Die magische Bombe
gesehen und auch nicht mit ihm gesprochen, doch genügend über ihn gehört. Nolan will John vernichten.«
Suko hob den Finger und verengte die Augen. »Und genau das, Shao, wird ihm nicht gelingen.«
Die Chinesin lachte. »Es würde mich freuen. Aber wie willst du das verhindern?«
»Ich muss an Nancy Day heran.«
»Weißt du, wo sie sich aufhält?«
»Nein.«
»Wer könnte es denn wissen?«
»Nolan natürlich.«
»Sonst noch jemand?«
Suko wiegte die Schulter. »Vielleicht Sir James. Obwohl ich nicht so recht daran glauben will, weißt du…«
»Ruf ihn an!«
Suko schaute nach rechts, wo auch das Telefon stand. Der Apparat lockte. Er dachte daran, dass zwei Tage vergangen waren. Nichts hatte sich bewegt. Die Situation war noch ebenso schlecht. Und das wollte der Inspektor eben ändern.
»Ruf ihn an!« drängte Shao.
Suko nickte, stand auf, wollte zum Telefon, als der Apparat anschlug. Jetzt beeilte sich der Inspektor noch mehr, hob ab und schaltete gleichzeitig den Lautsprecher ein, damit Shao ebenfalls mithören konnte. Sir James war Suko zuvorgekommen und rief selbst an. »Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?« fragte der Inspektor.
»Eigentlich nicht. Aber Nolan ist sehr aktiv. Er hat bereits für den morgigen Tag eine Vorverhandlung einberufen.«
»Und?«
»Es wird wohl alles klappen.«
Suko schluckte. Er schaute zur Seite und stellte fest, dass Shao blass geworden war. Sie hatte auch verstanden und wusste ebenfalls, wie sehr sich die Lage damit zugespitzt hatte.
»Und Sie konnten nichts dagegen unternehmen?« fragte Suko mit rauher Stimme zurück.
»Nein. Nolan hat alles an sich gerissen.«
»Sir, ich will Ihnen keine Vorschriften machen«, sprach Suko weiter.
»Aber wäre jetzt nicht der Zeitpunkt gekommen, beim Innenministerium zu intervenieren?«
»Das habe ich schon getan«, erklärte Sir James. »Leider ohne Erfolg. Die Verantwortlichen sind über alles informiert, doch ich benötige Beweise für Johns Unschuld. Und wenn es nur ein winziger Zipfel ist, der uns anzeigt, dass an der Sache etwas nicht sauber ist. So aber hat man zwar Verständnis für meine Bitten gezeigt, aber ich stand mit leeren Händen da, wenn Sie begreifen.«
»Ja, Sir, das ist mir klar geworden. Und ich weiß auch, dass man mit Dank oder dem Dank des Vaterlandes nicht zu rechnen braucht. Schade, denn ich sah es immer anders.«
»Haben Sie sich eine Illusion gemacht?«
»Das hatte ich bisher, Sir.«
»Dann vergessen Sie diese, und verschaffen Sie mir den kleinsten Beweis herbei, dass es bei der Mordanklage nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Darauf warten meine Freunde im Ministerium. Chiefsuperintendent Nolan ist bei ihnen ebenfalls nicht sehr gelitten.«
»Kann man sagen, dass sie auf einen Fehler warten?« fragte Suko.
»Im Prinzip kommen Sie der Sache ziemlich nahe.«
»Danke, das wollte ich wissen. Da uns nur noch eine Nacht Zeit bleibt, Beweise herbeizuschaffen, muss ich mich beeilen. Leider weiß ich noch nicht genau, wo ich einhaken soll.«
»Nancy Day.«
»Das ist das Stichwort, Sir. Wissen Sie, wo sie sich aufhält?«
»Ja.«
Suko atmete tief ein. »Geben Sie mir die Adresse, Sir.«
»Ich darf es nicht.«
»Sir, es wird keiner erfahren. Himmel, es geht um John Sinclair! Verstehen Sie!«
»Das ist mir klar. Gut, sie wohnt in einer kleinen Pension in Chelsea. Wir bringen öfter dort Leute unter. Sie liegt ein wenig versteckt. Ich sage Ihnen auch die genaue Anschrift.«
Shao schrieb mit. Suko bedankte sich und sagte zum Abschluss: »Sir, Sie werden wieder von mir hören. Wahrscheinlich schon in den nächsten Stunden.«
»Das will ich hoffen. Und noch etwas. Seien Sie vorsichtig. Nancy Day wird bewacht. Soviel mir bekannt ist, hat Nolan zwei Leute abgestellt, die sie rund um die Uhr nicht aus den Augen lassen sollen.«
»Danke für den Tip!« Damit legte Suko auf und beendete das Gespräch. Als er sich zu Shao umdrehte, hatte sich sein Gesicht verzogen. Er strahlte, und ein Lächeln lag auf seinen Lippen. »Endlich ein Schimmer der Hoffnung«, sagte er.
»Soll ich mitfahren?« rief Shao hinter ihrem Partner her, der bereits seine Jacke in der Diele überstreifte.
»Nein, du bleibst hier und hältst die Stellung. Alles andere erledige ich schon.«
Shao kam zu ihm. »Viel Glück«, flüsterte sie und drückte ihre Wange gegen Sukos. »Gib auf dich Acht, und denke an John. Wir müssen ihn rausholen.«
»Das verspreche ich dir«, sagte Suko und nickte heftig.
***
Chelsea gehört zu den
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