Die Maori-Prinzessin
wird!«
»Nicht, wenn es Lügen über meine Frau sind! Ist es gesagt worden: Ja oder nein? Wenn Sie es weiterhin leugnen, werde ich Ihre Tochter bitten, uns zu erzählen, was sie aufgeschnappt hat. Sie hat es nämlich an Joanne weitergegeben!«
Misses MacMurray wurde blass. »Lassen Sie meine Tochter aus dem Spiel. Sie soll mit diesem ganzen Schmutz …«
»Sie sagen es! Solchen Schmutz möchte ich meiner Tochter auch gern ersparen. Also?«
Misses MacMurray wand sich. »Ja … nein … doch, es wurde gesagt! Aber nun regen Sie sich bitte nicht auf, sondern lassen Sie uns lieber darüber sprechen, was wir angesichts dieser verfahrenen Lage zum Wohl Ihrer Tochter tun können. Ich habe auch schon überlegt, ob wir beide einmal unter vier Augen darüber reden sollten …«
Tom schnappte nach Luft. »Wie meinen Sie das?«
Misses MacMurray rang sich zu einem schiefen Lächeln durch. »Sehen Sie, Joanne leidet darunter, dass Ihre Frau, na, Sie wissen schon … und da wäre es vielleicht besser … also sie würde gern …«
Tom schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass Misses MacMurray aufschrie.
»Sie spielen darauf an, dass meine Frau eine Maori ist, nicht wahr?«
»Nun … aber ich dachte, wenn Joanne die Wahrheit wüsste, dann wäre sie vielleicht erleichtert.«
»Welche Wahrheit?«, brüllte Tom. Er spürte, wie es in seinem Brustkorb immer enger wurde. »Ob Sie mal ein Fenster aufmachen könnten?«, keuchte er. Misses MacMurray tat ihm den Gefallen. Tom atmete tief durch. Die frische Luft linderte seine Pein.
»Welche Wahrheit, Misses MacMurray?«, wiederholte Tom.
»Machen Sie es mir nicht so schwer, Mister Bold, es ist kein Gerücht, weil wir es sozusagen aus erster Hand wissen.«
Tom lachte gequält auf. »Ich war im Nebenraum, als meine Frau mit meiner Tochter niedergekommen ist!«
»Aber die Hebamme Miss Benson hat es beschworen, kurz bevor sie starb. Sie hat es ihrer Schwester gebeichtet.«
»Und das glauben Sie? Das, was diese alte verwirrte Frau auf dem Totenbett von sich gibt? Werte Misses MacMurray, sollten Sie das noch einmal behaupten, dann werde ich ein Gericht bemühen!«, brüllte Tom.
»Was ist denn hier los?«, schrie eine andere männliche Stimme. Misses MacMurray rettete sich in die Arme ihres Mannes Theodore. »Was fällt Ihnen ein, meine Frau so zu beschimpfen?«
Tom fasste sich ans Herz. Von einer Sekunde auf die andere war seine Brust wie zugeschnürt, sodass er kaum noch Luft bekam. Nichtsdestotrotz rief er: »Ihre Frau setzt das Gerücht in die Welt, dass meine Frau nicht die Mutter unserer Tochter ist! Ich verlange, dass das sofort aufhört. Sonst, sonst …« Tom wankte ans Fenster und versuchte durchzuatmen, was ihm aber nicht gelang.
Mister MacMurray befreite sich grob aus der Umklammerung seiner Frau. »Wie oft habe dir gesagt, du sollst dich mit den Tratschweibern nicht gemein machen. Wenn du ihnen den Rücken zudrehst, dann ziehen sie über uns her. Ich verlange, dass du dich bei den Bolds entschuldigst …« Er hielt inne, denn vom Fenster kam ein lautes Stöhnen. Dann sackte der große, breitschultrige Mann vor seinen Augen in sich zusammen wie ein nasser Sack. »Mister Bold«, schrie Mister MacMurray. »Wir brauchen einen Arzt, verdammt!«
Mister MacMurray hockte sich neben Tom, der sich stöhnend ans Herz fasste. »Schicken Sie meine Tochter zu Doktor Thomas«, keuchte Tom.
»Hast du nicht gehört, was Mister Bold gesagt hat. Jemand soll Doktor Thomas holen!« Misses MacMurray rannte aus dem Zimmer, während Theodore bei Tom blieb. »Seien Sie ganz ruhig. Es wird alles wieder gut. Meine Frau wird so etwas nie wieder tun. Ich verspreche es! Bitte halten Sie durch … halten Sie durch«, stammelte Mister MacMurray hilflos, bevor er umständlich sein Taschentuch hervorkramte und Tom die schweißnasse Stirn trockenwischte.
»Sie ist unsere Tochter«, krächzte Tom.
»Aber das bezweifelt auch keiner«, erwiderte Mister MacMurray. »Sie dürfen sich nicht aufregen. Bleiben Sie ganz ruhig!«
Tom aber erlebte das alles nur wie durch einen Nebel: das besorgte Gerede von Mister MacMurray, die entsetzte Miene seiner Frau, Joannes Tränen und die hektische Betriebsamkeit des jungen Arztes.
Erst als er viel später in seinem Bett erwachte, fiel ihm alles wieder ein. Er öffnete die Augen. Lucie hielt seine Hand. Sie hatte geweint.
»Meine Liebe, es ist alles gut. Niemand wird je wieder behaupten, sie sei nicht unsere Tochter«, ächzte er.
»Nicht reden!«, bat
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