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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Nachbarin vertieft, hob den Kopf und winkte huldvoll. Im Schutz des Botschafters trat Luisa auf die hochgeborenen Seigneurs Frankreichs zu, die sich um den König versammelt hatten.
    »Der große schlanke Mann mit der blauen Feder ist der Duc de Villeneuve, daneben seine Gattin, dann Baron Saint-Blancard, und die anderen dürften Euch bekannt sein«, flüsterte Giustiniani ihr rasch zu.

    Der Connétable Montmorency stand rechts vom König, und etwas weiter entfernt entdeckte sie den Comte de Mallêt. Luisas Mut sank mit jedem Schritt, der sie dem Monarchen näher brachte. Doch dann fiel ihr Blick auf die Dame neben dem König, Katharina de Medici lächelte sie freundlich an. Auch der König sah ihr mit Wohlwollen entgegen, und in gebührendem Abstand verneigte sie sich tief und wartete, während Giustiniani sie vorstellte.
    »Sire, dieser junge Künstler aus Fontainebleau kommt mit einem Werk von Meister Rosso zu Euch. Wenn Ihr erlaubt?«
    Franz, der mit elegant gekreuzten Beinen auf seinem gepolsterten Stuhl saß, lud sie ein, auf den Teppich zu treten, auf dem die Stühle der königlichen Familie standen. Der Platz der Königin war leer, auch Madame d’Étampes schien nicht anwesend, und nur Kronprinz Henri stand in der Nähe seines Vaters und tuschelte mit Diane de Poitiers.
    Luisa öffnete die lederne Hülse und zog die Zeichnung von Rosso Fiorentino hervor. Auseinandergerollt hielt sie sie dem König entgegen. »Sire, es ist mir eine große Ehre, Euch den Entwurf der Sibylle von Tibur von Meister Rosso überreichen zu dürfen.«
    An den königlichen Händen, die das Blatt ergriffen, blitzten mehrere edelsteinbesetzte Ringe. Konzentriert studierte der König die Zeichnung und hielt sie schließlich Katharina hin. Atemlos wartete Luisa auf die Reaktion des Königs und stieß einen tiefen Seufzer aus, als er lächelte und sich entspannt zurücklehnte. »Er hat sich Zeit gelassen, unser Meister, aber er hat mich nicht enttäuscht! Großartig! Ich bin mehr als zufrieden. Das könnt Ihr ihm ausrichten.«
    »Und meine Anerkennung«, fügte Katharina de Medici hinzu. »Der Entwurf ist exquisit. Wie Meister Rosso mit dem Thema der Sibylle spielt und den Bezug zur königlichen Familie aufbaut, ist wundervoll! Es gibt nur wenige so
großartige Künstler, die sich in der Mythologie und der Philosophie derart auskennen.« Sie zwinkerte schelmisch. »Kein Wunder, er ist Florentiner! Und Ihr, junger Freund, stammt Ihr ebenfalls aus meiner Heimatstadt? Wie ist Euer Name?«
    »Luca Paserini, Euer Gnaden. Ich komme aus Siena. Aber Siena steht Florenz in nichts nach!«, sagte sie stolz und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie war hier nicht in Italien, und Katharina war keine gewöhnliche Landsmännin, sondern die zukünftige Königin von Frankreich. »Verzeiht.« Zerknirscht senkte sie den Kopf.
    Doch Katharina lachte vergnügt. »Oh, Ihr seid köstlich! Ich fühle mich fast wie zu Hause!«
    Franz hob amüsiert die Augenbrauen.
    »Sire, es besteht eine ewige Konkurrenz zwischen Florenz und Siena, und kein wahrhafter Bewohner einer dieser Städte würde je die kulturelle oder wirtschaftliche Überlegenheit der anderen eingestehen. Obwohl Ihr zugeben müsst, Luca, dass Florenz durch Michelangelo und Rosso einen großen Vorsprung gewonnen hat«, erklärte Katharina.
    »Da muss ich Euch recht geben, Vostra Eccellenza «, sagte Luisa, wobei sie automatisch ins Italienische verfiel. Sie hörte, wie die Musik einsetzte und die Anwesenden ihre unterbrochenen Unterhaltungen wieder aufnahmen. Giustiniani räusperte sich vielsagend, doch der König schien keinen Anstoß an Luisas Unterhaltung mit Katharina zu nehmen.
    Vielmehr musterte er sie interessiert. »Normalerweise hätte Rosso mir Monsieur Pellegrino gesandt. Warum Euch? Ich entsinne mich, wartet!« Er legte einen Finger an die Lippen. »Wart Ihr es nicht, der in der Galerie von Fontainebleau mein Porträt nach der Büste zeichnete?«
    Sie errötete. »Ja, Sire. Mein Bruder und ich kamen als Stukkadore zu Meister Rosso. Meine Familie hat eine Stukkadorwerkstatt in Siena, aber ich habe auch dort schon gemalt.
« Verlegen schwieg sie, denn der König konnte unmöglich ihre Geschichte hören wollen.
    »Ihr seid bescheiden, Luca, Eure Zeichnung war hervorragend. Meister Rosso hat das ebenfalls erkannt«, sagte der König freundlich.
    In seinen hellen Augen lag ehrliches Interesse, und er gab ihr das Gefühl, als hätte er sie persönlich zu einem Gespräch geladen. Sie

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