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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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hast so schönes helles Haar.«
    »Eben! Zu hell. Im Gegensatz zu meinem Bruder, der immer dunkler geworden ist. Der sieht ja schon aus wie ein halber Maori.«
    »Das lässt sich nicht vermeiden, wenn die Mutter eine Maori ist, aber du kommst eben ganz nach deinem Vater.«
    »Mutter, ich glaube dir kein Wort. Sieh mir in die Augen!«
    Lucie tat klaglos, was Joanne verlangte. Wenngleich ihr bei dem kalten Blick, mit dem ihre Tochter sie musterte, ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte, konnte sie ihr Unbehagen nach außen verbergen.
    »Mutter? Sag es mir offen! Hast du mich geboren?«
    »Wie oft soll ich es dir noch sagen! Ja, und noch einmal ja! Oder wäre dir lieber, du wärest adoptiert?«
    »Ja, ich würde alles tun, um auch ein Foto meiner Mutter bei mir zu tragen und jedermann zu zeigen, wie schön sie ist.«
    »Deine Mutter ist die schönste Frau, die mir je begegnet ist«, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Joanne fuhr herum und flog ihrem Vater weinend in die Arme.
    »Aber sie ist keine Pakeha«, schluchzte sie. »Alle Welt redet über Mom. Meine Freundinnen machen Witze, wo sie ihr Flachsröckchen hat und ob wir zu Hause den Haka tanzen.«
    Tom befreite sich aus der Umarmung und musterte seine Tochter streng: »Und darauf gibst du etwas? Mehr als auf die Liebe deiner Eltern? Wir haben immer alles für dich getan. Und wir haben dir nie verschwiegen, dass Lucie Maoriwurzeln besitzt. Was willst du eigentlich? Und überhaupt, wo leben wir denn? Diese Ehen wurden vielleicht vor zwanzig Jahren hin und wieder kritisch beäugt, aber nicht mehr heute. Wer das macht, gehört nicht zur feinen Gesellschaft!«
    »Du bist ja nicht dabei, wenn sie ihre Bemerkungen machen«, heulte Joanne auf. »Ich will, dass sie es endlich zugibt, dass sie nicht meine Mutter ist! Es ist die Wahrheit, Vater! Sagt es mir doch!«
    Tom wurde leichenblass. Er schien nicht so gut auf den Augenblick vorbereitet zu sein, auf den Lucie schon seit Jahren gewartet hatte. Im Gegenteil, er war fassungslos.
    »Was redest du denn da für einen ausgemachten Unsinn?«, brüllte er so laut, dass Joanne vor Schreck zusammenzuckte.
    »Aber, ich … ich weiß es! Rosalyns Mutter hat es bei einer Teegesellschaft erzählt.«
    »Teegesellschaft!«, gab Tom abschätzig zurück. »Schluss jetzt! Ich will nichts mehr davon hören, verstanden?«
    Lucie tat Tom fast ein wenig leid. Offensichtlich überforderte es ihn gehörig, dass Joanne ihn nach so vielen Jahren schonungslos mit der längst verdrängten Wahrheit konfrontierte. Sie machte sich in letzter Zeit ohnehin große Sorgen um ihn. Er sah schlecht aus und war schnell erschöpft. Doch jedes Mal, wenn sie ihn darauf ansprach, rang er sich zu einem Lächeln durch und versicherte ihr, dass es ihm blendend ging. Nun war er aschfahl im Gesicht. Er wirkte plötzlich wie um Jahre gealtert.
    »Wir sind deine Eltern, basta. Und wer das Gegenteil behauptet, lügt!«
    »Rosalyn hat es mit eigenen Ohren gehört!«, widersprach Joanne erneut trotzig.
    »Jetzt ist aber endgültig genug!«, schrie Tom außer sich vor Zorn. »So, und jetzt fragen wir die Dame, wie sie dazu kommt, solchen Unsinn zu verbreiten!« Er packte seine Tochter am Oberarm und zog sie mit sich.
    »Aber Tom, nun lass. Wir können das ganz friedlich regeln. Wir müssen doch nicht gleich … ich meine … die Pferde scheu machen«, stammelte Lucie.
    »Über dich wird keiner ungestraft Lügen verbreiten!«, schrie Tom. »Und ich werde diesen sogenannten Ladys jetzt für alle Zeiten ihr dummes Maul stopfen!«
    »Bitte, Papa, nein«, protestierte Joanne verzweifelt, aber ihr Vater schien finster entschlossen.
    »Ich schwöre, ich sage so etwas nie wieder«, jammerte Joanne.
    »Tom, hör doch, sie wird es nie wieder tun. Nun bring sie nicht in solche Verlegenheit«, mischte sich Lucie ein, deren weiches Herz wie so oft vor Mitleid für Joanne schlug.
    »Nein, ich werde der Lady ein für alle Mal das Maul stopfen. Wie soll das denn werden, wenn ich eines Tages nicht mehr da bin, dich zu beschützen? Nein, Lucie, ich werde das jetzt regeln, damit dir so etwas niemals mehr widerfährt!«
    Erneut rieselte Lucie ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Wenn er sich bereits konkrete Gedanken darüber machte, dass er sie in absehbarer Zeit allein zurücklassen würde … Lieber Gott, mach, dass es nicht wahr ist, betete Lucie. Und doch schien es die Wahrheit zu sein. Tom war krank. Hatte er deswegen den jungen Winzer John Clarke als seine rechte Hand

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