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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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dichten Vollbart. »Gut so, aber in Italien werde ich mich wieder rasieren.«
    »Sie wollen Aziza nicht gehen lassen, weil sie behaupten, dass sie eine Ungläubige, eine Ketzerin ist. Mich haben sie gefoltert, weil ich ihnen verraten sollte, wo hier in der Nähe Vaudois leben.« Arnaud sah zu Boden. »Ich hätte nichts gesagt, aber als ich Aziza schreien hörte, konnte ich nicht anders. O Gott! Hätte ich gewusst, was sie vorhaben, ich hätte kein Wort gesagt …« In seiner Verzweiflung schlug er die Hände vors Gesicht. »Diese Mörder! Und im Grunde war
alles umsonst. Sie wollen Aziza mit den anderen auf dem Scheiterhaufen verbrennen.« Er schluchzte. »Der Kerker ist ein feuchtes Loch, in dem Gestank und Ungeziefer einem zusetzen, wenn es die Folterknechte nicht tun. Meine wunderschöne Aziza … Sie haben ihr den Kopf geschoren und sie der Streckfolter unterzogen. Was habe ich getan?«
    Armido legte ihm den Arm um die Schulter. »Arnaud, das ist nicht Eure Schuld. Niemand hätte sie daran hindern können. Dieser Monsignore ist ein Teufel, der sich dort einnistet, wo er willige Werkzeuge findet, die ihm bei seinem grausamen Tun dienen. Mit der Gefangennahme von Estève hat es angefangen, und als Monsignor Sampieri nach Embrun kam, fand er fruchtbaren Boden für seine böse Saat. Bitte, Arnaud, habt Ihr meine Frau gesehen?«
    »Sie haben ihr nichts getan, Armido, aber durch ihren Zustand ist sie geschwächt. Die Wärter, diese Lumpen, behalten das meiste, was die Angehörigen den Gefangenen schicken, für sich.«
    Armido war erleichtert zu hören, dass sie Aleyd nicht gefoltert hatten. »Kommt, gehen wir zu Suzanne. Sie wird auf Nachricht von Sidrac warten.« Fragend sah er Arnaud an.
    »Er ist ein tapferer Mann, genau wie die bedauernswerte Isabeau …« Der Wirt biss sich auf die Lippen, und Armido fragte nicht weiter.
    Martin Dufy schulterte die Keule und den Fasan und folgte den beiden Männern. Als sie die Behausungen der Leprosen passierten, zuckte Arnaud kaum merklich zusammen. Dufy grüßte die junge Frau und den blinden Alten, die er aus Embrun kannte.
    »Martin, Arnaud! Wie ich mich freue, euch zu sehen!« Suzanne kam ihnen entgegengelaufen und winkte ihren Jungen. »Helft ihm. Bringt das Wildbret hinter den Stall.«
    Während die Jungen mit dem Fleisch davongingen, setzten
sich die Erwachsenen auf zwei Baumstämme, die zu diesem Zweck vor den Hütten lagen. Marie brachte einen Krug mit Honig gesüßten Wassers. »Wie geht es Sidrac, Aleyd und Isabeau? Und deiner Frau, Arnaud, was ist mit Aziza?«
    »Die Frauen sind stark, obwohl beide auf der schrecklichen Leiter waren. Sie haben sie an den Armen aufgezogen.« Es fiel Arnaud sichtlich schwer, über die Grausamkeiten im Kerker des Erzbischofspalasts von Embrun zu sprechen.
    Suzanne sog die Luft ein. Jeder wusste, was die Leiter bedeutete. Die Füße des Opfers wurden am unteren Ende der Leiter an Ringen befestigt, die Hände an einem Seil, das über Rollen nach hinten lief. Die Hände wurden rückwärts über den Kopf gezogen, bis zur Streckung der Arme, was zu Ausrenkungen der Schultern führen konnte.
    »Isabeau und Aziza werden nicht nur der Ketzerei, sondern auch der Hexerei bezichtigt. Es ist fürchterlich, was diese Bestien ihnen antun … Als ich das letzte Mal im Kerker war, konnte Isabeau nicht sprechen, weil sie ihr das Gesicht zerschlagen haben, und sie ist von den Wächtern …« Wieder versagte Arnaud die Stimme.
    Die Zuhörer schwiegen. Es bedurfte keiner Ausführungen, um den schrecklichen Missbrauch und die Demütigungen, denen die Frauen ausgesetzt waren, zu erklären.
    »Aziza hat sich gewehrt und die Männer in ihrer Sprache verflucht. Sie haben Angst vor ihr und rühren sie nicht mehr an.« Arnaud wischte sich die Tränen aus den Augen. »Sidrac war auf der Leiter und auf dem gespickten Stuhl.«
    Unwillkürlich berührte Armido seine Unterarme.
    Suzanne, die neben Arnaud saß, griff nach seinen Händen, die geschwollen waren. Seine Daumen waren verbunden. »Wie schlimm haben sie ihm zugesetzt?«
    »Er kann sich wieder erholen, wenn man ihn vor der nächsten Befragung aus dem Kerker holt. Die Wunden sind

    oberflächlich, und er hat sich seine linke Schulter, die sie ihm ausgekugelt hatten, selbst wieder eingerenkt.«
    »Oh, Sidrac. Ja, er kann das. Tapferer Mann, Gott gebe ihm Kraft!«, murmelte Suzanne. Sie hielt noch immer Arnauds Hände. »Deine Daumen?«
    »Sie haben sie gequetscht und mir dann die Nägel herausgerissen. Ich habe

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