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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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über die Sache, und deiner Karriere steht nichts im Weg.«
    »Eva, nein, das wäre ein Verlust für die Branche. Napier ist nicht die einzige Stadt Neuseelands, in der der neue Stil zurzeit hoch im Kurs steht. Überall im Land will man jetzt solche Gebäude errichten. Wir werden gebraucht. Verstehst du das? Wir sind ein perfektes Team.«
    Eva stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Sie zuckte zusammen, als jemand von außen an die Scheibe des Wagens klopfte. Der Regen war zu heftig, um zu erkennen, wer es war. Sie kurbelte das Fenster einen Spalt herunter und erstarrte. Es war Mister Hay.
    »Aber … Sie … entschuldigen Sie …«, stammelte Eva.
    »Lassen Sie mich bitte hinten einsteigen. Ich habe Ihnen etwas zu sagen.«
    Eva öffnete ihm von innen die Tür. Ein Blick zu Daniel zeigte Eva, dass er mindestens ebenso überrascht war von diesem hohen Besuch wie sie.
    »Warum sind Sie denn nicht in meinem Büro geblieben, sondern muten mir diese Sintflut zu?«
    Eva drehte sich zu ihm um. Sie wollte etwas sagen, aber ihr fehlten die Worte.
    »Wir wollten nicht, dass die ganze feine Gesellschaft mitbekommt, was geschehen ist«, entgegnete Daniel mit belegter Stimme.
    »Sie haben mich da ja in eine schöne Situation gebracht«, schimpfte der Architekt.
    Eva schossen Tränen in die Augen. »Es tut mir so leid, ich hätte niemals den Auftrag für das Interieur des Daily annehmen dürfen. Und ich hätte nicht zu Ihrem Fest kommen und mir schon gar nicht einbilden sollen, Sie würden mir womöglich ein Angebot machen. Ach, ich hätte mich gar nicht erst als Innenarchitektin ausgeben dürfen …«
    »Blödsinn! Hören Sie auf mit diesem Gejammer. Sie hätten dafür sorgen müssen, dass dieses Gänschen von Berenice Clarke ihren Mund hält. Wenn die es nicht dem Verleger und meinem Team gesteckt hätte, hätten wir jetzt eine wunderbare Lösung für die Zukunft gehabt. Ich habe einen Gestalter aus London gewinnen können, und Sie beide hätten eng zusammengearbeitet, aber unter seiner Federführung. Sie hätten alle kreativen Freiheiten gehabt, nach außen wären es allerdings Entwürfe des englischen Kollegen gewesen. Das hätte ich zu Ihrem eigenen und zu meinem Schutz von Ihnen verlangt, damit niemand je wieder nach Ihren Zeugnissen gefragt hätte …«
    »Sie haben gewusst, dass ich keine Papiere besitze?«
    »Wo denken Sie hin? Williams und ich sind alte Freunde. Natürlich haben wir uns darüber unterhalten, wie wir einem Ausnahmetalent wie Ihnen die größte Chance geben können, die Sie verdient haben. Und wir haben alles sorgsam eingefädelt, aber nun müssen wir den schönen Plan aufgeben! Die Zeitung wird zwar von einer Veröffentlichung absehen, um Schaden von der Stadt zu wenden, aber weder Williams noch meine jungen Männer würden Ruhe geben, wenn wir an einer Frau ohne Ausbildung festhielten. Da kann man doch aus der Haut fahren. Deshalb habe ich meinem Freund Williams auch geraten, dass er Ihr großzügiges Angebot annimmt, Mister Thomas, und sich öffentlich von Misses Clarks distanziert. Es ist ein Trauerspiel, aber unser Nachwuchs ist noch nicht so weit, auf Abschlüsse zu pfeifen, wenn es um Ausnahmetalente geht.«
    »Danke für Ihre klaren Worte, Mister Hay. Wir ziehen die Konsequenzen: Eva und ich verlassen die Stadt. Wir werden schon irgendwo was finden.«
    »Nicht irgendwo! Sie gehen nach Wellington in das Büro Geoffrey. Das sind aufstrebende junge Architekten, die zwei solch engagierten Künstler wie euch dringend gebrauchen können. Denn die Leute in ›Windy Wellington‹ haben Blut geleckt. Alle wollen Art déco.«
    »Warum tun Sie das?«, fragte Eva fassungslos.
    »Weil ich mich verbeuge vor großen Talenten! Und weil ich mir wünschte, dass es in unserer Branche mehr couragierte Frauen wie Sie gäbe, die mit der Gabe geboren sind, schöne Gegenstände zu entwerfen. Oder wollen Sie in Zukunft nicht mehr arbeiten?«
    »Doch, natürlich!«
    »Gut, dann holen Sie sich morgen ein Empfehlungsschreiben ab. Die jungen Leute sind mir noch einen Gefallen schuldig. Sie werden euch mit offenen Armen empfangen, und wenn ich in Wellington zu tun habe, dann sehen wir uns gelegentlich …«
    »Vielen, vielen Dank …« Weiter kam Eva nicht, denn Mister Hay hatte die Wagentür geöffnet und war ausgestiegen.



M EEANEE , M AI 1933
    An dem Tag, an dem Adrian Clarke in einem Sarg, der nichts enthielt außer Sand, beerdigt wurde, pfiff vom Meer her ein eisiger Wind über den katholischen Friedhof.
    Auf Evas

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