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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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entgeistert an. »Gegen Sie verwenden? Wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich es sage. Sie haben mich in der Hand. Sie könnten mich erpressen!«
    Stella fasste sich an den Kopf, bevor sie von ihrem Stuhl sprang und sich vor Lucie aufbaute. »Misses Bold, das ist gemein, was Sie da behaupten. Ich bin nicht wie Elisa. Im Gegenteil, ich mochte sie nicht einmal wirklich. Früher als Kind habe ich unter ihr gelitten, aber ich habe sie nie verpetzt, weil ihr Vater sie jedes Mal grün und blau geschlagen hätte. Wenn er annähernd geahnt hätte, wie durchtrieben sie wirklich gewesen war … Und wenn ich Kapital daraus hätte schlagen wollen, dann hätte ich wohl kaum den Gerüchten, die immer wieder aufkamen, Joanne wäre nicht Ihr Kind, entschieden widersprochen. Ja, ich habe sogar behauptet, ich könne es beschwören, weil ich in der Nacht, als Joanne geboren wurde, bei Ihnen gewesen bin …«
    Stella ließ sich erschöpft von der langen Rede auf den Stuhl zurückfallen.
    Lucie war wie vom Donner gerührt.
    »Stella, bitte verzeihen Sie mir. Ich war vor lauter Angst ganz krank. Ich habe nur das Schlimmste befürchtet. Seit Joanne bei mir ist, deute ich jeden Blick und jede Geste anderer als Zeichen, dass sie Bescheid wissen. Ich weiß auch nicht mehr, ob es richtig war, sie als meine Tochter auszugeben. Aber ich war so besessen von dem Wunsch, ein gesundes Mädchen zu bekommen. Sie glauben gar nicht, wie es mich erleichtert, dass mir keine Gefahr droht …«
    Lucie stockte, als sie sah, wie Stella anfing, nervös auf ihrer Lippe herumzukauen. »Es droht mir doch keine Gefahr mehr, oder verlangen Sie eine Gegenleistung?«
    »Nein, ich mag Sie von Herzen. Und es ist angenehm, für Sie zu arbeiten. Aber seien Sie auf der Hut vor Misses Benson.«
    »Der Hebamme? Sie haben selbst gesagt, sie hätte dem Personal in Meeanee die Nachricht überbracht, dass Elisas Kind gestorben sei.«
    »Ja, das hat sie wohl. Und dennoch traue ich ihr nicht über den Weg.«
    »Warum nicht?«
    »Ach, es ist wahrscheinlich dumm von mir. Aber ich habe neulich etwas im Kolonialwarenladen aufgeschnappt. Misses Benson sprach mit Misses Thatcher, der Frau des Richters. Misses Thatcher lobte Ihr Engagement für das Waisenheim in höchsten Tönen. Da hörte ich Misses Benson wortwörtlich sagen: Jeder muss für sein Glück zahlen. Misses Thatcher wollte dann wissen, was das denn zu bedeuten habe, aber Miss Benson sagte, das habe sie nur so dahergesagt. Dabei habe ich einen Anflug von Grinsen in ihrem Gesicht gesehen.«
    »Vielleicht sollte mein Mann sie aufsuchen und das Schweigegeld noch einmal aufbessern«, murmelte Lucie.
    »Nicht, dass sie dann glaubt, sie könne Sie auf ewig schröpfen«, bemerkte Stella.
    Lucie musterte die junge Frau intensiv. Sie war nicht unbedingt hübsch, aber aus ihren Augen strahlte eine Wärme, die Lucie vorher niemals aufgefallen war. Sie schämte sich ein wenig, weil sie in Stella bislang nur eine Gefahrenquelle gesehen hatte.
    »Stella, bitte verzeihen Sie mir, dass ich so misstrauisch gegen Sie war …« Lucie hielt inne. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. »Stella, macht Ihnen die Arbeit in der Küche Spaß?«
    »Natürlich, Misses Bold.«
    »Und was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen anböte, in Zukunft als Kindermädchen für Tommy und Joanne zu arbeiten und mir bei meiner Tätigkeit im Waisenheim behilflich zu sein?«
    Ein Strahlen huschte über das pausbäckige Gesicht der jungen Frau.
    »Ich wäre der glücklichste Mensch der Welt«, rief sie aus.
    »Und trauen Sie sich zu, Joanne eine liebevolle Kinderfrau zu sein, die ihr aber zugleich die nötigen Grenzen aufzeigt?«
    »Ich will es versuchen«, erwiderte Stella.
    »Gut, und ich werde in Zukunft meinem Mann wieder bei der Weinernte helfen und mehr für die Waisenkinder tun. Seit Joanne im Haus ist, habe ich nur noch für sie gelebt. Das kann nicht gut sein. Natürlich werde auch ich in Zukunft versuchen, strenger zu sein. Und ich werde ab und zu etwas mit Tommy allein unternehmen. Ich glaube, er fühlt sich seiner Schwester gegenüber zurückgesetzt, wenngleich er es niemals zeigen würde.«
    Lucie erhob sich von ihrem Stuhl. Auch Stella stand auf. In ihren Augen glänzte immer noch die Freude über Lucies Angebot. Ohne zu überlegen nahm Lucie die junge Frau in den Arm und drückte sie fest an sich.
    »Wenn ich nur schon früher geahnt hätte, was für ein großartiger Mensch Sie sind«, stieß Lucie hervor. »Wenn Sie einmal Hilfe brauchen, bitte wenden Sie

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