Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
war nachgedunkelt. Dafür hatte Lucie einen geringen Preisnachlass bekommen.
    Mit der Puppe im Arm setzte sich Lucie auf den Boden zu den Holzklötzchen, die Joanne inzwischen zu einem Turm stapelte, um ihm dann einen heftigen Stoß zu versetzen. Als die Klötze mit lautem Gepolter zu Boden krachten, klatschte das Mädchen vor Vergnügen in die Hände. Vorsichtig setzte Lucie die Puppe neben sich.
    »Guck mal, deine Puppe will auch mitspielen«, sagte Lucie lächelnd.
    Und schon hatte sich Joanne auf die Puppe gestürzt und ihr ein Riesenbüschel des teuren Echthaars vom Kopf gerissen. Ohne zu überlegen, versetzte Lucie dem Kind einen Klaps auf den Hintern.
    »O Gott, o Gott«, stammelte sie erschrocken. Wie hatte sie sich so vergessen können?
    Joanne aber sah sie fassungslos an, bevor sie in lautes Geschrei ausbrach. In diesem Augenblick kam Stella mit dem Tee, den Lucie eigentlich mit ihrer Schwester hatte trinken wollen.
    »Stellen Sie ihn dorthin«, ordnete Lucie an, wobei sie kaum zu verstehen war. Joanne schrie wie am Spieß. Erst waren ihre Worte unverständlich, dann waren sie immer besser zu verstehen, bis Joanne ganz deutlich jammerte: »Mama hat mir Aua gemacht!«
    Lucie lief puterrot an. Sie hatte das Gefühl, ein Verbrechen begangen zu haben. Und wie Stella sie ansah! Dieser ständige verstohlene Blick der Haushaltshilfe war Lucie doch schon so lange ein Dorn im Auge. Die Frau ahnte etwas. Dessen war sich Lucie sicherer denn je. Eigentlich hatte sie Stella längst entlassen wollen, aber was, wenn sie dann woanders in Napier in Stellung ging und etwas ausplauderte von dem, was sie über Elisa und deren Kind wusste?
    Nur keine Schwäche zeigen, redete Lucie sich gut zu.
    »Hörst du jetzt auf, so ein Theater zu machen!«, fuhr sie das Kind an. »Nur weil du ein einziges Mal nicht deinen Willen bekommen hast!«
    Joanne war über den scharfen Ton ihrer Mutter so erstaunt, dass sie tatsächlich innehielt. Lucie wandte sich Stella zu, die sie unverwandt anstarrte. »Und Sie brauchen gar nicht so vorwurfsvoll zu gucken! Ich habe ihr einen Klaps auf den Hintern gegeben. Mehr nicht.«
    »Entschuldigen Sie, Misses Bold, aber ich finde, das war längst fällig!«
    Nun war es an Lucie, ihre Haushaltshilfe verblüfft anzusehen.
    »Wollen Sie mich verschaukeln?«
    »Nein, Misses Bold, auf keinen Fall. Ich habe mich nur schon manches Mal im Stillen gefragt, wie lange Sie sich noch zur Sklavin dieses Kindes machen wollen. Elisa war als Kind genauso. Wir waren Nachbarn, und wenn sie ihren Willen nicht bekommen hat, dann war was los, kann ich Ihnen sagen, aber ihr Vater hat es ihr ausgetrieben. Er war ein Trinker und Schläger …« Stella stockte und wurde bleich. »O, entschuldigen Sie bitte, Misses Bold, das ist mir nur so rausgerutscht.«
    Lucie war bemüht, Haltung zu wahren, obwohl sie am ganzen Körper zitterte.
    »Ob Sie Joanne zu meinem Mann bringen könnten? Er ist im Weinberg. Und dann kommen Sie bitte noch einmal zu mir, ja?«
    »Aber selbstverständlich, Misses Bold.« Widerstandslos ließ sich Joanne von Stella an die Hand nehmen und aus dem Zimmer bringen. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, konnte Lucie sich nicht länger beherrschen. Sie schlug ein paar Mal so kräftig mit der Faust auf den Tisch, dass es schmerzte. »Verdammt, alle wissen sie Bescheid, alle!«, murmelte sie, während sie fortfuhr, sich wehzutun. Sie hörte erst auf, als es an der Tür klopfte.
    »Herein!« Sie versuchte, Haltung zu bewahren, als Stella zögernd ins Zimmer kam.
    »Es tut mir leid, Misses Bold, ich, ich hätte das nicht … nicht sagen dürfen«, stammelte die Haushaltshilfe.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Lucie kühl. »Es ist gut, dass es raus ist. Was werden Sie jetzt unternehmen? Wer weiß es noch außer Ihnen?«
    Stella wurde blass. »Keiner außer mir, Misses Bold, ich schwöre, keiner weiß es. Die Hebamme ist am Tag nach Elisas Tod extra nach Meeanee gekommen, um uns davon in Kenntnis zu setzen, dass nun auch das Kind verstorben ist.«
    »Und warum wissen Sie dann Bescheid?«
    Stella senkte den Blick. »Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Wir waren Nachbarn. Ich bin mit Elisa aufgewachsen, und mit jedem Tag, den Joanne älter wird, ähnelt sie ihrer Mutter mehr und mehr. Sie ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Und dann die Art, Sie herumzukommandieren, und diese Wutausbrüche. Das konnte kein Zufall sein.«
    »Und wann wollten Sie Ihr Wissen gegen mich verwenden?« Lucies Stimme bebte.
    Elisa sah Lucie

Weitere Kostenlose Bücher