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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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eingestellt? Tom, der nur sehr schwer Arbeit an andere delegieren konnte und lieber alles selbst machte? Ja, der nicht einmal zuließ, dass sein Nachfolger Tommy auf dem Weingut allzu viel zu sagen hatte. Um nicht immer von seinem Vater ausgebremst zu werden, war Tommy sogar für ein paar Wochen zu den Maristenbrüdern in die Lehre gegangen, um von ihnen etwas über den Anbau des roten Weins zu lernen.
    Lucie schreckte aus ihren Gedanken. Sie musste Tom aufhalten. Es wäre eine unsagbare Schmach für die junge Frau, von ihrem Vater in das Haus ihrer Freundin geschleppt zu werden, um die Mutter der Freundin zur Rede zu stellen. Doch es war zu spät. Die Sorge um Tom hatte Lucie für einen Augenblick vergessen lassen, dass ihr Mann zu allem entschlossen war. Sie hörte nur noch den Motor seines Wagens aufheulen.
    Tom biss die Zähne fest zusammen. Joannes Betteln und Flehen, umzukehren, ließ ihn natürlich nicht kalt. Noch nie zuvor hatte er einen solch heftigen Streit mit seiner Tochter gehabt. Er liebte sie, aber es durfte nicht sein, dass die Meute nach seinem Tod wie die Geier über die wehrlose Lucie herfiel. Und Joanne würde niemals zu ihrer Mutter stehen. Wer ihr diese Vorurteile bloß in den Kopf gesetzt hatte? Vielleicht hätten sie dem Mädchen gegenüber weiterhin leugnen sollen, dass Lucie eine Maori war, als sie einst danach gefragt hatte …
    Tom spürte, wie es in seinem Brustkorb enger und die Luft knapper wurde. Normalerweise nahm er in so einem Augenblick seine Tropfen, aber die hatte er in seinem Zorn vergessen. Doch es wurde nicht besser, sodass er einen Umweg über das Haus seines Arztes machte. Seit der alte Doktor Thomas an einem Herzanfall gestorben war, musste es Tom schon sehr schlecht gehen, wenn er die Praxis aufsuchte. Denn seinen Sohn und Nachfolger Bertram Thomas mochte er nicht. Er konnte nicht genau sagen, was ihm an dem jungen Mann missfiel, aber es war Ablehnung auf den ersten Blick gewesen. Deshalb schickte er seine Tochter  vor.
    »Wisch dir noch mal über das Gesicht und sage dem Doktor, du brauchst die Tropfen für Mister Bold.«
    Joanne vergaß ihren eigenen Kummer und fragte erschrocken: »Papa, bist du krank? Mein Gott, du siehst entsetzlich blass aus. Wäre es nicht besser, er würde dich untersuchen?«
    »Kannst du nicht einmal einfach nur das tun, was ich von dir verlange?«, fauchte er. Und Joanne gehorchte.
    Tom lehnte sich auf seinem Sitz zurück und versuchte, gleichmäßig durchzuatmen, wie es ihm Doktor Thomas senior stets geraten hatte. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine Tochter, wie sie an der Tür des Arztes klingelte.
    Doktor Thomas hörte ihr aufmerksam zu, bevor er einen Blick zum Wagen warf und Joanne ihm ins Haus folgte. Ungeduldig fixierte Tom die Haustür. Der Druck auf seine Brust hatte glücklicherweise von allein nachgelassen. Er benötigte keine Tropfen mehr. Umso mehr wunderte es ihn, dass Joanne gar nicht zurückkehrte, nachdem der Arzt sie ins Haus gebeten hatte. Hatte der Doktor gar keine Sorge, dass Tom ohne Medikament im Wagen eine Herzattacke erleiden könnte? Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür wieder. Der Doktor tätschelte Joannes Hand und seine Tochter strahlte. Das missfiel ihm außerordentlich, aber es wunderte ihn nicht. Joanne hatte nach Meinung ihres Vaters einen ziemlich merkwürdigen Geschmack, was die Männerwelt anging. Er hatte nichts übrig für die eingebildeten Knaben, die seine Tochter manchmal zu den Tanzveranstaltungen abholten. Und den Einzigen, der vor Toms Augen Gnade fand, den handfesten und grundehrlichen John Clarke, ignorierte sie, obgleich er gut aussah und mehr Herzensbildung mitbrachte als diese Schnösel aus gutem Haus, mit denen sich seine Tochter so gern umgab.
    Dafür hatte sich Tommy mit dem jungen Mann umso enger angefreundet. Sie teilten ihre Liebe zu den Weinbergen und hegten große Pläne, wie sie die immer strenger werdenden Gesetze in Zukunft umgehen konnten. Es bahnte sich erneut eine Kooperation mit den Brüdern der Mission an, die der Anfrage nach guten Weinen an die Hotels kaum mehr nachkamen.
    Als Joanne in den Wagen stieg, ging ein geradezu unheimliches Leuchten über ihr Gesicht.
    »Was hat dir der Doktor denn eingeflößt?«, fragte Tom, während er das Fläschchen mit den Tropfen entgegennahm.
    »Er ist ein richtiger Mann. Und so charmant und wohlerzogen«, schwärmte Joanne.
    »Ach ja, wohlerzogen?«, murrte Tom, während er anfuhr. Sein Zorn auf Joanne war so gut wie

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