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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verraucht. Trotzdem würde er der Mutter ihrer Schulfreundin Rosalyn einen kleinen Besuch abstatten. »Du kannst im Wagen bleiben. Ich werde dich nicht blamieren, möchte aber sicherstellen, dass keine Gerüchte mehr über deine Mutter in die Welt gesetzt werden …«
    Joanne hörte ihrem Vater gar nicht mehr zu. »Er hat die eindrucksvollsten Augen, die ich je bei einem Mann gesehen habe …«, seufzte sie. Tom meinte zu erinnern, dass der Sohn vom Doktor allenfalls einen verschlagenen Blick besaß. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Seine Miene erhellte sich. Hatte der Doktor ihm nicht erst kürzlich sein Leid geklagt über den Filius? Toms Miene erhellte sich.
    »Apropos wohlerzogen. Weißt du überhaupt, dass der Doktor mit den schönen Augen ein armes Mädchen heiraten musste, nachdem sie in anderen Umständen war?«
    Joanne lief knallrot an und zog es vor zu schweigen. Tom hielt wenig später vor dem schönen Anwesen der MacMurrays, Rosalyns Eltern.
    »Du kannst im Wagen bleiben«, wiederholte er, doch Joanne würdigte ihn keines Blickes. Schmollend starrte sie aus dem Wagenfenster.
    Tom straffte die Schultern, während er auf den imposanten Eingang zuschritt. Dort kam ihm, bevor er überhaupt an der Haustür klingeln konnte, ein Hausmädchen entgegengeeilt.
    »Ist Misses MacMurray zu Hause?«
    »Bitte, wen soll ich melden?«
    »Tom Bold, Joannes Vater«, knurrte er, bevor ihn die Haushaltshilfe in der Eingangshalle warten ließ. Tom sah sich um. Geschmack hatten sie. Das musste man ihnen lassen, auch wenn die Geschäfte von Mister MacMurray nicht ganz sauber waren. Jedenfalls erzählte man sich das in Napier, aber Tom wollte sich auf keinen Fall von dem Klatsch ebenso beeinflussen lassen wie die anderen vor Ort. Er hatte nur gehört, dass Mister MacMurray Land an weiße Siedler verkaufte, das er den Maori nicht immer auf legalem Weg abgeschwatzt hatte. Man munkelte, er habe momentan ein Auge auf mehrere Besitzungen an der Poverty Bay abgesehen, doch Tom wollte es gar nicht so genau wissen. Außer dass er die MacMurrays unter der Hand mit Flaschenwein belieferte, hatte er nichts mit ihnen zu tun.
    »Mister Bold, wie schön, Sie zu sehen«, flötete Misses MacMurray, während sie förmlich in die Halle schwebte. Ein schwerer Blütenduft hüllte Tom ein. Für einen Augenblick befürchtete er, das Parfum würde ihm sofort die Luft zum Atmen nehmen, aber nichts dergleichen geschah. Das beruhigte ihn sehr, denn das bewies, dass er vorhin keinen echten Anfall erlitten hatte. Und das war in jedem Fall gut, hatte der alte Doktor Thomas ihm versichert, weil jeder weitere Anfall ihn seinem Grab näher bringen würde. Und er hatte dem alten Doktor das Schweigegelübde abgenommen, auf keinen Fall seiner Frau zu verraten, wie schlecht es um ihn stand. Und nun hatte es den Doktor vor ihm erwischt.
    »Kann ich Sie kurz sprechen?«, fragte Tom förmlich.
    »Sicher, kommen Sie bitte in den Salon.«
    Tom folgte Misses MacMurray. Er blieb stehen, denn er wollte sich auf keinen Fall häuslich niederlassen, sondern möglichst schnell auf den Punkt kommen.
    »Misses MacMurray, ich möchte nicht unhöflich sein, aber …«
    »Bitte nehmen Sie Platz.« Sie zeigte auf einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.
    Zögernd tat er, was sie verlangte, und begann sofort, sein Anliegen vorzubringen. Es stand ihm nicht danach, länger hierzubleiben als erforderlich.
    »Es fällt mir nicht leicht, Sie das zu fragen, aber …«
    »Mögen Sie einen Tee?«
    Tom ballte die Fäuste. Nein, er wollte diese Angelegenheit nur so rasch wie möglich hinter sich bringen.
    »Danke«, sagte er bemüht höflich. »Ich habe keine Zeit. Meine Tochter sitzt im Wagen und wartet.«
    »Ach, das hätten Sie gleich sagen sollen. Rosalyn würde sich sehr freuen …«
    »Misses MacMurray!« Sein Ton war so scharf, dass die Dame des Hauses augenblicklich verstummte und ihn irritiert musterte. »Ich habe etwas Dringendes mit Ihnen zu besprechen!«
    »Ich höre«, erwiderte sie sichtlich beleidigt.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass in diesem Haus anlässlich einer Teegesellschaft über meine Frau geredet wurde. Und zwar wurde die Lüge verbreitet, Joanne sei nicht ihre Tochter!«
    Misses MacMurray hob abwehrend die Hände. »Wie kommen Sie darauf, mir so etwas zu unterstellen?«
    »Sie wollen also leugnen, dass unter Ihrem Dach darüber gesprochen wurde?«
    Misses MacMurray stöhnte entnervt auf. »Es ist ja wohl immer noch meine Sache, was an meinem Tisch gesprochen

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