Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
auch schon in Erwägung gezogen. Für einen Menschen bist du zu außergewöhnlich, für einen Atlan hast du für dein Alter mehr als normal auf Lager. Vielleicht finden wir es noch heraus, wer du wirklich bist.“
„Danke.“ Hatik stand langsam auf. „Ich glaube, ich muss schlafen gehen, das war wohl etwas viel für einen Abend. Seid nicht böse. Bis morgen.“
Kira sah ihm lange nach. „Ich glaube, es war richtig, was du getan hast, Safi. Der Kleine kann sich und uns mehr helfen, wenn er die ganze Wahrheit kennt. Nur sollten wir den anderen Menschen gegenüber etwas vorsichtiger werden. Hier ist man schnell mit einem Todesurteil bei der Hand. Die Menschen sind neidisch und missgünstig untereinander. Besondere Wachsamkeit gilt in der Nähe des Pharao. Dort regiert das Gesetz des Stärkeren mit ganzer Brutalität. Die Priester in seiner Nähe, sollen nicht nur fromme Männer sein.“
Am Hof des Pharao
Ein paar Tage später stand der Abreisetermin nach Karnak fest. Ramses konnte nicht länger seine Pflichten bei Hofe vernachlässigen. Außerdem wollte er so schnell wie möglich seinen Vater bitten, Nefertari heiraten zu dürfen. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hatte in jedem Fall der Pharao. Nur ihm stand es zu, darüber zu befinden, ob die zukünftige Schwiegertochter auch tatsächlich standesgemäß sei, zumal es mehrere Anwärterinnen aus den höchsten Schichten der Gesellschaft gab. Raia verabschiedete seine Gäste mit großer Herzlichkeit. Er wünschte den beiden frisch Verliebten alles Glück dieser Welt. Inständig betete er im Tempel der Göttin Isis, sie möge den beiden gewogen sein. Die Bürger der Stadt standen winkend zu beiden Seiten der Straße, um noch einmal einen Blick auf die erlauchten Gäste zu werfen, von denen sie wunderliche Dinge gehört hatten. Bald darauf verließ die Karawane das Stadttor, eskortiert und beschützt von Ramses’ Soldaten, die alle bis an die Zähne bewaffnet waren. Der Prinz ritt gemeinsam mit Hatik an der Spitze des Zuges. Die prächtigen Rösser der beiden waren eine Zier in den Augen der Betrachter. Ramses hatte festgelegt, zur Sicherheit die jeweilige Tagesetappe in einem befestigten Ort oder Außenposten zu beenden. Neri war ihm dafür sehr dankbar. So gab es immer wieder Gelegenheit, nach Spuren von Letan oder den göttergleichen Besuchern der Ägypter zu suchen. Überall gab es Hinweise in den Tempeln und den Erzählungen der Menschen, aber selbst die Ältesten hatten nie mit eigenen Augen die Götter oder die wundersamen Tiere gesehen, nach denen die Atlan fragten. Nach einigen Tempelbesuchen wirkte Hatik still und in sich gekehrt. Safi schien es, als ob er eine unsichtbare Last mit sich herum trüge. Er beschloss, ihn danach zu fragen, sobald der Augenblick günstig war. Nach mehrtägiger Reise näherte sich die Karawane der Residenz des Herrschers. Ein Bote ritt voraus, um die Ankunft zu melden. Der Empfang war grandios. Das Volk drängte sich auf den Straßen, um einen Blick auf den Prinzen zu erhaschen. Eine neugierige Menge folgte den Reitern, denn es hieß, Ramses bringe seine Braut mit. Nur, welche von den vier Frauen war es nun? Alle trugen weiße Kleider aus kostbarem Stoff, die mit Gold bestickt waren. Von Gestalt waren sie in etwa gleich, sofern man das unter den langen Schleiern, die auch ihre Gesichter bedeckten, überhaupt erahnen konnte. Vor dem Palast half Ramses seiner Liebsten vom Pferd. Hatik beeilte sich, das Gleiche für die anderen atlanischen Damen zu tun. Dann erhielt er ein Zeichen von Ramses, sich direkt an seiner rechten Seite zu halten. Als sie mit den Gesandten aus Atla den Palast betraten, umfing sie eine angenehme Kühle. Der zarte Duft von Räucherwerk schwebte in der Luft. Diener öffneten die schweren, mit Lapislazuli und Gold verzierten Türen zum Audienzsaal, an dessen Ende Sethos auf einem kostbaren Thron saß und erwartungsvoll seinem Sohn entgegen schaute.
„Nun, mein Sohn, es erfüllt mich mit Freude, dass du wohlbehalten zurückgekehrt bist. Wie ich sehe, hast du Gäste mitgebracht.“
„Ich freue mich auch, dich wohlauf zu sehen, Vater.“ Laut sprach er dann: „Großer Pharao, ich bringe dir Gesandte aus dem fernen Lande Atla, jenseits des Meeres. Sie sind durch große Gefahr gegangen, um dich zu sehen.“
Auf diese Worte hin verneigten sich die Atlan.
„Ah, da sehe ich doch noch ein fremdes Gesicht. Tritt vor und nenne mir deinen Namen.“
„Mein Name ist Hatik, großer Pharao, Herrscher der
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