Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
durchströmte ihre Körper, hinterließ ein taubes Gefühl. Sie streckte ihre linke Hand dem Drakonat entgegen, mit der rechten stütze sie sich am Boden ab. Ihre innere Kälte ließ langsam nach, während Hatik seinen Energiepegel deutlich erhöhen konnte. Als die rote Flüssigkeit zu sieden begann, unterbrach Hatik die Energiezufuhr. Mara ließ, nach Luft ringend, den Arm sinken. Ihr war, als müsse sie gleich ohnmächtig werden. Wie durch einen dicken Nebel sah sie eine Hand, die sich ihr entgegen streckte. Aber zu schwach, danach zu fassen, sank sie einfach um. Hatik fing sie in letzter Sekunde auf und trug sie auf seinen Armen aus dem Zimmer. Aron nahm sie ihm mit besorgtem Blick ab.
„Keine Angst, sie wird gleich wieder fit sein.“ Die Stimme des Drakonat schien heute noch mehr zu hallen, als je zuvor. Auch sein Schuppenpanzer glänzte wie poliert. Die Augen mit den senkrecht stehenden Pupillen funkelten wie Sterne.
„Es ist vollbracht, nun muss es nur noch abkühlen“, sagte er, als er die fragenden Blicke der anderen sah.
„Und was ist mit dir?“ In Neris Stimme schwang die Sorge mit.
„Es geht schon, ich hab nur wahnsinnigen Durst.“
„Platz da, hier kommt Safis Spezial!“ Safi hatte für seinen Freund eine große Kanne Kräutertrank vorbereitet, die er ihm nun freudestrahlend überreichte.
Hatik riss ihm das Gefäß förmlich aus der Hand und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Zufrieden strich er sich den Bauch. „Du bist eben doch der aller-ober-super-beste Braumeister aller Zeiten!“ Als er Safi die Kanne wieder gab, fragte er vorsichtig: „Äh – ist vielleicht noch was da?“
„Im Moment nicht, aber gleich.“ Safi eilte davon, um ein paar Augenblicke später mit der nächsten Mischung zu erscheinen. Diesmal hatte er zwei Becher mitgebracht. Mara würde der Trank sicher auch gut tun. Sie hob ihren vollen Becher grüßend zu Hatik. „Auf den gelungenen Ausgang einer zauberhaften Zusammenarbeit.“ Lächelnd fügte sie hinzu. „Und danke dafür, dass du immer an mich glaubst.“
„Keine Ursache, ich helfe dir nur herauszulassen, was schon in dir steckt.“
Dann schaute sich Hatik suchend um.
„Fehlt dir was?“ Neri versuchte, dem Blick zu folgen.
„Ja und nein. Ich wollte eigentlich meine Drachenhaut ablegen …“
„Aber?“
„Ich fühle mich dann so nackt“, antwortet Hatik und zeigte auf seinen knappen Lendenschurz.
Safi stutzte und begann zu lachen. Die anderen fielen ein.
Ein paar Stunden später füllten Talos und Solon die kostbare rote Flüssigkeit in eine Flasche. Vorsichtig und darauf bedacht, ja keinen Tropfen zu verlieren, arbeiteten sie zusammen. Talos zwinkerte seinem alten Freund zu. „Bald geht es los. Ich freu mich drauf!“
Solon nickte begeistert. Er hatte schon erfahren, dass ihn alle Freunde zur magischen Grotte begleiten würden, wo er seinen Heilschlaf halten wollte. In Vorfreude brachte er sogar die ganze Nacht kein Auge zu. Am Morgen war er aufgeregt, wie ein kleiner Junge vor seinem ersten Drachenflug im alten Atla. Tatsächlich warteten alle Freunde schon bei Sonnenaufgang festlich gekleidet vor seinem Haus. Dass einige kleine bestickte Beutel bei sich trugen, fiel ihm in dem Trubel gar nicht auf. Sogar die Sonne schien sich extra fein gemacht zu haben. Ihre Lichtfinger tasteten sich rasch voran und ließen das düstere Gebirge hell und freundlich erscheinen. Unterwegs sangen die Atlan uralte Weisen, die von der Schönheit ihrer alten Heimat kündeten. Hatik lauschte ergriffen. Was hätte er dafür gegeben, wenn er sich an Tarronn und sein Volk hätte erinnern können. So musste er sich stets mit Bruchstücken begnügen.
Sogar im Inneren des Berges war heute nicht der würdige Ernst zu spüren, der sonst hier regierte. Solon ging im Kreis an den Wänden der Grotte entlang. Bald hatte er einen Sarkophag gefunden, der zu seiner Energie passte. Talos bat ihn, noch einmal kurz beiseite zu treten. Er ließ sich Beutel für Beutel reichen und leerte den Inhalt eines jeden in die steinerne Wanne aus. Schon bald zog ein Duft von ätherischen Ölen durch die Kuppel. Solon stand mit offenem Mund und staunte. Er hatte schon von diesem Ritual gehört, aber nie geglaubt, selber einmal im Mittelpunkt zu stehen. Der alte Mann bekam aus Freude und Dankbarkeit feuchte Augen, dann half ihm Talos, in den Steintrog zu steigen. Als Solon lang ausgestreckt lag, bedeckte er dessen Körper bis zum Hals mit verschiedenen Kräutern, flüsterte ein paar
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