Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
begleiten zu können. Schließlich war es ein mehrwöchiges Unterfangen.
Einige Tage später ließ Nefertari Hatik rufen. Unter Führung eines Priesters wollten die Atlan den neuen Tempel des Sethos in Abydos besuchen und Hatik, der inzwischen den Kinderschuhen endgültig entwachsen war, sollte sie dabei begleiten. Als der junge Mann erschien, fiel es nicht nur Safi auf, das etwas nicht stimmte. Auch die plötzliche Wandlung, als Hatik von der Baustelle hörte, war offensichtlich. Die Verzweiflung in seinem Gesicht wich einer Mischung aus Verblüffung und Anspannung. Mit kurzem Kopfnicken quittierte Safi Nefertaris Wunsch, genau auf Hatik zu achten. Langsam zog die Karawane aus der Stadt. Safi lenkte sein Pferd an Hatiks Seite. „Was ist los mit dir? Seit Monaten grübelst du vor dich hin. Willst du darüber reden?“
Hatik schaute etwas erschrocken auf. „Ist das so offensichtlich? Ich dachte, meine kleinen Problemchen interessieren niemanden.“
„Die P r o b l e m c h e n scheinen aber inzwischen ausgewachsene Probleme zu sein. Glaubst du, wir merken nicht, dass du deine Gedanken immer mehr abschirmst? Wir machen uns Sorgen. Am meisten sorgt sich Neri, auch wenn es nicht so aussieht, weil sie wirklich glücklich ist mit ihren neuen Leben. Sie hat mich extra beauftragt, auf dieser Reise genau auf dich zu achten. Ist es noch immer, weil du nicht weißt, wer du wirklich bist?“
„Ja, das ist es. Ich hatte vor Wochen eine Vision, als ich mit Horus in Kontakt trat. Ich sah Hieroglyphen, die ich als Schriftzeichen nicht kannte, aber doch schon einmal gesehen haben musste. U n d – der Tempel war noch im Bau! Außerdem haben mir unzählige Stimmen Dendera ins Ohr geflüstert. Ahnst du jetzt, warum ich wie auf glühenden Steinen sitze?“
„Dann muss Neri eine ähnliche Vision gehabt haben. Hier zieht ein anderer die Fäden.“
„Mi-Kel?“, warf Hatik fragend ein. Safi zuckte mit den Schultern. „Hoffentlich ist zu Hause alles in Ordnung“, seufzte er dann.
„Du meinst Atla – ja?“ Hatik schaute seinem Freund tief in die Augen.
Der nickte bekümmert. Leise und zweifelnd sprach er dann: „Ich weiß nicht einmal, ob es Atla in dieser Zeit noch gibt. Wir haben keinen einzigen Kontakt bekommen. Und mit unserer Zeit kann nur Neri Verbindung herstellen, aber auch nur, wenn sie dabei auf Kraftknoten der Erde steht. Nur haben die Pharaonen auf fast jedem Knoten einen Tempel oder eine Weihestätte errichten lassen, damit sie besser mit der anderen Welt kommunizieren können. Leider lässt man uns in diese Räume nicht hinein. Erst wenn Ramses einmal das Ruder in der Hand hält, kann Neri als Priesterin der Hathor ohne Probleme dorthin vordringen. Bis dahin heißt es Abwarten und auf das Beste hoffen.“
Ein leichter Wind hatte sich inzwischen erhoben, der tausende kleine Sandkörner durch die Luft wirbelte. Die Reisenden zogen Tücher vor die Gesichter und setzten schweigend ihren Weg fort. Solange die Pferde durchhielten, wollte man weiterziehen. Als man schließlich Abydos erreichte, war es später Abend. Die ersten Sterne standen bereits am Himmel. Im Hause des Stadtverwalters war schon alles vorbereitet für die Ankunft der hohen Gäste. Demütig, aber mit unverhohlener Freude empfing er den Thronfolger, dessen Gemahlin und das hochherrschaftliche Gefolge. Noch nie hatte sein Haus solchen Glanz gesehen. Wer konnte hier schon von sich behaupten, einen zukünftigen Pharao beherbergt zu haben. Beim Abendessen entwickelte sich eine ungezwungene, lockere Unterhaltung, die den Hausherrn später zu Lobreden über seine Gäste in den höchsten Tönen veranlassen sollte. Während die Diener immer neue Speisen herzu brachten, huschten vor der Tür zwei kleinere schattenhafte Gestalten hin und her, verweilten und huschten weiter. Ramses horchte auf. „Wer ist das?“
Ahmose erschrak. „Verzeiht, Herr, das sind meine beiden Kinder, die euch so gerne zu sehen wünschten.“
Ramses winkte die beiden fünf- und sechsjährigen Knirpse heran. Zitternd schlichen sie herbei und warfen sich vor dem Sohn des großen Pharao zu Boden. Atemlos erwartete Ahmose, genau wie seine Sprösslinge, die Strafe für die Neugier. Ramses lächelte kopfschüttelnd, er konnte sich gut erinnern, dass er als Kind auch heimlich nachgesehen hatte, wer bei Vater zu Besuch war. Neri zwinkerte ihm zu. Ramses ließ die beiden aufstehen. Große Kulleraugen blickten ihm ängstlich ins Gesicht.
„Wisst ihr, wer ich bin?“
Heftiges Nicken war
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