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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Steine in den Weg legen, wenn du auf die Weise die Karriereleiter hochsteigen könntest. Würdest du es denn in Erwägung ziehen, wenn wir das regeln könnten?«
    Eva lief rot an. Ja, die Antwort war sonnenklar, sie würde zu Hay wechseln, wenn es auf die Weise eine Aufstiegsmöglichkeit gäbe.
    »Du brauchst nichts zu sagen. Ich kenne deine Antwort, aber das muss dir nicht peinlich sein. Ich werde mit dem Chef sprechen.«
    »Hay hat mir noch gar kein Angebot gemacht!«, protestierte Eva.
    »Das wird er aber heute tun!«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe da so meine Quellen«, lachte er.
    »Komm, spuck schon aus. Wie heißt sie?«
    »Du regst dich nur auf, wenn ich ihren Namen nenne.«
    »Sag jetzt bloß nicht Berenice!«
    »Doch, ich traf sie neulich an der Marine Parade. Da vertraute sie mir an, dass der junge Architekt, mit dem sie ausgeht, ihr davon erzählt hat. Hay will dich unbedingt in seinem Team haben und wird jeden Preis zahlen. Du Glückspilz.«
    Eva sah Daniel erstaunt von der Seite an. Er schien sich ehrlich mit ihr zu freuen. Dabei war es immer sein Traum gewesen, für Hay zu arbeiten.
    »Bist du nicht ein wenig verschnupft, dass du kein Angebot von ihm bekommen hast?«
    »Nein, es genügt, wenn meine Frau dort tätig ist«, lachte er.
    Gerührt drückte Eva ihm die Hand. »Weißt du, dass du ein großartiger Mann bist?«
    »Ja, natürlich, ansonsten hätte ich ja gar keine Chance bei dir gehabt«, gab er verschmitzt zurück, während er einparkte.
    Wieder achtete er darauf, dass sie keinen einzigen Regentropfen abbekam, und schaffte es, sie trocken zum Eingang zu bringen.
    »Ich beneide dich doch«, raunte Daniel Eva ins Ohr, als sie das Gebäude betraten, das der Architekt unübersehbar unter dem Einfluss der sogenannten organischen Bauweise nach Frank Lloyd Wright entworfen hatte.



M EEANEE , A PRIL 1933
    Harakeke und Lucie standen Hand in Hand im strömenden Regen unter einem alten Baum oben auf dem Hügel über den Weinbergen. Es roch nach feuchter modriger Erde, aber das störte die beiden nicht.
    Sie blickten wie in Trance in die feuchte leere Grube, die darauf wartete, mit Erde bedeckt zu werden. Es war Lucies Idee gewesen, dem Vater mit einem symbolischen Ritual die letzte Ehre zu erweisen. Harakeke hatte sie überreden wollen, Berenice um die Herausgabe der sterblichen Überreste ihres Vaters und des Federmantels zu bitten, aber Lucie hatte sich geweigert. Sie wollte partout nicht mit ihrer Enkelin sprechen.
    Harakeke fing an zu singen. Lucie zögerte. Wie lange hatte sie diesen Totengesang nicht mehr angestimmt. Sie wunderte sich selbst, dass ihr die Worte so flüssig über die Zunge kamen, als wäre es nicht schon Jahrzehnte her, dass sie ihren Vater schon einmal auf seiner letzten Ruhe begleitet hatte.
    Plötzlich vergaß Lucie alles um sich herum und ließ sich auf einer Woge von Erinnerungen in ihre Kindheit zurücktragen. Sie fühlte die weiche Wärme ihrer Mutter, atmete den Geruch eines frischen Hangis ein und spürte, wie es sich angefühlt hatte, Flachs zu spinnen und daraus Spielzeug und Kleidung herzustellen. Obwohl sie Schuhe trug, war ihr, als würde sie barfuß auf dem feuchten Boden stehen. Sie sah sich mit ihrer Schwester heimlich in den Versammlungsraum schleichen und die aus Holz geschnitzten Fratzen anstarren. Ja, sie nahm sogar die angenehme Kühle des Hei-tiki wahr, das sie stets um ihren Hals getragen hatte. In diesem Augenblick wusste sie, was sie zu tun hatte.
    »Warte einen Augenblick«, murmelte sie. Harakeke hielt in ihrem Gesang inne und sah verwundert zu, wie Lucie ein Amulett aus Greenstone aus der Manteltasche hervorholte.
    Es war der Anhänger, den Eva ihr einst zu Weihnachten geschenkt hatte. Lucie legte sich das Amulett um den Hals. »Es sieht meinem alten Hei-tiki zum Verwechseln ähnlich. Findest du nicht?«
    »Ach, Lucie«, seufzte Harakeke.
    »Man kann seine Vergangenheit nicht auslöschen. Ich bin eine Maori, und das werde ich immer bleiben. Und ab heute bin ich wieder Ahorangi!«, verkündete Lucie entschlossen.
    Harakeke näherte sich ihrem Gesicht, und die Schwestern gaben sich einen Nasenkuss, wie sie es als Kinder so oft getan hatten.
    »Und du bist nicht irgendeine, sondern eine Prinzessin, seine Prinzessin«, sagte Harakeke mit belegter Stimme. »Bitte bleib nun Lucie. Ich habe mich all die Jahre gegen deinen neuen Namen gesträubt, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Ich kann mich nicht mehr umgewöhnen, und denk an all

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