Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Drakonat solche Worte sprach, folgten ihm die Freunde hinunter ins Tal. Hier war wenigstens die Temperatur einigermaßen auszuhalten.
„Und du hast keine Erklärung, was das da oben sein könnte?“ Aron konnte es kaum fassen. „Wie sah es denn überhaupt aus?“
„Ob ihr es glaubt oder nicht, es sieht wie eine wilde Mischung aus Schlange, Hahn und Drache aus. Es trug so etwas, wie ein Diadem oder eine Krone auf dem Kopf. Ganz genau konnte ich es nicht sehen, es lag im Halbdunkel gleich am Höhleneingang. Es scheint nicht besonders groß aber der Energie nach, extrem gefährlich zu sein. Hauen wir ab, solange nicht Schlimmes passiert.“
Schnell bündelten die drei ihre Energie und kehrten unverrichteter Dinge nach Atla zurück.
So erfreut, wie die Atlan über die Rückkehr ihrer Gesandten waren, so erstaunt waren sie aber auch, dass diese mit leeren Händen und sichtlich verstört zurückkamen. Talos ließ sich von Hatik das unbekannte Wesen so genau beschreiben, wie möglich. Ratlos zuckte er mit den Schultern. „Davon hab ich mein Leben lang noch nicht gehört.“
Neri hatte beide Hände vor das Gesicht geschlagen. Etwas kam ihr an der Sache bekannt vor. Mühsam versuchte sie, sich zu erinnern. Wann oder wo war das nur gewesen? Solon wollte wissen, ob das Tier Geräusche gemacht hätte. Hatik schüttelte den Kopf. „Es hockte still und starr wie eine Sphinx …“
Neri fuhr herum. „Das ist es!“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich hab in den Sphingen-Texten im großen Tempel davon gelesen! Das muss ein Basilisk gewesen sein, was ihr da gefunden habt!“
„Nun mal ganz langsam und auch für die, die schwer begreifen.“ Safi setzte sich mit den anderen zu Neri an die Grottenwand und gespannt lauschten sie ihren Worten.
„Also, das Wesen wird in den Hieroglyphen genau so beschrieben, wie Hatik es getan hat. Es heißt Basilisk und sein Blick soll töten können.“
Aron und Safi sahen sich erschrocken an und dankten Hatik für die Rettung. Dieser wollte bloß noch wissen, wie man es vertreiben könne, da ja in der Höhle noch die begehrten Eierschalen lagen. Wahrscheinlich war der Basilisk sogar schuld daran, dass sich der Drache eine andere Höhle gesucht hatte.
Neri überlegte kurz. „Ja, wenn die alten Schriften stimmen, dann kann man das Wesen loswerden, indem man ihm einen Spiegel vorhält. Es soll dann vor Entsetzen vor sich selber vergehen. Ob es wahr ist, kann ich nicht sagen.“
„Also brauchen wir mindestens zwei große Spiegel.“ Hatik war schon wieder bei der praktischen Seite angekommen.
Mara entsetzte sich. „Ihr wollt doch nicht etwa wirklich wieder zu dem Vieh? Wenn es euch nun umbringt?“
„Wenn wir uns beeilen und ich mich nicht in der Zeit vergreife, dann tobt das Unwetter noch und in der Höhle kann sich der Basilisk nicht so schnell bewegen. Wir halten ihm, wenn er noch döst, vorn und hinten einen Spiegel hin und werden sehen, was passiert. Im Notfall müssen wir so schnell sein, wie noch nie in unserem Leben.“ Hatik hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. Er war plötzlich verschwunden und tauchte ein paar Minuten später mit zwei polierten Metallplatten wieder auf.
Neri und Talos banden wortlos ihre Gürtel zusammen und zurrten damit die beiden Platten an Hatiks Bauch und Rücken fest. Dann schaute ihm Neri noch einmal tief in die Augen. „Pass bitte auf dich auf.“ Wenige Augenblicke später waren die drei Freunde schon wieder im Strudel der Zeit unterwegs. Für die Wächter in der Tempelhöhle begann ein banges Warten.
Und wieder einmal hockten Aron, Safi und Hatik im Gebirge. Die ungeplante Rückkehr hatte ihnen viel Kraft abverlangt. Jeder Muskel schmerzte und das Wetter schien sich ihrem Zustand anpassen zu wollen. Orkanartige Böen fegten über den Kamm, es goss in Strömen. Die Temperatur war noch weiter gesunken. Mit den sperrigen Spiegeln war kaum noch voran zu kommen. Der Wind zerrte an ihnen und die Freunde hatten Mühe, nicht in den Abgrund zu stürzen. Verbissen kämpften sie sich voran. Stellenweise überzog eine dünne Eisschicht die Felsen und verwandelte ihren Weg in eine gefährliche Rutschbahn. Es dauerte einige Stunden, bis sie endlich in die Nähe der Höhle kamen. Mit ein paar stummen Handbewegungen erklärte Hatik seinen Plan. Aron sollte vor der Grotte in Deckung bleiben und unliebsamen Besuch abhalten. Safi und Hatik bewaffneten sich mit je einem Spiegel und schlichen lautlos auf das seltsame Wesen zu, das noch immer im Halbschlaf
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