Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Gestalt zurück. Neri knotete derweil ihren Umhang zusammen, um ja nichts von dem wertvollen Pulver zu verlieren. Dann kniete sie sich neben Hatik und nahm seinen Kopf zärtlich in die Arme.
Langsam zeigte auch der Wärmezauber Wirkung. Safi und Aron tauten, im wahrsten Sinne des Wortes, langsam auf. Safi wandte sich an Hatik. „Ich wusste gar nicht, dass es irgendwo derartig kalt sein kann. Ich hab immer schon die Nächte in der Wüste für extrem gehalten.“
„Dann solltest du mal die Polkappen besuchen. Ich hab mir sagen lassen, dass dort bis siebzig Grad Minus herrschen können.“
„Ach du meine Güte! Meinst du das ernst?“ Safi schaute ungläubig.
„Das kannst du ihm ruhig glauben“, ließ sich Neri hören. „Ich bin auf meinen Dimensionsreisen schon dort gewesen. Das sind wahrlich keine Orte, wo wir uns wohl fühlen würden – trotzdem gibt es dort Leben.“
Nun war es an Aron, erstaunt zu sein. „Das soll wirklich jemand aushalten? Ich bin schon von Temperaturen um den Gefrierpunkt halb tot!“
„Es sind sogar recht intelligente Wesen, die dort zu Hause sind. Sie werden gigantisch groß und leben im Wasser.“
„Brrr, Wasser und Kälte? Nein danke!“ Safi schüttelte sich. „Mein Verlangen nach beidem, ist für die nächsten Tage gestillt.“
Aron pflichtete ihm bei.
„Ihr seht überhaupt etwas mitgenommen aus – was ist denn eigentlich passiert?“ Solon wollte es endlich wissen.
Aron berichtete ausführlich von der Jagd nach den Eierschalen.
„Ihr wisst nicht, ob ihr ihn getötet habt?“
Hatik schüttelte den Kopf. „Das war eigentlich auch nicht meine Absicht. Ich hoffe inständig, dass er noch lebt und sich nicht selber zu Tode erschreckt hat. Neri hat es ja bereits gesagt: Dieser Planet verliert immer mehr von seiner Magie – da muss ich nicht auch noch nachhelfen. Außerdem wollen wir die Zeit nicht verändern, sondern nur ein paar alte Eierschalen sammeln, wenn es geht, ohne großen Wirbel. Aber eins habe ich heute gemerkt, wir müssen uns besser auf die Gegebenheiten im Zielgebiet einstellen. Unsere Energie brauchen wir für die Hin- und Rückreise. Da bleibt nichts übrig für Wärmeproduktion und solche Sachen, zumal ja keiner merken soll, dass wir überhaupt da sind.“
„Gut gesprochen.“ Talos wollte sich umgehend um die neue Ausrüstung kümmern und Hatik beschrieb ihm, was bei den Tarronn auf Expeditionen üblich war.“
„Dann brauchen wir also gute Weberinnen und Näherinnen. Ich schau mal, was sich organisieren lässt. Jetzt ist erst einmal für ein paar Tage Pause. Ihr verausgabt euch sonst noch völlig.“
Talos und Solon trennten und reinigten noch am selben Abend die Minerale. Nun hatten sie schon 1048 Gramm Drakonium, das ergab rund 168 Gramm Atlamat. Safi, der den beiden Pärchen, die sich im Laufe der Zeit gefunden hatten, nicht auf den Nerv fallen wollte, half ihnen dabei. Abends brüteten die drei Männer wieder über alten Schriften. Es musste doch noch eine andere Methode geben, Gegenstände durch die Zeit zu transportieren. Mit Hochtechnologie wäre das kein Problem gewesen, nur gab es bei den irdischen Atlan nichts davon. Es gab im Gebirge nicht einmal nennenswerte Erzvorkommen, die man hätte nutzen können. Der Handel mit den Menschen beschränkte sich, nach wie vor, auf ein Minimum. Safi fand die Gesamtsituation unbefriedigend.
„Hast ja Recht“, pflichtete ihm Talos bei. „Wir haben es tatsächlich hängen lassen, weil wir immer hofften, dass uns unsere Leute wieder abholen. Nun haben wir den Salat. Hatik hat es ja letztens schon auf den Punkt gebracht: Wir Atlan passen uns an, statt etwas zu verändern. Damit muss nun endgültig Schluss sein.“
„Eben. Da muss erst ein Tarronn kommen, der unter Menschen aufgewachsen ist, und uns die Augen öffnen, wofür ich ihm übrigens unendlich dankbar bin“, warf Solon ein. „Und dabei habe ich ständig Angst um ihn und die anderen. Sie sind die letzten Magier. Keines der Kinder, die hier geboren werden, hat noch ähnliche Fähigkeiten.“
„Also, her mit dem Atlamat und dann fliegen die Fetzen!“ Talos gab sich kämpferisch. Safi schüttelte amüsiert den Kopf. Er hatte in der Menschenwelt gelernt, was wirkliche Kämpfe sind. Er hatte die Toten in der Wüste liegen sehen, an denen sich die Geier die Bäuche vollschlugen. So etwas vergaß man nicht so einfach.
Safi hätte Hatik gern mehr unterstützt. Aber in der momentanen Situation war man voll auf dessen ungewöhnliche Kräfte
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