Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
die Mittagszeit flog Drakos mit einer dieser Wannen nach Neu-Atla und holte die Verpflegung für die fleißigen Baumeister.
„Kommt ihr gut voran?“, fragten die Frauen und wunderten sich über das staubbedeckte Schuppenkleid des Wächters.
„Sehr gut sogar. Es ist schön, wirklich gebraucht zu werden.“ Eilends machte sich der Riese mit seiner Last auf den Rückweg.
„Pause!“, rief er noch in der Luft, dann setzte er den wohl gefüllten Behälter vorsichtig ab.
Seschat begann mit der Essenausgabe. Plötzlich stutzte sie. Lachend rief sie: „Achtung! Jetzt kommt zweimal nur für Drakon!“ Sie brachte mehrere große Ananas zum Vorschein.
„Lecker, lecker, lecker.“ Drakos holte freudig überrascht die Früchte ab, um sie in aller Ruhe mit Siri zu verspeisen.
Am späten Nachmittag besichtigten die Magier das Drachenland. Siri brachte Seschat, Drakos brachte Maris zu den Kratern. Zwei steile Hänge wurden als Lieferanten der begehrten tonnenschweren Steinblöcke ausersehen.
„Gut, dann treffen wir uns also morgen alle hier“, ordnete Safi an. „Wenn wir genau wissen, wie wir vorankommen, können wir noch immer in zwei Teams auf beiden Baustellen arbeiten.“
„Du siehst glücklich aus“, stellte Imset fest. „Dieser Bau ist deine Leidenschaft.“
„Ja, da kann ich wohl nicht verleugnen. Ich fühle mich wie damals, beim Bau der Grabanlage von Ramses’ Vater. Nur hier ist die Aufgabe eine größere Herausforderung, weil unglaubliche Kräfte im Spiel sind und der kleinste Fehler fatale Folgen haben könnte.“
„Du hast diese Herausforderungen schon immer geliebt und du wirst uns auch hier fachkundig anleiten.“ Imset klopfte Safi auf die Schulter.
„Weißt du, was mich am meisten beflügelt?“, fragte Safi.
Imset schüttelte den Kopf.
„Dass der Tempel nicht irgendwem, sondern uns gehört. Dass wir all unser Wissen und Können einsetzen dürfen, ohne uns rechtfertigen zu müssen.“ Safi schaute in den grünen Himmel und betrachtete die Sonne, die langsam unterging.
Dann folgte er mit Imset den Drakon und Magiern, die langsam nach Neu-Atla aufbrachen.
Freudig empfingen die Frauen ihre Gefährten mit einem heißen Bad, um sie nach einem arbeitsreichen Tag gebührend zu verwöhnen. Und wohl keiner der Männer vergaß, den Beweis zu erbringen, dass Solon mit seinem viel zitierten Spruch völlig Recht hatte. Besonders Imset zog alle Register, hatte ihm Neris Scherz doch einen gewaltigen Schrecken eingejagt. So widmete er die ganze Nacht seiner großen Liebe.
Die beiden Drakon hatten von Neu-Atla aus direkten Kurs auf den Wasserfall genommen. Der im Mondlicht glitzernde Vorhang aus Wasser spülte ihnen den Staub von den Körpern und erfrischte sie. Spät in der Nacht kehrten sie in ihre Höhle zurück, um eng aneinander gekuschelt einzuschlafen.
Am nächsten Morgen bebte der Boden unter ihnen. Erschreckt hoben sie die Köpfe.
„Die Drakonat“, murmelte Drakos und schloss noch einmal die Augen. Beruhigt tat es ihm Siri gleich. Doch im Unterbewusstsein registrierte sie jede einzelne Energieentladung. Den Schrecken, den Letan verbreitet hatte, konnte sie einfach nicht vergessen.
Als die Erde wieder aufgehört hatte zu rumoren, krochen auch die beiden Wächter aus ihrem Versteck, um pünktlich bei den Kratern zu erscheinen. Kurz nach ihnen kamen auch die Magier an.
Sie trugen noch ihre Kampfkleidung, den Schurz, um die Alltagsgewänder zu schonen, deren Wert sie erst durch Luna und Mira wirklich schätzen gelernt hatten.
Safi und Aron vermaßen die Blöcke. Imset, Sobek und Horus schnitten sie mit gebündelter Energie wie mit glühenden Messern heraus. Talos, Solon, Maris und Kebechsenef ließen sie gemeinsam aus ihrer letzten Verankerung schweben. Dann übernahmen die beiden Drakon und trugen gemeinsam Block für Block zum Plateau. Bis zum Mittag lagen vier gigantische Bausteine auf dem Plateau bereit. Siri kehrte zu den Männern zurück, während Drakos mit seiner Wanne das Essen holte.
Ohne auf Manieren in Anwesenheit einer Dame achten zu müssen, lagerten sich die Magier gleich um die Wanne. Maris angelte den Korb mit Früchten, für die Drakon heraus, dann langte, jeder zu, wie es ihm gerade gefiel.
Siri drückte sogar mehrere Augen zu, als die ersten anzüglichen Bemerkungen, die letzte Nacht betreffend, fielen. Kein Ort war wohl passender für dieses Thema, als die Krater des Drachenlandes. Sogar das schelmische Aufblitzen ins Drakos’ Augen, dessen Ohren voll auf Empfang
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