Die Makler-Mafia
einer
Dachluke. Tim versuchte, ihn noch zu packen, und konnte ihn auch am Saum des
Gewandes zu fassen kriegen. Aber der Mann riss sich los und zog sich durch das
schmale Fenster nach draußen. Tim kraxelte ihm hinterher aufs Dach. Dort oben
wehte ein kühler Nachtwind, der das Gewand des unheimlichen Mannes aufbauschte
und ihn dadurch noch größer und bedrohlicher wirken ließ. Der Unbekannte
balancierte über den Dachfirst zum Giebel. Wie ein Artist auf dem Hochseil
setzte Tim vorsichtig einen Fuß nach dem anderen auf. Dabei verlor er
gelegentlich das Gleichgewicht und schwankte gefährlich hin und her.
Nur noch ein paar Schritte.
Dann hab ich ihn, dachte er sich.
Er kam immer näher an den
Unbekannten heran. Ganz nah. Er konnte ihn schon förmlich riechen. Unerwartet
drehte sich der Mann plötzlich um und stieß Tim mit der Faust gegen den
Brustkorb. Tim konnte noch ein scheußliches Lachen hören und eine seltsam
gespaltene Zunge sehen, die durch die Mundöffnung der Maske stieß und wie eine
Schlange widerlich züngelte. Er verlor den Halt und kippte zur Seite.
Vergeblich versuchte er, sich noch an dem Unbekannten festzuhalten, und riss
ihm dabei eine Kette vom Hals, die er mit seiner Faust umschloss. Dann rollte
er das Dach hinunter und überschlug sich dabei mehrmals. Im allerletzten Moment
konnte er die Regenrinne zu fassen kriegen und einen Sturz verhindern.
An einem Arm baumelte er nun
über dem Abgrund. Er sah noch, wie der Mann an einem Efeugewächs, das die
Hauswand hochwuchs, nach unten kletterte und dann durch den Garten in der
Dunkelheit verschwand. Tim schwante nichts Gutes, als ein lautes Ächzen und Knirschen
ihn aufhorchen ließ. Er konnte nichts mehr tun, denn innerhalb weniger Sekunden
riss die Dachrinne ab und er stürzte mit ihr in die Tiefe.
13. Das
Teufelspentagramm
Tim hatte den Sturz nahezu
unverletzt überstanden. Er war einigermaßen weich auf einer Rasenfläche
gelandet und hatte nur ein paar Schrammen davongetragen.
Es war jetzt Morgen und TKKG
saßen im Salon von Oma Sauerlichs Villa und frühstückten. Oskar hockte auf dem
Boden vor einem silbernen Napf und mampfte genüsslich sein Lieblingsessen: gebratenes
Hähnchenfleisch.
»Kiki ist zwar immer noch nicht
hundert Prozent davon überzeugt, dass der ganze Spuk inszeniert war, aber
immerhin hat sie aufmerksam zugehört«, meinte Klößchen und verdrückte ein dick
beschmiertes Marmeladenbrot.
Rosalinde Sauerlich saß in
einem Bademantel neben Tim und schaute ins Leere. Sie hatte wieder etwas von
ihrer alten, gesunden Gesichtsfarbe zurückgewonnen und nippte an einer Tasse
Tee. »Wenn das alles stimmt, was ihr sagt, frage ich mich, was das soll und wer
da dahintersteckt.«
Tim schaute ernst. Mit dem
großen Pflaster auf der Stirn und den Kratzern sah er aus, als ob er in eine
Mordsschlägerei geraten wäre. »Das wissen wir auch nicht, Frau Sauerlich, aber
eines ist klar: Derjenige oder diejenigen führen nichts Gutes im Schilde.«
Karl nahm seine Brille ab, rieb
sich die Augen und setzte sie wieder auf: »Wir haben bis jetzt zwei Fälle von
Spukerscheinungen. Eine davon endete tragisch. An jenem Abend waren vier Damen
anwesend. Dann müssen wir mit zwei weiteren Vorfällen rechnen. So wie es
scheint, haben wir es hier mit einer Serie zu tun.«
Klößchen schaute Karl finster
an. »Bei Oma hat’s noch nicht gespukt.« Besorgt blickte er zu seiner
Großmutter. »Nicht wahr, Oma?« Frau Sauerlich nickte zustimmend.
»Dazu muss es nicht mehr
kommen, wenn wir schnell den oder die Täter schnappen«, bemerkte Karl.
»Aber wie?«, wollte Gaby
wissen.
Karl zog die Kette hervor, die
Tim dem Täter abgerissen hatte. Sie war aus Silber und hatte einen Anhänger in
Form eines Kreises, in dem sich ein Stern befand. »Die Kette ist ein
Anhaltspunkt! Schaut euch das Symbol hier genauer an!« Er hielt TKKG die Kette
unter die Nase. »Das ist nicht ohne«, sagte er besorgt.
»Wie meinst du das?« Tim
schaute sich den Stern genauer an.
»Fünfzackig«, stellte Klößchen
fest.
»Ein sogenanntes Pentagramm,
nicht wahr?«, mutmaßte Gaby.
»Genau!« Man merkte, dass Karl
nervös wurde. Das geschah immer dann, wenn er eine Entdeckung machte.
»Was ist denn ein Pentagramm?«,
wollte Klößchen wissen.
»Ein Pentagramm — auch
Drudenfuß genannt — ist das wohl bekannteste Symbol der Magie. Er stellt die
vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde dar, überragt vom Geist. Eigentlich
soll es die Macht besitzen, Böses
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