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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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an den Armen. »Josette. Ich bitte dich um Verzeihung. Es tut mir leid, nur hör mich an.«
    Sie schmollte, doch ihr Blick wurde weicher. »Was tut dir leid? Dass du eine andere geschwängert hast? Ich habe es gelesen.«
    Er lockerte seinen Griff und zog sie an sich. Nachdem er sie geküsst hatte, was sie sich gefallen ließ, zog er sie mit sich aufs Bett. Als sie neben ihm saß, sagte er: »Es war in Paris. Du erinnerst dich, dass ich krank war?«
    »Natürlich, Idiot. Niemand durfte zu dir. Du wolltest mich nicht sehen. Warum dein Bruder dich zu Madame d’Étampes hat bringen lassen, war vielen ein Rätsel.« Sie drehte eine ihrer Locken. »Man vermutete, dass du ihr gefällst und sie dich verführen wollte.«
    »So ein Unsinn! Ihr Arzt hat mich kuriert. Ein großartiger Mann, ohne dessen Heilkunst ich nicht mehr am Leben wäre.« Wie nur sollte er die seltsamen Narben an Armen und Beinen erklären?
    »Ah, aber allzu schwer kann die Krankheit nicht gewesen sein …«
    Er legte sein Wams ab und krempelte die Ärmel seines Hemdes in die Höhe. Die Unterarme waren von unzähligen, teils noch geröteten Narben übersät.
    Josette schlug die Hand vor den Mund. »Mon dieu! Wie …?« Zaghaft berührte sie eine der Narben, die der Folterstuhl hinterlassen hatte.

    Er schloss kurz die Augen und bat Gott um Verzeihung für seine Lügen. »Ich bin entführt worden. Eine Verwechslung. Sie dachten, ich sei der italienische Botschafter.«
    Beeindruckt riss sie die Augen auf. »Wirklich? Und sie haben dich …« Sie konnte das Wort nicht aussprechen, sondern strich vorsichtig über die hügelige Landschaft seiner verletzten Haut.
    »Sie haben mich gefoltert, ja. Ich habe meine Rettung einzig der Großmut Madame d’Étampes’ zu verdanken, die ein Lösegeld für mich gezahlt hat. Mein Bruder hat sie um Hilfe gebeten. Aber niemand darf davon wissen.«
    »Und diese Frau?«, fragte Josette argwöhnisch und tippte auf den Brief unter seinem Hemd.
    Er seufzte. »Nun, ich war in einer furchtbaren Situation. Die Wunden wollten nicht heilen, und ich war allein. Sie war Gast im Haus von Madame, und eins führte zum anderen …«
    »O du Armer! Das kann ich verstehen!«, säuselte Josette und küsste ihn auf den Mund. »Ich war auch sehr einsam ohne dich und habe mich getröstet.« Sie senkte kokett den Blick. »Wir sind keine Heiligen, nicht wahr? Dann hätten wir ja ins Kloster gehen können …« Sie kicherte, dann drückte sie ihn in die Kissen und knabberte an seinem Ohrläppchen. »Gib ihr Geld, damit sie ihr Balg zu Zieheltern geben kann. Und jetzt lass mich dich trösten.«
    Bevor er sich das Hemd über den Kopf zog, nahm er den Brief und stopfte ihn unter die Matratze. Dann überließ er sich den Liebkosungen von Josette.
    Im Kamin glimmten nur noch wenige Holzstücke, als er erwachte und sich neben der schlafenden Josette fand. Er fühlte sich furchtbar, schuldig wie ein Ehebrecher. Glauben würde ihm das niemand, und Mitgefühl durfte er von Aleyd wohl kaum erwarten. An Jules wollte er gar nicht denken. Wenn der erfuhr, dass er seine Schwester entehrt hatte, wäre
ihre Freundschaft zerbrochen. Armido fuhr sich mit den Händen über Gesicht und Haare und schwang die Beine über die Bettkante. Bevor er sich seine Hosen überstreifte, griff er unter die Matratze und suchte nach dem Brief. Nach einer Sekunde des Schreckens fand er das zerknitterte Papier.
    Er stand auf, ging zum Kamin und legte ein neues Holzscheit in die Glut. Als die Flammen zu züngeln begannen, zerriss er den Brief und warf ihn ins Feuer. Hier im Schloss wusste außer seiner Schwester und Rosso niemand von seiner Verbindung zu den Dubrays. Niemand konnte wissen, wohin er unterwegs war, und wenn alles gut ging, konnte er Luisa eine Nachricht schicken. Er warf einen raschen Blick zum Bett, doch Josettes Atemzüge blieben gleichmäßig. Nachdem er sich Wasser ins Gesicht gespritzt und sich notdürftig gewaschen hatte, kleidete er sich an. Gleich nach seiner Rückkehr aus Paris hatte er sich einen neuen Dolch und einen Degen gekauft. Die Waffen waren nicht edelsteinbesetzt, aber die Klingen aus bestem Damaszenerstahl, und darauf kam es schließlich an. Sacht schloss er die Truhe auf, konnte ein Quietschen jedoch nicht vermeiden. Er hielt inne und wartete. Josette seufzte und drehte sich auf die Seite. Rasch nahm er seinen Geldbeutel mit dem Lohn der letzten Monate heraus, überlegte es sich anders und nahm nur die Hälfte mit. Sollte er in Schwierigkeiten

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