontrollieren. Wie ein Stein sackte er plötzlich durch und konnte nur mit Mühe auf seinen Füßen landen. Trotzdem kam ihm die ungeteilte Anerkennung der Magier zu. Denn keiner von ihnen hatte überhaupt damit gerechnet, dass Aron solche Willenskraft aufbringen könnte.
„Wir sollten eine Plattform aus Energie bilden und von da Aron losschicken, dann könnte es klappen“, meinte Tabata mit einem Seitenblick auf Solon.
„Einen Versuch ist es wert. Das geht schneller, als eine Konstruktion zu bauen, um da hoch zu gelangen.“ Solon deutete mit dem Daumen an die Decke. „Also los, zweiter Versuch!“
Sie gruppierten sich um den Altar, fassten sich an den Händen, welche sie langsam und gleichmäßig über die Köpfe hoben. Sofort bildete sich ein Gespinst aus Licht. Aron brachte es tatsächlich fertig, in einem Zug auf die Scheibe aus weißem Licht zu gelangen. Hier konzentrierte er sich neu. Mit tatkräftiger Unterstützung der Magier schwebte er bis an den blauen Kristall, den er mit beiden Händen umfasste. Aus dem sanften Schimmern wurde augenblicklich ein gleißendes Licht, welches die gesamte Höhle erhellte. Jeder angestrahlte Kristall reagierte ähnlich. Es war für alle offensichtlich, dass der heilige Bezirk keinen Schaden genommen hatte. Langsam halfen sie Aron wieder herunter. Talos schlug ihm auf die Schulter. „Junge, das war gute Arbeit. Jetzt können wir es uns sparen, mühsam um jeden kleinen Stein herum zu krabbeln.“
„Ich…ich…ich weiß gar nicht, wie ich das gemacht habe. Ich habe doch nur im Geiste gefragt, ob da oben alles in Ordnung ist.“
Tabata lachte. „So fängt es immer an – mit einem Gedanken, in den man alle Energie steckt. Schließlich hast du ihn ja angefasst, sodass er direkt reagieren konnte.“
„Stimmt, dabei wollte ich ihn doch nur abtasten, ob er keine Risse hat und noch fest im Gestein sitzt. Jetzt weiß ich auch, dass das viel einfacher geht.“
Zufrieden verließen die Frauen und Männer die Tempelhöhle. Solon sicherte, zusammen mit Talos, wieder den Eingang mit einem Netz aus unsichtbarer Energie. Unterwegs sprach Solon Aron an. „Du hattest ziemliches Herzklopfen, als du den Stein berührtest. Das lag aber sicher nicht am Stein – oder?“
„Nein, ich hatte es vor Augen, wie Tobi damals in den Kristall gezogen wurde. Ich hatte Angst, dass ich einen Fehler machen und dabei vielleicht den Stein zerstören würde. Weißt du, ich fühle es, dass die Grotte eine Art Gedächtnis hat.“
Solon blieb stehen. Er packte den jungen Mann am Arm. „Das kann kein Zufall sein! Rami hat so etwas Ähnliches auch einmal gesagt! Die alte Cora sprach immer davon, dass der dunkle Stein das Gedächtnis unseres Volkes sei. Jetzt weiß ich endlich, was damit gemeint ist! Ich weiß nun aber auch, dass die Grotte dir verziehen hat.“
„Das bedeutet also, dass alles Wissen über unser Volk tatsächlich in diesem geheimnisvollen Stein steckt, dass er ein Speicher ist, den man, wenn man den Schlüssel kennt, öffnen kann.“
„Genau so!“
Schweigend gingen die beiden Männer den Weg zur Siedlung. Das Geheimnis aus dem düsteren Berg nahmen sie ihn ihren Herzen mit.
Auch Neri war noch auf dem Weg. Mit Safi und Hatik schlenderte sie durch Auaris.
Auf der Straße zu Raias Haus begegnete den drei Spaziergängern ein großer Trupp berittener Soldaten. Neugierig beschleunigten sie ihre Schritte. Vielleicht gab es brauchbare Kunde aus Karnak. Auf dem Hof
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