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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Schüsseln mit Bohnenmus und Kohlgemüse standen. Sidrac schenkte Hippokras ein, einen süßen Würzwein, den die Franzosen sehr schätzten. Armido trank höflich einen Schluck des milchigen Getränks, fand aber den verdünnten Wein sehr viel schmackhafter. »Was ist da drin?«, fragte er Aleyd leise.
    »Ein Pfund Zucker, Zimt und Ingwer und Wein. Das wird einen Tag stehengelassen, dann gesiebt und mit Mandelmilch aufgegossen.«
    »Interessant …«
    Sie strich ihm über den Bart, den er langsam stutzen musste. »Lass es stehen, wenn es dir zu süß ist. Die anderen lieben es. Für sie ist es etwas Besonderes, das es nur selten gibt«, flüsterte Aleyd.
    Armido schaute in vor Vorfreude auf das Festessen glühende Gesichter und schämte sich. Verglichen mit seiner Familie oder gar mit den Verhältnissen in Fontainebleau waren die Menschen hier bitterarm. Stolz stellte Suzanne eine Terrine vor dem Brautpaar auf den Tisch und hob den Deckel des Tontopfs.
    »Hase! Pascal und Hugues waren vor drei Tagen jagen. Die besten Stücke sind für euch.« Sie holte mit einer Kelle die Keulen des zerteilten Hasen heraus und legte sie mit viel Soße auf Teller, die sie Armido und Aleyd zuschob.
    Für die anderen war kaum genügend Fleisch da, und Aleyd, die seinen unglücklichen Blick bemerkte, sagte: »Es gibt noch Huhn, Eier und später Käsekuchen. Sie teilen gern, Armido.«
    Er lächelte, kostete und lobte Suzannes Kochkünste. Erst jetzt langten auch die Gäste kräftig in die Schüsseln, und ein reges Gespräch entwickelte sich. Der Wein und Isabeaus
Kräuterlikör taten ein Übriges. Auch die Kinder bekamen etwas Hippokrat, und die kleinen Mädchen der Ziegenhirtenfamilien wurden von Sidracs Jungen geneckt.
    »Wo wollt ihr leben, Armido?«, fragte Jules unvermittelt.
    Armido räusperte sich. »Nun, zuerst in Fontainebleau, und dann möchte ich mit Aleyd in meine Heimat ziehen.«
    Jules runzelte die Stirn. »Uns verlassen? Willst du das, Aleyd?«
    »Bitte, Jules, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, darüber zu sprechen. Wir können das in den nächsten Tagen klären. Im Augenblick steht Estèves Schicksal im Vordergrund. Alles andere muss warten«, antwortete seine Schwester.
    Élie wischte seinen Teller mit einem Brotstück ab. »Wenn das Wetter es zulässt, gehen wir morgen nach Embrun und fordern Estèves Freilassung. Jacob ist ein Rechtsverdreher und wird ihn da schon herausholen.«
    Sidrac schüttelte den Kopf. »Seht euch an! Die wissen sofort, dass ihr aus dem Piemont geflohen seid. Flüchtlinge sind in der Stadt momentan nicht erwünscht. Die Atmosphäre. ist aufgeheizt durch die Anwesenheit dieses Priesters.«
    »Monsignor Sampieri«, ergänzte Armido tonlos.
    Jules raufte sich die Haare. »Zum Teufel mit ihm! Warum taucht er ausgerechnet jetzt hier auf? Er muss dir gefolgt sein, Armido. Du hättest nicht kommen dürfen. Jetzt bringst du uns alle in Gefahr!«
    »Das ist nicht wahr! Niemand konnte wissen, wohin ich reise! Ich habe Aleyds Brief nach dem Lesen verbrannt, und das Siegel war unverletzt, als ich ihn erhalten habe. Außerdem war Sampieri zu der Zeit in Paris«, verteidigte Armido sich.
    Der Arzt strahlte Souveränität und Vernunft aus, und seine Stimme hatte Gewicht. »Beherrsch dich, Jules. Niemand
ist schuld, dass Sampieri hier ist. Er wird wegen Estève gekommen sein oder wegen des Massakers im Piemont. Nur wenige Inquisitoren halten sich in Frankreich auf, und die hat der Papst höchstwahrscheinlich mit Aufgaben versehen. In Embrun fällt die Saat des Monsignore auf fruchtbaren Boden. Der Bischof hat das Pflänzlein der Zwietracht und des Hasses auf Fremde und Andersgläubige gezogen, und mit der Hilfe des Monsignore kann daraus ein starkes Gewächs werden.«
    »Ein Geschwür!« Jacob ließ klirrend sein Messer fallen. »In diesem Land ist Justitia wahrhaftig blind, und wenn sie einmal hinsieht, werden die Falschen verurteilt.«
    »Wir lamentieren nur. So befreien wir Estève nicht aus seinem Kerker«, murrte Jules.
    »Unsere schriftlichen Eingaben beim prévôt haben bisher nichts gebracht, der hat uns schlicht an den Bischof verwiesen, angeblich, weil er sich in der Materie nicht auskennt«, sagte Aleyd.
    »Aber es gibt doch keine unabhängigen Fürstbischöfe mehr in Frankreich«, warf Armido ein.
    »Das ist richtig. Der gesamte Klerus, ausgenommen die Grafschaft Venaissin, ist dem König unterstellt und nicht dem Papst. Doch das hält weder den Klerus noch die Sorbonne davon ab, ihr eigenes Süppchen zu

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