Die magische Bombe
einer nahezu fiebernder Spannung auf ihre nächsten Worte.
»John, gib Antwort.«
»Ich höre dich, Tanith.«
»Das ist gut. Ich weiß, wie schlecht es dir geht und dass jemand dich ausschalten will.«
»Wer?« hauchte ich.
»Es ist der gleiche, den du im Innern des Golem entdeckt hast, denn er vergaß nichts.«
»Orgow!«
»Genau, John Sinclair. Der Satan hat längst nicht aufgegeben. Er will noch immer deine Vernichtung. Er und Orgow haben sich einen besonderen Plan zurechtgelegt. Es gehört dazu, dass du in einer Zelle liegst und aus dem Spiel bist. So haben sie freie Bahn, und sie werden schon sehr bald zuschlagen.«
»Nur die beiden?«
»Nein, sie haben Helfer.«
»Wen?«
»Es sind leicht zu beeinflussende Menschen gewesen. Einen von ihnen hast du getötet, wie ich hörte.«
»Das stimmt.«
»Er hatte eine Waffe. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Deine Reifenpanne war geplant. Die Falle war so aufgebaut, dass du dich in ihr verstricken musstest, und es gelang. Die Waffe verschwand auf magische Weise. Man wird dich einsperren für eine Tat, die du zwar begangen hast, die sich jedoch unter völlig anderen Umständen zugetragen hat. Und deine Gegner bekamen Unterstützung, denn Scotland Yard selbst sorgte dafür, dass man dich einsperrte. In dieser Nacht aber wird es passieren.«
»Was?«
»Die magische Bombe ist unterwegs. Sie wird bei Scotland Yard explodieren, und dann kann der Hexer triumphieren. Er hat sie gebastelt, und sie ist brandgefährlich.«
»Was kann ich tun?«
»Das weiß ich nicht, John.«
»Und wie sieht die Bombe aus?«
»Davon habe ich auch keine Ahnung. Ich konnte nur in Erfahrung bringen, dass es sie gibt.«
»Ist sie schon hier?«
»Du musst sie vernichten, bevor sie explodiert.«
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Das würde ich gern. Nur bin ich gefangen.«
»Das möchte ich ändern.«
Diese einfach dahingesprochenen Worte waren brisant, und ich konnte ihnen vertrauen. Schon einmal hatte Tanith mir geholfen. Und zwar durch den Kelch des Feuers. Mein Kreuz und der Kelch waren eine Verbindung eingegangen. Ihre gemeinsame Magie schaffte es, mich unsichtbar zu machen.
Wenn das wieder gelingen konnte, sahen meine Chancen schon wesentlich besser aus. Deshalb fieberte ich den weiteren Ereignissen förmlich entgegen. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper. Ich lauschte der Stimme nach, aber Tanith sagte nichts mehr.
»Bekomme ich den Kelch?« nahm ich das leise Gespräch wieder auf.
»Ja, ich gebe ihn dir, John Obwohl ich ihn wieder zurückhaben möchte, denn ich warte noch immer auf die Kugel, damit ich beides verbinden kann. Versuche eine Verbindung zwischen dem Kelch und dem Kreuz herzustellen. Die magische Bombe muss gestoppt werden!«
»Ich will es versuchen!«
Während des Gesprächs hatte ich in den Raum geschaut. Tanith war für mich nicht sichtbar geworden. Ihr Geist blieb weiterhin zwischen den Dimensionen, aber ich sah etwas über den Boden funkeln, wobei es sich auch nicht weit von der Tür entfernt befand.
Dort fanden magische Entladungen statt. Tanith hielt ihr Versprechen. Aus einer anderen Dimension schickte sie den Kelch rüber. Das Funkeln verstärkte sich. Bisher hatte ich bei Materialisationen nur immer einen silbrigen Schein gesehen, der dann allmählich die Gestalt des Gegenstands annahm, um den es sich handelte. Jetzt schimmerte es golden vor mir.
Der Kelch erschien!
Ich rutschte vom Bett, stellte meine Füße auf den kalten Boden, drehte mich und ging dem Kelch entgegen, der vor mir in der Luft schwebte. Ich breitete die Hände aus, weil ich ihn umfassen wollte, aber noch hatte er sich nicht voll materialisiert. Ich musste einen Moment warten, dann war alles klar.
Unter meinen Händen spürte ich endlich das Gold des Kelches. Es war hart geworden, ich wusste, dass er kein Trugbild war und atmete tief durch. Die Hilfe war gekommen.
Noch einmal hörte ich Taniths Stimme. »Aktiviere dein Kreuz, bringe es mit dem Kelch zusammen! Beeile dich, der Teufel und seine Magie wollen nicht mehr warten! Sie lauern, sie sind in deiner Nähe. Du musst schnell machen, John Sinclair, schnell…«
Beim letzten Wort hatte sich ihre Stimme verändert. So etwas wie Angst und Panik schwangen darin mit. Das hatte ich bei Tanith noch nie gehört. Es musste ihr wirklich schlecht ergehen, wenn sie so reagierte. Aber ich hatte den Kelch.
Ohne mich umzudrehen, schritt ich bis zum Bett zurück, spürte die Breitseite an meinen Beinen und ließ
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