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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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oder Estienne werden uns helfen.« Jules murmelte noch etwas, dann schlief er erschöpft ein.
    An der Loyalität des Dichters und des Buchdruckers zweifelte Armido nicht, doch angesichts der Tatsache, dass sie ihren Kredit an Großmut beim König bereits über Gebühr beansprucht hatten, glaubte Armido nicht länger an das Gewicht ihres Einflusses.
    Draußen winkte er Suzannes Söhne zu sich. »Na kommt. Wir schauen uns den Meiler an. Wisst ihr, wie Kohle gemacht wird?«
    Die Jungen schüttelten die Köpfe. Éric stieß missmutig gegen Tannenzapfen, die auf dem Weg lagen. »Ist doch auch egal.«
    Als sie zu den Hütten der Aussätzigen kamen, wurden die Jungen still und hielten sich dicht an Armido. Ein alter Mann – vielleicht sah er durch die fehlende Nase und die verkrüppelten Hände auch nur so aus – humpelte vor ihnen über den Pfad.
    »Er muss anhalten!«, sagte Éric. »Wenn er Gesunde sieht, muss er uns sofort aus dem Weg gehen!«
    »Der Mann ist blind, Éric«, sagte Armido. »Danke dem Herrn, dass du gesund bist.«
    »Krankheit ist eine Strafe«, meinte der Junge abfällig.
    Armido ignorierte die Bemerkung. Der Meiler qualmte, und von Pierre war nichts zu sehen. Sie fanden den Köhler unter einer Fichte, wo er Moos vom Boden kratzte. »Sollen wir helfen?«
    Pierre grunzte unverständlich und zeigte auf einen Korb. »Na, dann los«, forderte Armido die Jungen auf, doch Éric machte keine Anstalten, sich zu bücken.
    »Das ist keine Arbeit für uns«, sagte er störrisch.
    »Ach ja? Dann solltest du auch nicht in der Hütte dieses
Mannes schlafen. Er hätte sich auch weigern können, uns aufzunehmen.« Langsam wurde Armido ärgerlich.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen erwiderte Éric: »Wir bezahlen ihn doch dafür! Ich habe gesehen, wie du ihm Goldmünzen gegeben hast.«
    »Jetzt reicht es mir aber. Natürlich bezahlen wir ihn für seine Gastfreundschaft. Aber die Gefahr, der er sich aussetzt, indem er uns aufnimmt, ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Hast du das vergessen? Und jetzt hilfst du ihm!« Die scharfen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, und nach kurzer Zeit hatten sie den Korb mit Moos, Gras und trockenen Zweigen gefüllt.
    Der Köhler ging zu seinem Meiler und zeigte ihnen, wie man mit den gesammelten Pflanzen Löcher stopfte, feuchte Erde darübergab und alles fest andrückte. »Ich habe lufttrockene Holzscheite um den Quandel, den Feuerschacht, aufgesetzt und dann Zweige aufgeschichtet. Zum Schluss wird die feuchte Erde darübergezogen. Dieser Meiler brennt seit vier Tagen. Es wird noch zwei bis drei Tage dauern, bis alles richtig kocht und das Holz anfängt, zu Kohle zu werden.«
    Während des Brennvorgangs war es Pierres Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Feuer im Mittelschacht weder erlosch noch zu kräftig wurde und den Haufen in Flammen aufgehen ließ. Die Verkohlung dauerte mehrere Wochen. Pierre zeigte auf einen halbfertigen Meiler zwischen den Bäumen. »Der wird als Nächstes gezündet.« Plötzlich hielt er inne und horchte in den Wald. »Da kommt jemand. Zwei Männer. Geht in Deckung!«
    Armido scheuchte die Jungen ins Dickicht hinter dem brennenden Meiler. Eng aneinandergekauert hockten sie unter den überhängenden Ästen einer Tanne, deren Nadeln stachen und juckten. Eigentlich konnte es sich nur um Martin Dufy handeln, doch bei zwei Männern war Vorsicht geboten.
Nach endlosen Minuten wurden sie aus ihrem unbequemen Versteck befreit.
    »Armido! Kommt raus! Martin und Arnaud sind hier!«, rief Pierre.
    Sofort eilten sie zu den Neuankömmlingen und begrüßten sie aufs Herzlichste. Dufy trug die Kleidung eines Jägers und hatte ihnen ein Rebhuhn und eine Wildschweinkeule mitgebracht. Es waren Monate vergangen, seit Armido den Wirt aus Embrun gesehen hatte. Die Strapazen der letzten Zeit hatten Arnaud gezeichnet und den einst strahlenden Augen ihren Glanz genommen. Er war das lebende Abbild von tiefstem Gram und Verzweiflung.
    Armido nahm ihn in die Arme und erschrak über den abgemagerten Körper. »Arnaud!«, sagte er und drückte den Mann, der ihm damals ohne weiteres geholfen hatte, fest an sich. »Es ist gut, Euch zu sehen. Aziza?«
    Arnaud schüttelte den Kopf. Seine Augen lagen tief und waren von dunklen Schatten umgeben. An den Händen entdeckte Armido Spuren von Quetschfolter und befürchtete das Schlimmste. Armido schickte die Jungen zu Suzanne, um ihre Ankunft anzukündigen.
    »Mit dem Bart hätte ich Euch kaum erkannt«, sagte Arnaud.
    Armido kratzte sich den

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