Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
ihm, Stunde um Stunde Span für Span sorgfältig abzuheben. Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, trafen sie auf einen Meister, der mit dem Schnitzmesser in der Hand, neben seinem Kunstwerk eingeschlafen war.
Die Magier waren schon lange auf den Beinen, Mara und Neri saßen mit Merit-Amun und ihrem Töchterchen gemütlich beisammen. Tanit, die inzwischen schon Laufen gelernt hatte, versuchte die beiden Hunde zu fangen, die sich flink in Sicherheit brachten. Ab und zu fiel sie hin, verzog das Gesicht, als ob sie weinen wollte. Sofort waren die Hündinnen zur Stelle und trösteten die Kleine. Dann begann das Spiel von vorn.
Merit-Amun erhob sich schließlich. „So, nun gehen wir mal zu Tante Lara und besuchen Sara.“ Sofort kamen Tanit und Tina herbei und schauten Merit mit großen Augen an. Nala schloss sich den drei Damen an, sie wollte auch Sara besuchen.
„Wir beide gehen jetzt Arko besuchen“, sprach Neri. „Er soll wundervolle Sachen geschnitzt haben. Luna und Mira sind aus dem Schwärmen ja gar nicht mehr herausgekommen.“
Sie versuchte telepathisch, ihren Besuch anzukündigen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen zog sie die Augenbrauen zusammen. „Das ist aber seltsam. Ich kann ihn nicht erreichen. Seine Aura ist auch ganz matt. Es wird doch wohl nichts passiert sein?“
„Lass uns einfach losgehen“, schlug Mara vor. „Wir können es doch unterwegs noch mal probieren.“
Vor dem Häuschen blieben die beiden Frauen stehen. Wieder gab Arko keine Antwort.
„Da stimmt was nicht.“ Energisch öffnete Neri die Tür und trat ein. „Arko?! Arko!“
Sie folgte dem Duft von frischem Holz, fand zielsicher die Tür zur Werkstatt. Offensichtlich war der Raum leer. Neri überlegte kurz und fühlte noch einmal nach Arkos Aura. Etwas zögernd trat sie ein. Mara folgte ihr mit gemischten Gefühlen.
Neri blieb hinter der großen Werkbank stehen, dann bückte sie sich. Vorsichtig nahm sie dem Schlafenden das Messer aus der Hand und legte es beiseite. Sie winkte Mara heran.
„Das ist ja schon fast wie ein magischer Schlaf. Was mag hier nur passiert sein?“ Vorsichtig nahm sie Arkos Gesicht in beide Hände. Sie gab ihm etwas von ihrer Energie. Arko schlug stöhnend die Augen auf. Er hatte einige Mühe, sich zu orientieren. Zwei große Augen in einem wunderschönen Frauengesicht schauten ihn beunruhigt an.
„Neri? Was ist passiert?“, fragte er, sich unsicher umschauend.
„Das wollte ich eigentlich von dir wissen.“ Sie half ihm auf die Beine.
Langsam erholte sich Arko. Er bat die beiden Frauen in seine gemütliche Wohnküche, brühte einen duftenden Kräutertee auf, den er in drei kunstvoll geschnitzten Bechern austeilte. Neri ließ ihm Zeit, über die vergangenen Stunden nachzudenken.
Ein paar Mal schüttelte Arko kaum merklich den Kopf. Er konnte sich einfach nicht erinnern. Neri wusste von Imset, dass noch alles in Ordnung gewesen war, als die Drakon Arko nach Hause brachten. Sie sprach ihn darauf an. Arko wurde abwechselnd rot und blass.
„Siris grüne Augen“, hauchte er so leise, dass ihn Neri kaum verstand.
„Was ist mit Siris Augen?“, fragte die Seherin leise.
„Sie hat genau so grüne Augen wie Siri“, sagte Arko unvermittelt und mehr zu sich selber.
„Wer?“
„Die Frau aus meinen Träumen.“ Arko sah Neri groß an. „Drakos kennt sie auch.“
„Wer ist sie?“, bohrte Neri weiter.
„Ich – ich – ich weiß es nicht.“ Arko ließ traurig den Kopf sinken.
Mara und Neri tauschten einen schnellen Blick.
„Woher weißt du, dass Drakos sie kennt?“, wollte Neri wissen.
„Er hat sie mir in seinen Erinnerungen gezeigt“, stieß Arko hervor.
„Und wie heißt sie?“
„Ich weiß es wirklich nicht“, stöhnte Arko gequält. „Und Drakos hat gesagt, ich soll erst in meinem Gedächtnis suchen, ehe er mir ihren Namen sagt.“
Neri überlegte kurz. „Woran hast du geschnitzt, ehe du mitten in der Arbeit eingeschlafen bist?“
Verständnislos schaute sie Arko an.
„Ich glaube bald, du hast wirklich keine Ahnung, was passiert ist“, sprach die Seherin schließlich. „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam nach deiner letzten Arbeit sehen.“
Arko nickte. Zögernd ging er vor den beiden Frauen her. Am Schnitztisch lag der helle Baumstamm, den Siri auf seine Bitte hin, zu seiner Hütte getragen hatte. Drumherum ein Haufen Späne. Arko bückte sich, um den Stamm zu drehen, wobei ihm die beiden Frauen neugierig über die Schulter
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