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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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denn sehen Sie mal. Dort drüben. Mister Hay sieht schon so bewundernd herüber.« Mister Hunter lüftete grüßend seinen Hut in Richtung des bekanntesten Architekten der Stadt. Hay grüßte zurück. »Er ist Daniels geheimes Vorbild, aber Hay hatte seine Leute und wusste ja vorher nicht, wie sehr Daniel mit ihm auf einer Wellenlänge ist. Was meinen Sie? Daniel kamen beinahe die Tränen, als er so in etwa erahnen konnte, wie das Hay-Building in fertigem Zustand aussehen wird … Ja, ja der Hay, der hat es geschickt angestellt, in das Wiederaufbaukomitee zu gehen. Dort wurden die Aufträge vergeben.«
    Eva mochte Mister Hunter, aber sie fand, dass er zu viel redete, denn nun näherten sich ihnen der Stararchitekt und seine Frau. Eva hatte die beiden noch nie zuvor gesehen und war beeindruckt, denn jeder in Napier wusste, dass Misses Hay beim Erdbeben schwer verletzt worden war. Man munkelte, sie habe immer noch ein krankes Bein, doch das sah man ihr nicht an.
    »Mister Hunter, wollen Sie mir die junge Dame nicht vorstellen?«, bat Mister Hay höflich.
    »Natürlich, lieber Louis. Die Dame ist keine Geringere als die Innenarchitektin Eva Clarke, die diese Pracht erschaffen hat.«
    Der Architekt reichte ihr die Hand.
    »Das habe ich mir gedacht. Man spricht über Sie.«
    »Dem kann ich nur beipflichten«, ergänzte Misses Hay, während sie Eva ebenfalls die Hand hinstreckte.
    »Haben Sie nicht Lust, zur Einweihung meines neuen Bürohauses in acht Wochen zu kommen?«
    Eva wurde rot. Wieder einmal überfiel sie wie aus dem Nichts die Angst, als Hochstaplerin enttarnt zu werden.
    »Habe ich es nicht gesagt?«, knurrte Mister Hunter, kaum dass die Hays sich empfohlen hatten. »Der wird versuchen, Sie noch abzuwerben. Lassen Sie uns bloß endlich nach oben gehen. Sonst kommen auch noch die Herren aus Wellington, die um Ihre Gunst buhlen.«
    Eva rang sich zu einem Lächeln durch. »Keine Sorge, Mister Hunter, ich werde dem Büro Williams die Treue halten, und wenn ich noch so viele Avancen bekomme.«
    Wenn er wüsste, dass ich gar keine Wahl habe, dachte Eva, weil jeder andere meine Zeugnisse verlangen würde. Und dann wäre der schöne Traum vorüber …
    Sie kamen gerade rechtzeitig, um vor den Festreden noch ein Glas Champagner zu genießen. Eva blickte suchend durch die Reihen und stellte bedauernd fest, dass sich Elizabeth und Daniel auf die Plätze neben Lucie, Hariata und Frank gesetzt hatten. So blieb ihr nichts übrig, als sich neben Mister Hunter zu setzen, der unter vorgehaltener Hand fortfuhr, über die anwesenden Ehrengäste zu plaudern. Erst als der Verleger des Napier Daily Telegraph an das Rednerpult trat und um Ruhe bat, stellte der Architekt das Schwatzen ein. Es folgte eine Lobrede auf Daniel und sie. Ach, wenn das doch meine Eltern noch erleben könnten und mein Bruder hier wäre!, ging es Eva durch den Kopf, … und Adrian. Sie hatte es befürchtet. Dass sie an ihn denken und weinen musste. Hastig kramte sie ein Taschentuch hervor und trocknete sich die feuchten Augen. Aber wäre ich dann an diesem Tag auch hier?, fragte sie sich plötzlich. Oder würde ich heute nicht wie Hariata an der Krankenpflegeschule lernen? Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie es allein Daniel zu verdanken hatte, diesen Weg gegangen zu sein.
    Eva schweifte in Gedanken ab, sodass sie gar nicht mehr der Rede folgen konnte. Erst ein leichter Stoß in die Rippen riss sie aus ihrer Grübelei. »Sie sollen nach vorne kommen«, flüsterte Mister Hunter.
    Eva erhob sich rasch und ging durch den Mittelgang zum Rednerpult. Applaus brandete auf. Mister Bruce, der Verleger, drückte ihr überschwänglich die Hand und bat sie, ein paar Worte zu sagen. Eva schnürte es allein bei dem Gedanken die Kehle zu. Daran hatte sie keinen Gedanken verschwendet: dass sie womöglich vor all den Leuten eine kleine Rede halten sollte! Sie hatte das Gefühl, knallrot anzulaufen. Wie in Trance wankte sie auf das Mikrofon zu, das Gesicht zu einem maskenhaften Lächeln verzerrt. Hilfe suchend blickte sie ins Publikum. Erst als ihr Chef, Mister Williams, aufmunternd nickte, traute sie sich zu sprechen.
    Die ersten Sätze kamen ihr nur zögerlich über die Lippen. Es quälte sie die bohrende Frage, wo in Deutschland sie wohl ihre Ausbildung genossen haben könnte. Ihr wollte beileibe nichts Passendes einfallen, doch dann wurde sie authentisch. Sie schilderte wahrheitsgemäß, dass sie bei ihrer Ankunft in Neuseeland niemals geglaubt hätte, einmal hier oben

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