Die magische Bombe
schickte ihn ins Reich der Träume.
Zufrieden steckte der Mann aus dem Flur sein Schießeisen weg.
***
Elliot Grove zählte 40 Lenze. Die Hälfte davon arbeitete er bereits bei der Polizei. Angefangen bei der Streife, hatte er sich allmählich hochgedient und war nun Beamter bei Scotland Yard. Er stand im Range eines Detektives zwar noch ziemlich unten auf der Karriereleiter, doch er würde sie weiter nach oben klimmen, das hatte er sich fest vorgenommen.
Sein Büro musste er mit zwei Kollegen teilen. Tagsüber war der kleine Raum voll, bei der Nachtschicht war nur immer einer da, während der zweite seine Bereitschaft zu Hause abhockte oder schlief und der dritte frei hatte.
Für Elliot Grove waren die Nächte meist ruhig. Er gehörte im weitesten Sinne zur Mordabteilung, brauchte allerdings nie oder nur selten mit zum Tatort fahren. Dem Leiter der Mordkommission kam es darauf an, in Elliot Grove einen Verbindungsmann zwischen der Fahndung und den Praktikern an der Verbrechensfront zu haben.
Und diesen Job führte Elliot ausgezeichnet aus. Ein paar Morde waren dank seiner Aktivität und Umsicht schon aufgeklärt worden, und der Sprung in den nächst höheren Dienstgrad stand dicht bevor. Auch in dieser Nacht schob er wieder Dienst. Sie war ziemlich ruhig, obwohl es unter den Kollegen nur ein Gesprächsthema gab. Und das hieß Oberinspektor John Sinclair. Er, der bekannte Geisterjäger, war tatsächlich eingelocht worden. Saß in Untersuchungshaft, und man warf ihm sogar einen Mord vor.
So etwas wirbelte immer Staub auf. War Sinclair ein Mörder? Diese Frage wurde auch unter den Kollegen diskutiert, und es gab da geteilte Meinungen. Die einen gönnten es dem Geisterjäger, auch wenn diese Typen in der Minderzahl waren. Andere dachten mehr an den Ruf der Organisation und fanden die ganze Sache ziemlich betrüblich. Elliot Grove hielt sich aus allem raus. Er kannte John Sinclair nicht persönlich und hatte auch nichts gegen ihn. Man sah sich, grüßte, das war alles.
Es war gegen 22.00 Uhr, als er sein Büro ansteuerte. Er hatte sich die Akten eines Mordfalls besorgt, um sie in Ruhe studieren zu können. Er glaubte nämlich, in einem anderen Fall Parallelen zu dem ersten Mord entdeckt zu haben.
Elliot Grove zog sich noch eine Cola und ging die restlichen Schritte bis zur Tür. Mit dem Ellbogen drückte er die Klinke nach unten, stieß die Tür auf und merkte sofort den störenden Geruch, der in dem Zimmer lag. Es war ein widerlicher Gestank. Er selbst rauchte zwar hin und wieder Zigarillos, doch die rochen nicht so ätzend und verbrannt. Elliot betrat den Raum, stellte die Coladose ab und legte auch seine Akte zur Seite. Dann drehte er sich um, schaute auf seinen Schreibtisch und sah genau das, was ihn störte. Und auch überraschte, denn auf der Platte stand ein seltsamer Gegenstand.
Es war ein Buddha. Giftgrün in der Farbe, vom Körperbau ungemein dick. Er hatte die Arme erhoben, so dass sie über seinem Kopf eine Brücke bildeten, und mit beiden Handtellern stützte er eine Schale ab, aus der dieser widerliche Geruch drang.
Der Mann mit dem blonden Bürstenschnitt hielt den Atem an. Er konnte die Luft einfach nicht mehr einsaugen, sie drehte ihm den Magen um. Schnell öffnete er die Tür und ließ frische Luft herein. Noch einmal schaute er auf die Figur! Nein, damit konnte er wirklich nichts anfangen. Er wusste auch keinen, der ihm ein solches Geschenk gemacht hätte. Wer interessierte sich schon für einen Buddha? Er jedenfalls nicht, und Freunde von ihm auch nicht. Vor allen Dingen dann nicht, wenn dieser Buddha noch eine Schale bei sich trug; die mit einem so bestialisch riechenden Inhalt gefüllt war. Ein paar Mal schluckte er, räusperte die Kehle frei und wischte sich über das Gesicht. Dann drehte er sich um, ging zur Tür und hatte kaum eine Hand auf die Klinke gelegt, als er das Zischen hörte. Es klang so, als würde jemand mit einem Schweißbrenner hinter ihm stehen und seinen Rücken anbrennen wollen.
Er drehte sich hastig um.
Elliots Augen wurden groß. Der Buddha stand noch immer da. Er selbst hatte sich nicht verändert, aber mit der Schale über seinem Kopf war etwas geschehen. Dort sprühte es dunkelgrün wie bei einer Wunderkerze, und im nächsten Augenblick fauchte eine ebenso grüne Flamme aus der Schale, berührte die Decke, und dann flog der Buddha mit einem dumpfen Laut auseinander.
Das Geräusch wirkte nicht einmal störend, draußen auf dem Gang wäre es kaum zu hören
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