Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
seines Großvaters freute. Ihre geistreiche Gesellschaft behagte ihm. Natürlich erbot er sich, ohne zu zögern, die Gesandtschaft an den Hof seines Vaters zu begleiten, was wiederum Hatik aufrichtig freute. Etwas später kam Ramses zu Hatik an den Tisch.
„Ich habe dir noch nicht einmal dafür gedankt, dass du mir wieder so interessante Neuigkeiten gebracht hast. Hatik, ich glaube, ich muss dich meinem Vater ausspannen, noch bevor er dich überhaupt zu Gesicht bekommt. Sonst gibt er dich möglicherweise gar nicht mehr her. Ich kann dein kluges Köpfchen recht gut gebrauchen. Ich werde Vater wohl beibringen, dass unsere Gäste dringend deiner Hilfe bedürfen und du deshalb unabkömmlich bist.“
„Das würdest du tun?“
„Ich glaube, für die Herrin unserer Gäste aus Atla würde ich die halbe Welt aus den Angeln heben, um ihr einen Gefallen zu tun. Sie ist einfach hinreißend.“
Ramses verstand es, die Abreise nach Karnak immer wieder zu verschieben. Auch die Gäste hatten plötzlich gar keine Eile mehr, an Pharaos Hof zu kommen. Hatik verstand die Welt nicht mehr. Aber Erwachsene waren wohl manchmal etwas wunderlich. Statt auf dem schnellsten Weg in die Hauptstadt zu reiten, zogen sie stundenlang durch die Gegend, besuchten Tempel, Denkmäler, sprachen mit den ganz alten einfachen Leuten. Immer öfter verschwand Ramses mit Neri nach irgendwohin. Er war von ihrer Seite einfach nicht mehr wegzudenken. Liebevoll nannte er sie Nefertari . Hatik befand sich also nun noch öfter in der Gesellschaft von Safi. Gemeinsam lernten sie von Raia mehr über die Sitten und Gebräuche bei Hofe. Safi begann, Hatik Stück für Stück in den genauen Zweck ihrer Reise einzuweihen. In den Abendstunden unterrichtete er ihn im Gebrauch seiner besonderen Fähigkeiten. Bald gelang es dem Jungen tatsächlich, die Gedanken der anderen Menschen zu lesen. Mit den Atlan unterhielt er sich fortan, wenn sie allein waren, nur noch im Geiste. Sein Lehrmeister bereitete ihn auch auf den Tag vor, an dem alle wieder in ihre Zeit gehen mussten. Hatik erzählte, was er von Pepi über die Bestattungsrituale gehört hatte. Safi nickt stumm. Schließlich sagte er: „Das heißt, hier waren tatsächlich vor sehr, sehr langer Zeit andere Sternenvölker. Die Menschen begriffen nicht, warum man die starren Körper in die Steinwannen legte. Man hielt sie für Tote und begann, das Ritual nachzuahmen. Niemand hat es ihnen erklärt oder es ist wieder in Vergessenheit geraten, dass die Fremden so in die Zeit reisen konnten.“
„Verstehe ich nicht. Wieso nachgeahmt und was sind Zeitreisen?“ Hatik schaute aus großen Augen ungläubig und verwundert.
„Na gut, ich glaube, du solltest alles erfahren, schließlich brauchen wir dringend deine Hilfe.“ Safi lehnte sich mit dem Rücken an einen Palmenstamm, er schloss die Augen und begann seine ganze Geschichte zu erzählen. Hatik lauschte mit heißen Ohren. Er merkte nicht einmal, dass die anderen Atlan heran gekommen waren und sich neben ihnen niedergelassen hatten. Nichts ließ Safi aus, auch nicht die Geschichte von Rami und Neri.
„Dann ist Ramses also einer von euch, wenn ich das richtig verstanden habe“, flüsterte Hatik, als Safi geendet hatte.
„Er war einer von uns. Nun steckt seine Seele in einem menschlichen Körper, dem schnelles Alter und Krankheit drohen.“
„Jetzt weiß ich endlich, warum auch ein Pharao sterben muss, obwohl er ein lebendiger Gott ist. In den Heiligtümern der Priester hütet man bestimmt noch mehr Geheimnisse, die nur der Pharao wissen und nutzen darf. Deshalb ist es wohl auch bei Todesstrafe verboten, in die Tempelkammern zu gehen, die nur dem Pharao und den Hohepriestern vorbehalten sind.“ Hatik nickte sich bei diesen Worten selbst Zustimmung zu. „Und wenn Ramses selber einmal Pharao wird, dann könnte er euch also direkt helfen, wenn es irgendwo in seinen Tempeln Aufzeichnungen über Letan gibt.“
„Genau so“, sagte Kira zufrieden.
„Dann werde ich Ramses bitten, die Priesterschule von Karnak besuchen zu dürfen. Wer weiß, vielleicht finde ich, was euer Volk sucht. Weil ich ein Schreiber bin, habe ich sogar eine kleine Chance, aufgenommen zu werden. Außerdem dürfte die Fürbitte des Prinzen hilfreich sein.“ Hatik war sich über den Ernst der Lage durchaus im Klaren. „Sag mal, Safi, kann es sein, dass ich ganz früher auch mal etwas anderes war, als ein Mensch? Ich kann viel besser euch, als meine Mitmenschen begreifen.“
„Das hatten wir
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