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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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warum Eva partout nicht der Sinn danach stand, zu dieser Eröffnung zu gehen. Wenn sie sich allein vorstellte, Berenice würde es erneut darauf anlegen, Eva in Verlegenheit zu bringen. Was Eva allerdings wunderte, war die Tatsache, dass Berenice ihr Wissen offenbar noch nicht publik gemacht hatte. Denn dann wäre es ihr mit Sicherheit schon zu Ohren gekommen. Eva hatte niemandem von Berenices Gemeinheiten erzählt, wenngleich sie sich liebend gern Daniel anvertraut hätte. Doch der hatte genug damit zu tun, Elizabeth bei Laune zu halten, denn die junge Frau war bei der Feier plötzlich sehr einsilbig geworden.
    Eva hatte sich fest vorgenommen, dass sie Berenice heute Abend, sollte sie wieder damit anfangen, beiseitenehmen und ein ernstes Wort mit ihr reden würde.
    Sie zog ein elegantes Kleid hervor und schlüpfte hinein. Es war dunkelblau mit einem weißen Kragen, knöchellang, betonte die Taille und besaß einen weit schwingenden Rock. Kleidung war Eva früher nie sehr wichtig gewesen, aber inzwischen liebte sie es, in den neuen Damenmodengeschäften der Stadt herumzustöbern und sich die elegantesten Stücke zu kaufen. Sie war sogar einmal in Wellington gewesen und hatte sich dort mit der neuesten Mode eingedeckt.
    Das Haar kämmte sie streng zurück, und die Lippen schminkte sie sich rot. Ein prüfender Blick in den Spiegel bestätigte ihr, was sie ohnehin wusste: Sie sah aus wie eine Dame mit Stil. Wenn Adrian mich doch so sehen könnte, dachte sie.
    Seufzend wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab. In den letzten Wochen war sie ein paar Mal drauf und dran gewesen, anzuregen, dass ihm endlich mit einem Begräbnis die letzte Ehre erwiesen werden sollte. Aber jedes Mal hatte sie, wenn sie es Lucie gerade vorschlagen wollte, einen Rückzieher gemacht.
    Schon auf dem Flur hörte sie das angeregte Gespräch zwischen Harakeke und Lucie. Die beiden Schwestern waren sich noch an dem Abend im Napier Daily Telegraph Building stumm in die Arme gefallen. Seitdem verbrachten sie wieder viel Zeit miteinander, denn Harakeke war inzwischen nach Meeanee gezogen und hatte ihr eigenes Haus verkauft. Nun verging kein Tag, an dem sie sich nicht zankten. Schmunzelnd lauschte Eva ihrem Streit.
    »Du bist nachtragend«, schimpfte Lucie. »Wie oft habe dir nun schon erklärt, dass ich keine andere Wahl hatte. Unser Vater oder Tom! Hättest du deinen Ehemann geopfert?«
    »Und du willst nicht begreifen, dass es nicht die Tatsache selbst ist, wegen der ich verschnupft bin, sondern weil du mich die ganzen Jahre belogen hast!«
    »Ach ja, und was hättest du getan, wenn du gewusst hättest, dass ich unseren Vater, den großen Häuptling Kanahau, erschossen habe?«
    »Genau, das ist es, was ich meine!« Harakekes Stimme überschlug sich fast vor Zorn. »Du weißt, wie er mich behandelt hat. Du warst seine Prinzessin, während er mich kaum beachtet hat. Und nicht genug damit. Er wollte mir das Heilen verbieten und mich mit dem alten Heiler verheiraten, einem halbblinden und eitlen Greis. Glaubst du, ich wäre zur Polizei gerannt, um mich dafür zu rächen, dass du sein Liebling gewesen bist?«
    »Nein, natürlich nicht, aber ich …«
    »Du hast kein Vertrauen zu mir! Das ist es, was mich kränkt. Ich habe immer zu dir gestanden. Spätestens, als Hehu aufgetaucht ist, hättest du mir die Wahrheit sagen müssen …« Harakekes Stimme bebte vor Zorn, während Lucie immer kleinlauter wurde. Als sie schließlich laut aufschluchzte, klopfte Eva demonstrativ an die Tür, damit die beiden nicht merkten, dass sie belauscht worden waren.
    Als keiner sie bat einzutreten, öffnete sie die Tür vorsichtig einen Spalt.
    »Ich wollte nur sagen, dass Daniel gleich kommt, um mich abzuholen«, verkündete sie.
    Lucie tat so, als wenn gar nichts gewesen wäre. »Das steht dir hervorragend«, flötete sie, während sie sich hastig mit dem Handrücken die verräterischen Tränen von der Wange wischte.
    Harakeke konnte nicht so schnell umschalten. Ihr stand die Wut noch immer ins Gesicht geschrieben. »Du bist mir noch eine Antwort schuldig, meine liebe Lucie«, knurrte sie, bevor sie sich an Eva wandte. »Und du, tu nicht so, als wüsstest du nicht, dass wir uns gerade gezankt haben. Ich weiß, dass man auf dem Flur jedes Wort verstehen kann, selbst wenn man in normalem Ton miteinander spricht. Und unser Geschrei war bestimmt im ganzen Haus zu hören. Warum? Lucie, warum?«
    »Jetzt fang nicht schon wieder damit an!«, entgegnete Lucie gequält.
    »Findest du

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