Die magische Bombe
oft mir das Kreuz schon geholfen hatte und auch Mittler gewesen war.
Tief atmete ich ein. Jetzt hatte ich es zwar, aber es gelang mir nicht, mit dem Kruzifix die Wände zu durchbrechen. Dazu hätte ich eine normale Sprengladung gebraucht und keine magische.
Meine rechte Hand lag auf dem Kreuz. Die Finger berührten das Silber an zwei Enden, und diese beide Enden reagierten mit einemmal. Sie erwärmten sich. Meine Haut spürte die Wärme, und im Nu war ich hellwach.
Das Kreuz hatte mir ein Zeichen gegeben! Weshalb? Ich wusste es nicht, mir war nur klar, dass ich jetzt Acht geben musste. Irgend etwas würde geschehen.
In der Zelle war es still. Selbst mein Atmen hatte ich reduziert, damit kein Laut die herrschende Stille unterbrechen konnte. Überlaut hörte ich meinen Herzschlag. Ich spürte ihn sogar an den Rippen und merkte die Echos im Kopf.
Seltsam, sehr seltsam…
Meine Blicke durchforsteten die Zelle. Wenn ich direkt in die Lampe schaute, schmerzte das Licht in meinen Augen, das störte mich, deshalb knipste ich es aus. Einer der beiden Schalter war auch vom Bett aus zu erreichen. Dunkelheit umfing mich. Im ersten Moment konnte ich wirklich nichts sehen. Aber als ich zur Tür schaute, sah ich den schmalen gelben Streifen, der unter der Ritze hervorkroch.
Allerdings war der Streifen nicht die einzige Lichtquelle, wie ich sehr schnell feststellte. Es gab noch eine zweite, und das war mein Kreuz, das auf meiner Brust lag.
Sehr schwach strahlte es ab. Dass es überhaupt leuchtete, bewies mir das Vorhandensein einer fremden Magie. Irgend etwas befand sich unsichtbar um mich herum, wobei ich leider nicht sagen konnte, um was es sich handelte.
War es etwas Böses oder das Gegenteil davon? Eine Antwort bekam ich nicht. Die musste ich mir schon selbst suchen.
Die um das Kreuz liegende Lichtaura begann zu zittern. Es war ein helles Beben, ein Schleier, der von kleinen, lautlosen Explosionen ausgefüllt wurde.
Noch lag ich auf dem Rücken, lauschte in die Dunkelheit hinein, hörte aber kein Geräusch, bis plötzlich die Stimme da war und meinen Namen rief. Ich setzte mich aufrecht.
»John Sinclair!«
»Ja…«
»Du erkennst mich nicht?«
Ich überlegte einen Augenblick. Natürlich kannte ich die Stimme. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte sie bereits zu mir gesprochen, und auch da war sie aus dem Nichts gekommen, aus einer anderen Dimension, einem anderen Reich. Schlagartig wusste ich Bescheid. Jemand, der mir zur Seite stehen wollte, hatte mich gerufen. Es war Tanith, eine Tote!
Mit vielem hätte ich gerechnet, aber nicht mit Tanith. Dass sie es geschafft hatte, mit mir Kontakt aufzunehmen, machte mir Mut und Hoffnung. So hilflos war ich doch nicht.
Über meine Lippen zuckte ein Lächeln. Es war wunderbar, wenn Tanith sich meldete, und vielleicht gelang es ihr sogar, mir die Auflösung des rätselhaften Falles zu präsentieren. Tanith war zwar gestorben, doch ihr Geist war nicht in das Reich der Toten eingegangen. Er schwebte in einer anderen oder sogar zwischen den Dimensionen, um von dort aus lenkend und helfend eingreifen zu können.
Allerdings war auch sie gehandicapt. Im Leben hatte sich Tanith immer auf ihre magische Kugel verlassen. Die stahl ihr der Teufel, nachdem er die Wahrsagerin und Astrologin umgebracht hatte. Den Kelch des Feuers, zu dem die Kugel genau passte, nahm er ebenfalls mit, doch ihn konnte ich wiederholen.
Es fehlte nach wie vor die Kugel. Für sie hatte sich der Teufel einen besonderen Platz ausgesucht. Die Kugel wurde von einem Golem bewacht, und nicht nur das, sie befand sich sogar an seinem Körper, und der Golem, der aussah wie ein Roboter, war in Wirklichkeit keiner, sondern eine Hülle, die mit dem Geist eines gefährlichen Hexers gefüllt gewesen war.
Es war Professor Orgow!
Zu dem hatte ich ein besonderes Verhältnis, denn er war mein erster Gegner überhaupt gewesen. Im Sterben noch schwor er mir Rache, und eigentlich hatte ich ihn schon vergessen, bis ich dem Golem begegnete und seine Stimme aus diesem Monstrum hörte.
Die Kugel hatte ich nicht bekommen, auch Tanith war es nicht vergönnt gewesen, denn Kugel und Kelch zusammen hätten ihr Macht gegeben. So aber mussten wir weitersuchen.
Und nun meldete sich Tanith.
Sie hatte es schon einmal getan und mir aus einer verdammt schwierigen Lage geholfen. Würde sie es jetzt wieder versuchen und sich in den Fall einmischen?
Eigentlich konnte ich nur hoffen, dass so etwas geschah, und deshalb wartete ich mit
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